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15:15 Uhr - 21.08.2014

S+B-Chef Iller: «Werden Margen weiter steigern»

Der neue Chef von Schmolz + Bickenbach, Clemens Iller, sieht den Stahlhersteller auf gutem Weg, wie er im Interview mit der FuW erklärt. Das Gerücht, S+B wolle für die ThyssenKrupp-Tochter VDM bieten, dementiert er.

Der Spezialstahlhersteller Schmolz + Bickenbach (STLN 1.4 2.19%) (S+B) hat im zweiten Quartal die Erwartungen in etwa erfüllt. Das Umfeld ist aber von Preisdruck geprägt, so dass der Umsatz trotz Absatzsteigerung gesunken ist. CEO Clemens Iller führt im Gespräch aus, wie sich die Abnehmerbranchen entwickeln und erläutert die Portfoliostrategie.

Herr Iller, S+B hat im ersten Quartal die Bruttomarge verbessert. Wie nachhaltig ist dieser Fortschritt?
Wir sind mit unserem Effizienzsteigerungsprogramm auf einem sehr guten Weg, was sich nun in einer höheren Bruttomarge niederschlägt. Es geht dabei nicht nur um die Produktionskosten, sondern beispielsweise um Markt- und Kundenmassnahmen, und es wurden auch Stellen abgebaut. Insofern sind die Effekte nachhaltig. Das Programm zur Steigerung der Effizienz läuft ausserdem weiter, sowohl im Bereich Produktion als auch im Bereich Sales & Services. Wir haben da noch einiges zu tun und werden weitere positive Margeneffekte erzielen können.

Wie entwickelt sich die Nachfrage in den einzelnen Abnehmerbranchen?
In der Automobilindustrie sind die Aussichten in unseren Kundengruppen gut, im Maschinenbau gibt es dagegen Anzeichen einer leichten Abschwächung. Sehr gut läuft das Geschäft in den USA und Kanada im Öl- und Gassegment. Hier sorgt das Fracking für viel Dynamik. Wir könnten dort sogar mehr Mengen absetzen, wenn es produktionstechnisch möglich wäre. In der Schmelze haben wir noch Kapazitäten, hinsichtlich der Weiterverarbeitung gehen wir gerade verschiedene Optionen durch.

Wie gehen Sie mit dem Klumpenrisiko um, wenn das Fracking für vielleicht drei Viertel des Nordamerika-Geschäfts verantwortlich ist?
So hoch ist der Anteil nicht. In Bezug auf Klumpenrisiken haben wir keine Sorgen. Wir legen nicht alle Eier in einen Korb, sind ausbalanciert und nicht von einer Kundengruppe abhängig.

Früher hiess es mal, Grossaktionär Victor Vekselberg werde als Türöffner fungieren und Chancen in Russland eröffnen. Wie sehen hier Ihre Pläne aus?
Ich glaube nicht, dass diese Erwartungshaltung von uns geschürt wurde. Fakt ist, dass sich die Grossaktionäre bei uns nicht um das operative Geschäft kümmern. Russland hat für S+B mit einem marginalen Absatzanteil bislang eine geringe Bedeutung und spielt auch in der Beschaffung  keine besondere Rolle. Wenn wir etwas in Russland machen wollen, machen wir das, weil wir es für sinnvoll halten. Aber derzeit steht das nicht auf der Agenda, im Moment ist der Markt für uns nicht übermässig interessant.

Die Distribution Deutschland mit rund 600 Mio. € Umsatz steht auf dem Prüfstand, respektive zum Verkauf. Der VR hatte angekündigt, im zweiten Quartal eine Entscheidung zu treffen. Was gibt es Neues?
Der Verwaltungsrat hat am 22. April 2014 beschlossen, den Verkaufsprozess einzuleiten. Die Einheit passt strategisch nicht zu S+B, aber es besteht kein Zwang, sie möglichst schnell abzustossen. Wir haben unverbindliche Angebote bekommen, aus der Industrie und von Finanzinvestoren. Zu einem möglichen Preis möchte ich mich nicht äussern, halte aber fest, dass sich das Geschäft gut entwickelt, auch dank der laufenden Restrukturierungs- und Effizienzsteigerungsprogramme. Die Fortschritte sind grösser als gedacht, weshalb wir davon ausgehen, einen guten Preis zu erzielen.

VR-Präsident Edwin Eichler und Sie selbst kamen von ThyssenKrupp zu Schmolz + Bickenbach. Jüngst gab es Gerüchte, S+B sei an der von ThyssenKrupp zum Verkauf gestellten VDM, einer Herstellerin von Metall-Legierungen und Spezial-Edelstählen, interessiert. Gehen Sie auf Einkaufstour?
Wir beschäftigen uns nicht mit VDM. S+B entwickelt sich in die richtige Richtung, operativ und finanziell. Es macht mich stolz, wenn wir mit solchen Investitionen in Verbindung gebracht werden, aber es ist doch klar: Wir hatten schwierige Jahre und sind jetzt dabei, wieder Luft zu kriegen. Wir wollen erst einmal unsere Hausaufgaben vollständig erledigen und liefern. Dann werden wir uns überlegen, wie es weiter geht.

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