Neue Besen kehren gut, sagt das Sprichwort. Aber bringen neue Manager den Aktionären Freude? «Finanz und Wirtschaft» stellt die Unternehmen vor, wo viel Hoffnung auf neuen Managern ruht.
» Aryzta wird wohl wieder enttäuschen
» DKSH-Anleger müssen auf Thailand achten
» Lindt & Sprüngli hat US-Potenzial abzuklopfen
» Nestlé sucht frische Impulse
» Richemont will mit neuen Chefs wieder wachsen
» Sunrise stemmt sich gegen den Umsatzdruck
Aryzta wird wohl wieder enttäuschen
Die Ausgangslage
An der Generalversammlung vom 13. Dezember haben die Aktionäre von Aryzta (ARYN 44.57 -0.04%), trotz einigem Widerstand, Gary McGann zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Der 66-jährige Ire löst den bald 80-jährigen Iren Denis Lucey ab.
Die Investoren erwarten von McGann, dass er dem Management um CEO Owen Killian Beine macht und den umstrittenen Picard-Deal überprüfen lässt und allenfalls rückgängig macht: Aryzta hat 2015 eine 49%-Beteiligung an dieser französischen Tiefkühlkette erworben und hat die Option, ab 2019 die restlichen 51% zu kaufen.
Das Szenario
Der Backwarenhersteller Aryzta hat häufig enttäuscht, wie mit dem organischen Umsatzrückgang im Quartal per Ende Oktober. Im Markt gibt es Hoffnungen auf einen Wechsel im Management. Sie dürften sich vorderhand kaum erfüllen. Der neue VR-Präsident wird CEO Killian eine gewisse Zeit einräumen, sich zu beweisen.
Die Einschätzung
Die Aktien haben sich vom Junitief erholt, sie gelten als günstig bewertet. Der Backwarenhersteller wird den Markt aber wieder enttäuschen, das Vertrauen in die Führung wird leiden. Unter den Umständen sind auch Hoffnungen auf eine Übernahme – als mögliche Käuferin wird gern die mexikanische Grupo Bimbo (BIMBO A 2.15 -1.38%) genannt – wenig realistisch. Aryzta bleiben mit grossen Risiken behaftet. (AK)
DKSH-Anleger müssen auf Thailand achten
Die Ausgangslage
Bisher hat DKSH (DKSH 69.05 -0.07%), entstanden 2002 aus der Fusion der Handelshäuser Diethelm Keller und SiberHegner, lediglich einen CEO gehabt: Jörg Wolle. Unter ihm wurde das Geschäftsmodell neu definiert und eine spezielle Kategorie geschaffen: Marktexpansionsdienstleistungen.
Nach der Generalversammlung am 23. März 2017 wird «Herr DKSH» das Amt als Konzernchef abgeben, an den 48-jährigen Deutschen Stefan Butz, der vom britischen Warenprüfer Intertek (ITRK 45.6 -2.67%) kommt.
Das Szenario
Der Führungswechsel ist gut vorbereitet. Butz tritt schon am 1. Januar 2017 in die Konzernleitung von DKSH ein und erhält dabei die Verantwortung für Strategie, das Digitalgeschäft und Marketing Kommunikation. Zugleich übernimmt Martina Ludescher, zuständig für Unternehmensentwicklung, die neue Funktion des Chief Commercial Officers. Um die strategische Kontinuität zu gewährleisten, wird Wolle im März ausserdem Verwaltungsratspräsident.
Die Einschätzung
Die Wachablösung geht ohne Probleme über die Bühne, sie fällt aber in eine heikle Zeit. Der Tod von Thailands König gilt als einschneidendes Ereignis für das südostasiatische Land, mit rund 33% Umsatzanteil der wichtigste Markt von DKSH. Die weitere Entwicklung in Thailand birgt ein gewisses Risiko für die Aktien. (AK)
Lindt & Sprüngli hat US-Potenzial abzuklopfen
Die Ausgangslage
Der Schokoladehersteller steht seit Herbst unter neuer Leitung. Dieter Weisskopf hat das Steuer übernommen. Vorgänger Ernst Tanner beschränkt sich auf das VR-Präsidium. Weisskopf kennt Lindt bestens, ist er doch seit 1995 Mitglied der Geschäftsleitung.
Als Finanzchef organisierte er zuletzt die grösste Transaktion der Firmengeschichte, den Kauf von Russell Stover in den USA. Nach der Integration geht es nun darum, das Potenzial des Neuzugangs in den USA auszuschöpfen.
Das Szenario
Lindt & Sprüngli (LISN 60655 0.39%) ist durch die Milliardenübernahme zur Nummer drei in den USA avanciert. Die Profitabilität von Russell Stover lässt noch zu wünschen übrig, sollte sich aber nach der Sortimentsbereinigung verbessern. Ihre Spezialität, das Feiertagsgeschäft, wird mit dem Marketing-Know-how von Lindt an Schubkraft gewinnen. Die Wachstumsdelle in den USA dürfte so ausgebügelt werden.
Die Einschätzung
Die Aktien Lindt & Sprüngli haben im Jahresverlauf spürbar korrigiert. Das schwächere organische Wachstum stimmte die Investoren zurückhaltend. Auch litten die Papiere unter der Sektorrotation, die defensive Werte benachteiligte. Erst in den letzten Tagen setzten sie sich vom Jahrestief ab. Die Bewertung ist mit einem KGV 2017 von 27 (PS) und 31 (Na.) weiter stattlich. Qualität hat ihren Preis. (GA)
Nestlé sucht frische Impulse
Die Ausgangslage
Am 1. Januar beginnt Ulf Mark Schneider als CEO von Nestlé (NESN 72.9 0.07%). Seit September ist der Deutsche in Vevey und lernt den Nahrungsmittelkonzern von innen kennen. Er ist erst der zweite Chef in der Geschichte von Nestlé, der von aussen kommt. Dreizehn Jahre lang war Schneider CEO von Fresenius (FRE 72.9 0.11%).
Dank Übernahmen und aus eigener Kraft haben sich Umsatz und Gewinn des deutschen Gesundheitskonzerns in dieser Zeit vervielfacht. Schneider soll die Ausrichtung von Nestlé auf Gesundheit beschleunigen. Das Unternehmen mit Marken wie Cailler, Thomy und Nescafé braucht frische Impulse. Zum vierten Mal in Folge wird der Konzern dieses Jahr das Ziel verpassen, pro anno organisch 5 bis 6% zu wachsen.
Das Szenario
Schneider wird rasch Massnahmen ergreifen. Als Erstes wird er das Portfolio optimieren wollen. Das Geschäft mit Tiefkühlmalzeiten in Nordamerika dürfte verkauft werden. Gefrorene Pizzas und Fertiggerichte passen schlecht zum Image eines auf Gesundheit bedachten Konzerns. Gleiches gilt für die Beteiligung am Kosmetikunternehmen L’Oréal (OR 170.6 -0.18%) im Wert von 23 Mrd. Fr. Ein Verkauf ist wahrscheinlich. Er wird aber erst dann über die Bühne gehen, wenn Nestlé die Milliarden auch wieder strategisch investieren kann. Sinnvolle Ergänzungen wären beispielsweise das Gesundheitsgeschäft von Danone (BN 59.67 -0.07%) und Abbott.
Die Einschätzung
Seit zwei Jahren kommen die Aktien von Nestlé kaum vom Fleck. Der Euphorie nach der Ernennung von Schneider im Sommer folgte die Ernüchterung nach enttäuschenden Quartalszahlen. Nestlés Kriegskasse ist prall gefüllt, und der neue CEO hat bewiesen, geschickt akquirieren und integrieren zu können. Zudem bringt er viel Erfahrung aus dem Gesundheitssektor mit. Die Mischung von Qualitätsaktie und Wachstumsfantasie klingt vielversprechend. (ML)
Richemont will mit neuen Chefs wieder wachsen
Die Ausgangslage
Angesichts des Gewinn- und Umsatzeinbruchs im laufenden Geschäftsjahr hat Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert durchgegriffen. Der auf Ende März 2017 zurücktretende CEO Richard Lepeu wird nicht ersetzt.
Dafür schafft Rupert erstmals in der Richemont-Geschichte zwei Divisionenchefs: Der bisherige IWC-CEO Georges Kern wird neuer globaler Uhrenchef von Richemont (CFR 67.15 -0.3%), die übrigen Bereiche werden von Jérôme Lambert überwacht, dem bisherigen Leiter von Montblanc.
Das Szenario
Die organisatorische Neuorientierung bringt Richemont eine höhere Schlagkraft – vor allem im derzeit schwächelnden Uhrengeschäft. Die bisherige fast ausnahmslose Autonomie der «Maisons» genannten Uhrenmarken wird beschnitten. Kern, der bereits IWC in den vergangenen Jahren auf die Erfolgsspur gebracht hatte, wird verstärkt Synergien zwischen den verschiedenen Marken fördern.
Die Einschätzung
Die Reorganisation allein bringt Richemont nicht zurück auf die Erfolgsspur. Seit Jahresbeginn haben die Aktien wegen des schwächelnden Schweizer Uhrensektors 7% eingebüsst. Erst wenn sich das Umfeld für Luxusuhren bessert, werden sich die Veränderungen in den Geschäftszahlen niederschlagen und dem Aktienkurs Schub nach oben verleihen. (MEI)
Sunrise stemmt sich gegen den Umsatzdruck
Die Ausgangslage
Seit April dieses Jahres hat der Telecomkonzern Sunrise (SRCG 65.85 0.23%) mit Peter Kurer einen neuen Verwaltungsratspräsidenten, seit Mai mit Olaf Swantee einen neuen CEO. Auch sitzen zwei Vertreter des neuen Grossaktionärs Freenet (FNTN 26.215 -0.04%) (24,6%) seit 2016 im Verwaltungsrat.
Der deutsche Mobilfunkanbieter übernahm im Frühjahr die verbleibenden Anteile des früheren Eigners CVC Capital Partners. Der Finanzinvestor hatte Sunrise 2015 an die Börse gebracht.
Das Szenario
Sunrise-CEO Olaf Swantee will die Umsatzerosion stoppen – ein Problem, mit dem die gesamte Telecombranche kämpft. Bisher mit Erfolg: Das Minus betrug im dritten Quartal 1,9%, nach einem Rückgang von 3,2% von April bis Juni sowie von 8,8% im ersten Jahresviertel. An der starken Stellung von Swisscom (SCMN 453 -0.18%) kann Sunrise jedoch maximal rütteln, der Abstand ist gross. Investoren hoffen auf die progressive Dividendenpolitik, die zur Publikumsöffnung angekündigt wurde.
Die Einschätzung
Weitere operative Fortschritte würden dem Aktienkurs von Sunrise auf die Sprünge helfen, der seit über einem Jahr mehrheitlich unter dem Emissionspreis des Börsengangs liegt. Wie andere defensive Titel gerieten auch die Sunrise-Valoren ab November unter Druck. Die erwartete Dividendenrendite von mehr als 5% für 2016 ist jedoch attraktiv. (CC)
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