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13:43 Uhr - 19.10.2020

Inflationsängste stützen Bitcoin-Markt

Der Bitcoin-Preis ist aus dem Seitwärtstrend ausgebrochen und handelt wieder über 11'000 $.

In den letzten Wochen vor den amerikanischen Wahlen sind die Anleger «bullish». In den USA wird über die Höhe des Stimulus-Pakets gestritten. Sicher ist, dass die Dollar-Liquiditätsschwemme kommen wird. Die Märkte rechnen damit und haben sie bereits eingepreist.

Die Inflationsängste der Anleger nehmen weiter zu, was sich auch im Goldpreis spiegelt, der aus seinem zweimonatigen Abwärtstrend ausbrach. Die Nachfrage nach Gold-ETF verzeichnet im bisherigen Jahresverlauf mit 1000 Tonnen bereits jetzt einen neuen Rekord. Das Ziel der amerikanischen Zentralbank ist 2% Inflation, und der Weg zu diesem Ziel wurde klar kommuniziert: mittels Abwertung des Dollars (sprich via Inflation). Diese Entwicklung ist nicht auf die USA beschränkt, sondern wird zu einem globalen Trend. Je mehr Investoren sich mit Inflations-Hedges eindecken, umso stärker wird dies die Preise von Bitcoin (Bitcoin 11513.029753 1.46%) sowie Edelmetallen und weiteren harten Vermögenswerten beflügeln.

Bitcoin, die Reserve für Unternehmen

Michael J. Saylor brach mit MicroStrategy vor ein paar Wochen die Lanze als erstem kotierten Unternehmen, das seine Dollar-Reserven in 38’250 Bitcoins (heutiger Wert knapp 438 Mio. $) wechselte.  Jack Dorsey (Twitter (TWTR 45.81 -0.48%) & Square) zog mit seinem Zahlungsanbieter nach und allozierte 50 Mio. $ Reserven in 4709 Bitcoins (heutiger Wert knapp 54 Mio. $). Dorsey als Open-Source-Verfechter publizierte unter dem Titel «Square, Inc. Bitcoin Investment Whitepaper» eine simple Anleitung, wie weitere Konzerne ihre Fiat-Währungsreserven vor Inflation schützen können.

Gemäss Bitcoin Treasuries halten kotierte Unternehmen einen Bestand von 66’375.1 Bitcoins mit klar steigender Tendenz. Werden die Bestände von privaten Unternehmen und Investment-Vehikeln dazu gezählt, belaufen sich die Bestände auf gar 620’030 Bitcoins, oder knapp 3% des Gesamtangebots an Bitcoins, die mit einer langfristigen Zeitpräferenz gehalten werden.

Jedes zusätzliche Unternehmen, das sich zugunsten von Bitcoin von Fiat-Währungen verabschiedet, reduziert die am Markt verfügbaren Bitcoins weiter. Diese Verknappung der Bitcoins zeigt sich bereits in den tieferen Bitcoin-Beständen an den Krypto-Börsen. Glassnode-Statistiken illustrieren, dass seit Juni 2020 über 187’000 Bitcoins von den fünf grössten Börsenplätzen abgezogen wurden.

Der Krypto-Markt ist bullish

Der Fear & Greed Index, der mit einer simplen Zahl die Emotionen und die Sentiments des Krypto-Marktes misst, stand die letzten Wochen wieder auf Gier. Dieser Sentiment-Wechsel von Angst auf Gier ist mit dem Erobern und Halten der 11’000-$-Marke verbunden; wie auch mit der langsam, aber stetig steigenden Akzeptanz und Adaption von Bitcoin.

JPMorgan begrüsste das Engagement von Square wie auch MicroStrategy in einem Anlagekommentar als Indiz für eine Reifung des Krypto-Marktes und des Mehrwerts von Bitcoin gegenüber Fiat-Währungen. Die Investmentbank ist überzeugt, dass weitere Unternehmen eine Diversifizierung aus Fiat-Währungen evaluieren und vollziehen werden. Die Folgen dieser Entwicklung sind im heutigen Bitcoin-Kurs noch nicht enthalten.

Schleichende Regulierung

Die Anschuldigungen an die Adresse von Bitmex waren in der letzten Berichtsperiode ein Thema. Der Bitcoin-Markt hat heute einen Reifegrad, der es erlaubt, dass der Preis diese schlechten News wegsteckt. Trotzdem: Die Krypto-Regulierung gewinnt an Momentum. Die FCA in England publizierte neue Regeln, die den Verkauf von Krypto-Derivaten an Retail-Anleger untersagt. Die Begründung des Regulators ist intellektuell schwach, bevormundend und inkonsistent mit Bezug auf andere Vermögenswerte oder -instrumente.

Genannt werden die fehlende Basis für eine adäquate Bewertungsgrundlage von Kryptos, die hohe Volatilität und das fehlende Verständnis der Anleger. Die FCA beziffert den durch die Regulierung verhinderten Schaden auf 53 Mio. £ für Retail-Anleger. Die Herleitung dieser Zahl durch den Regulator bleibt ein Geheimnis.

Gleichzeitig muss betont werden, dass ein Bitcoin-Derivat ein anderes Risikoprofil hat als ein Bitcoin. Anleger auf den herkömmlichen Märkten erfuhren dies in der globalen Finanzkrise von 2008. Lehman-Brothers-Zertifikate und Derivate wurden wertlos ausgebucht, auch wenn der Basiswert im Zertifikat nach wie vor einen Wert hat.

CBDC gewinnt an Momentum

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlichte in Zusammenarbeit mit sieben Zentralbanken (inklusive SNB (SNBN 4740 0%)) eine Studie zu den Grundprinzipien von Central Bank Digital Currency (CBDC).

Die drei Schlüsselanforderungen aus dem Report sind: CBDC müssen mit Bargeld und weiteren Geldarten in einem flexiblen und innovativen Zahlungssystem koexistieren. CBDC muss die Ziele der Regulatoren unterstützen und darf die monetäre und finanzielle Stabilität nicht gefährden. Und die CBDC-Eigenschaften sollen Innovation und Effizienz unterstützen. Kurz darauf veröffentlichte die G20 in Zusammenarbeit mit der EU und dem IWF einen Report zu den Rahmenbedingungen für CBDC im Finanzsystem.

Die derzeitige amerikanische Regierung erklärte «Distributed Ledger Technology» (DLT), die Technologie hinter Bitcoin, Blockchain und Digital Assets, im National Security Council (NSC) als eine der 20 Schlüsselbereiche, um die technologische Überlegenheit von Amerika gegenüber China und Russland zu gewährleisten.

Während wir uns im Westen alle Zeit der Welt mit Innovation lassen, lancierte China bereits vor Monaten eine staatlich-sanktionierte Blockchain-Infrastruktur-Plattform, Blockchain-based Service Network (BSN), mit dem Ziel, der einzig echte globale Infrastrukturanbieter zu werden. Für zukünftige Nutzer stellt sich die kritische Frage: Was sind die Datenschutzfunktionen der jeweiligen Central Bank Digital Currency?

Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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