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18:56 Uhr - 25.07.2016

Bär-CEO: «Wir schreiben ein neues Kapitel»

Boris Collardi, Chef von Julius Bär, über die Wachstumsinitiative der Privatbank und wie sein Institut sowohl von der Krise der Credit Suisse profitiert als auch darunter leidet.

Julius Bär (BAER 41.09 2.91%) konnte am Montag ein solides Halbjahresergebnis präsentieren. Doch das Umfeld für Vermögensverwalter bleibt angespannt. CEO Boris Collardi setzt dennoch auf Wachstum und will in Zukunft vor allem in Asien das Geschäft so profitabel wie in der Schweiz betreiben.

Herr Collardi, Sie stellen dieses Jahr so viele Kundenberater ein wie noch nie. Legen Sie nach den grossen Zukäufen der Vergangenheit den Fokus neu auf organisches Wachstum?
Das ist richtig. Wir schreiben ein neues Kapitel, in dem wir uns auf organisches Wachstum, hohe Beratungskompetenz und technologische Innovation konzentrieren.

Welchen Effekt hat die hohe Zahl neuer Berater auf den Neugeldzufluss?
Wir werden dieses Jahr schon einen Effekt sehen. Der Grossteil wird sich nächstes Jahr zeigen. Das Nettoneugeld sollte dann am oberen Ende unserer vorgegebenen Bandbreite von 4 bis 6% liegen.

Ihre Kapitalausstattung hat sich durch die Investitionen verschlechtert. Sind die Anforderungen nach Basel III jetzt in Gefahr?
Unsere Kapitaldecke ist zwar dünner geworden. Das ist aber nur eine temporäre Situation, denn unser Geschäft generiert laufend Cash. Wir haben immer noch einen komfortablen Puffer gegenüber den Mindestkapitalanforderungen.

Für die nächsten Akquisitionen steht aber kein trockenes Pulver mehr zur Verfügung.
Für die nächste grosse Akquisition müssten wir sowieso an den Kapitalmarkt gehen. Wir könnten auch unsere Aktie als Übernahmewährung nutzen.

Für welche Kaufobjekte interessieren Sie sich?
Interessant sind für uns Privatbanken in der Schweiz, wo sich der Markt konsolidiert. Zweitens interessieren uns Marktführer in ausländischen Märkten, die für uns strategisch wichtig sind. Ein Beispiel dafür war Kairos in Italien oder GPS in Brasilien. Und drittens und am schwierigsten sind grosse Zukäufe zu einem relativ günstigen Preis, wie uns das zuletzt mit Merrill Lynch gelungen ist.

Der Zuwachs in Ihrem Hauptertragspfeiler, dem Kommissionsgeschäft, ist rückläufig. Was muss passieren, damit sich die Lage hier verbessert?
Grundsätzlich besteht Unsicherheit über die Entwicklung der Märkte, was auf den Risikoappetit der Kunden drückt. Erst wenn positive Aussichten zurückkehren, werden wir höhere Transaktionsvolumen sehen, was sich auch auf unseren Ertrag auswirken wird.

Asien bezeichnen Sie als zweiten Heimmarkt, ein Viertel der Kundenvermögen stammt von dort. Aber wie profitabel ist das Geschäft?
Wir sind seit vier Jahren in Asien profitabel, mit steigender Tendenz. In fünf bis zehn Jahren wird das Geschäft dort so stark sein wie in der Schweiz. Der Unterschied zur Schweiz ist die höhere Volatilität. Wenn die Märkte einbrechen, geht das Geschäft stärker zurück. Weil wir aber in Asien so stark wachsen, gehen wir jetzt in eine zweite Investitionsphase. Unsere neue IT-Plattform wird zuerst in Asien ausgerollt.

Wirken sich die Probleme der Credit Suisse (CSGN 11.51 1.14%) zurzeit positiv oder negativ auf Ihr Geschäft aus?
Einmal positiv, weil einige Kunden und Berater eine neue Bank suchen. Zum andern aber auch negativ. Geht es einem unserer Kollegen nicht gut, fragen sich manche Investoren, ob ein sektorielles Problem vorliegt. Wir wurden dabei teilweise in Sippenhaft genommen.

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