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08:58 Uhr - 04.06.2015

Der Ausverkauf am Bondmarkt geht um die Welt

Die Kommentare des EZB-Präsidenten Draghi lassen die Anleihenmärkte einbrechen. Nach der scharfen Korrektur bei den deutschen Staatsanleihen tendieren die Bondmärkte inzwischen weltweit schwächer.

Das rekordtiefe Zinsniveau sorgt für hohe Volatilität am Kapitalmarkt. Das zeigte sich vergangenen Monat, als die Anleihenzinsen kräftig nach oben korrigierten. Diese Woche bestätigte sich die Regel erneut. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen sprang innerhalb von drei Tagen von 0,49 auf 0,88% und erreichte den höchsten Stand seit November. Am Mittwoch nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte ihr Präsident Mario Draghi an der Pressekonferenz, die Marktteilnehmer müssten sich an Perioden mit hoher Volatilität gewöhnen (lesen Sie hier mehr dazu).

Die dadurch ausgelösten Kursverluste in Europa belasteten die weltweiten Anleihenmärkte: In Japan verloren zehnjährige Staatsanleihen am vierten Tag in Folge an Wert und schlossen auf 0,49%, was einem Anstieg von 3 Basispunkten entspricht. In Australien handelten langjährige Staatspapiere nach einem Sprung von 12 Basispunkten zum ersten Mal seit drei Wochen über der Marke von 3%. Einzig amerikanische Anleihen vermochten sich zu halten und schlossen unverändert auf 2,36%.

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Euro legt zu

Am Devisenmarkt zeigte der Euro Stärke: Am Mittwoch wertete er sich zum Dollar von 1.1151 auf 1.1275 $/€ auf, gegenüber dem Franken stieg er von 1.0405 auf 1.0530 €/Fr., nachdem er bereits am Tag davor zugelegt hatte. Am Donnerstagmorgen notierte er wenig verändert bei 1.1262 $/€ und 1.0523 Fr./€. Draghi prognostizierte am Mittwoch, die Inflationsrate werde im Verlauf des Jahres zunehmen. Der Euro war zuerst bis Mittag auf 1.1080 $/€ gefallen, schnellte dann aber während Draghis Rede nach oben.

Die Zinskorrektur ist ausgebügelt

Die Zinsen am Anleihenmarkt liegen nun über den Niveaus, die sie nach der vorangegangenen Korrektur im April/Mai erreicht hatten, und notieren nun vielerorts auf Jahreshöchststand. Die Erholung an den Bondmärkten war also nur von kurzer Dauer gewesen.

Für die Kurskorrektur dürften verschiedene Faktoren verantwortlich sein. Der Kurse waren in den vergangenen Wochen beträchtlich gestiegen. Am Montag wurden in den USA zahlreiche Unternehmensanleihen neu aufgelegt, was dort für einen Renditeanstieg sorgte. In Spanien wurde zudem eine neue zehnjährige Staatsanleihe über 5 Mrd. € emittiert.

Inflation steigt wieder

Zudem fielen in den vergangenen Tagen die Inflationszahlen in einigen Eurostaaten höher als erwartet aus. Analysten schätzen, dass sich die Teuerung in der Eurozone im Mai von 0 auf 0,3% erhöht hat, die Kernrate von 0,6 auf 0,9%. Je schneller die Deflationsgefahr im Euroraum weicht, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren ultraexpansiven Kurs vorzeitig aufgeben muss. Bislang will sie die Geldpolitik mindestens bis September 2016 durch den Aufkauf von Anleihen (QE) sehr locker halten.

Der Markt bleibt weiter exponiert gegenüber neuen Meldungen einer konjunkturellen Belebung und steigender Ölpreise. Offen bleibt zudem, ob sich die Eurostaaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Griechenland einigen werden. Ein Kompromiss deutet sich seit einigen Tagen an. Am Freitag muss Athen dem IWF 300 Mio. € überweisen.

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