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14:40 Uhr - 14.11.2014

Deutschland punktet im Renminbi-Clearing

In Frankfurt kann ab Montag die chinesische Währung abgewickelt werden. Für Firmenkunden mit China-Exposure bringt dies Vereinfachungen.

Es ist eine Premiere im Renminbi-Handel in Europa. Für Unternehmen und Investoren wird die Abwicklung von Geschäften in der chinesischen Währung ab Montag spürbar einfacher. Mit etwa einem halben Jahr Verzögerung startet am Montag das Offshore-Renminbi-Clearing-Zentrum in Frankfurt als erstes in Europa. Die Bank of China, welche die dafür von China benannte Clearingstelle ist, hat zudem am Freitag die Zulassung als Handels- und Clearing-Teilnehmerin für den Kassamarkt der Deutschen Börse erhalten. Chinesische Emittenten erhalten damit in Deutschland direkten Kapitalmarktzugang.

Die Umsetzung sei sehr schnell und früh geschehen, heisst es in Bankkreisen, dabei wird auf die Unterstützung durch die Deutsche Bundesbank verwiesen. Rückenwind kam aus der Politik – nicht zuletzt, weil China grösster aussereuropäischer Handelspartner ist (Exporte 2013: 67 Mrd. €; Importe: 75 Mrd. €).

Commerzbank (CBK 11.4 0.18%) und Deutsche Bank (DBK 23.827 0.32%) – weitere folgen – bieten über das Clearing-Zentrum ihren Kunden die direkte Abwicklung von Zahlungsaufträgen in Renminbi in ihrer Zeitzone an. Damit kann ein Geschäft mit einer chinesischen Gegenpartei leichter abgewickelt werden. Durch den besseren Zugriff auf Guthaben vor Ort ist abgesehen von Kostenersparnissen auch ein einfacheres Liquiditätsmanagement möglich. Generell soll die Liquidität im Offshore-Renminbi-Handel steigen. Auch Schweizer Kundschaft kann prinzipiell als «Devisenausländer» das Clearing-Zentrum am Main nutzen.

Deutsche Bank mit globalem Führungsanspruch

Gängige Prognosen, unter anderem auch von der Renmin University Peking, lassen erwarten, dass der Renminbi in den nächsten fünf bis zehn Jahren nach Dollar und Euro zur drittwichtigsten Handelswährung wird. Im Kampf um diesen potenziell grossen Markt hat Frankfurt damit Terrain gegenüber Luxemburg und London, aber auch der Schweiz gutgemacht.

Den Führungsanspruch im Offshore-Renminbi-Markt hat insbesondere die in Frankfurt ansässige Deutsche Bank. Werner Steinmüller, Head of Global Transaction Banking, sagte in einem Pressegespräch Mitte Oktober, sein Haus wolle «die führende Universalbank im globalen Offshore-Renminbi-Markt» werden.

Die Voraussetzungen dafür sind gut: Das Institut hat bereits eine Clearing-Lizenz für Schanghai erhalten, sodass Renminbi-Transaktionen nicht mehr über Hongkong abgewickelt werden müssen, und in China sechs Filialen eröffnet. In Hongkong beschäftigt die Deutsche Bank zehn Mitarbeiter, die sich mit dem Aufbau einer geeigneten Infrastruktur befassen, über die etwa elektronisch Zahlungen abgewickelt werden können. Im Fondsgeschäft besteht eine Kooperation mit Harvest Fund Management China.

Arbeitsteilung zwischen Luxemburg und Frankfurt

Im Wettbewerb um die mit der chinesischen Währung verbundenen Finanzströme gibt es in Kontinentaleuropa eine inoffizielle Arbeitsteilung zwischen Frankfurt und Luxemburg: Frankfurt unterstützt die Finanzierung von Handelsgeschäften und will im Kreditgeschäft – etwa durch die Emission von Yuan-denominierten Anleihen (Goethe-Bonds) – die Nase vorn haben. Luxemburg spezialisiert sich mehr auf das Vermögensverwaltungs- und das Fondsgeschäft.

Beide zusammen konkurrenzieren ihrerseits den Finanzplatz London, der traditionell enge Beziehungen zu Hongkong hat und damit bereits eine dominante Stellung als europäischer Renminbi-Hub einnimmt. Zwar ist das Clearing-Zentrum in London, das von der China Construction Bank betrieben wird, noch nicht eröffnet worden. Doch bieten einige Banken auf eigenen Clearing-Plattformen diese Möglichkeit an, wie etwa die britische Bank Standard Chartered (STAN 954.6 -0.88%), die mit der Agricultural Bank of China kooperiert.

Sowohl Frankfurt wie London nehmen auch am Renminbi Qualified Foreign Institutional Investor Program teil, das heisst, lokale Investoren können direkt bis zu einer bestimmten Maximalsumme in chinesische Wertpapiere investieren. Auch Luxemburg soll bis Ende Jahr teilnehmen.

Schweiz hinkt hinterher

Auch die Schweiz hat Ambitionen, an der schrittweisen Entwicklung des Renminbis zur Weltwährung teilzuhaben. Zwar gibt es bereits ein Swap-Abkommen zwischen der SNB (SNBN 1083 -3.3%) und der People’s Bank of China, doch nach wie vor fehlt eine chinesische Clearingbank.

Gemäss einer Studie der Renmin University bietet die Schweiz in Europa eigentlich die besten  Voraussetzungen für einen Offshore-Renminbi-Hub, unter anderem wegen des Freihandelsabkommens. Doch die praktische Umsetzung hapert. Bereits heute hat der Renminbi einen höheren Anteil in Handelsgeschäften als der Schweizer Franken.

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