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11:15 Uhr - 05.09.2014

Thomas Meyer: Zum zweiten Mal an die Börse

Thomas Meyer ist mit dem Biotech-Unternehmen Auris Medical schon das zweite IPO in seiner Karriere geglückt. 1996 wirkte er an vorderster Front, als der Insulinpumpenhersteller Disetronic kotiert wurde.

Die Müdigkeit ist Thomas Meyer, Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer des Zuger Biotechnologieunternehmens Auris Medical (EARS 5.37 -8.98%), noch etwas anzusehen. Doch der 47-jährige Solothurner hat etwas vollbracht, womit sich kaum ein anderer Schweizer Manager rühmen kann. Er hat mit Auris, die seit 6. August am Nasdaq kotiert ist, schon das zweite Unternehmen in seiner Karriere an die Börse geführt. Das erste IPO managte er als dafür zuständiger Verwaltungsrat 1996 mit dem Burgdorfer Insulinpumpenhersteller Disetronic, der mittlerweile in Roche (ROG 268.4 -0.7%) aufgegangen ist.

Mit Auris leitet Meyer ein noch kleines Biotech-Unternehmen, das jedoch grosse Pläne verfolgt. Die Gesellschaft, die durch den Börsengang 60,7 Mio. $ aufgenommen hat und gegenwärtig mit 170 Mio. $ bewertet wird, will als erste Anbieterin Medikamente gegen akuten Innenohrtinnitus und Hörverlust verkaufen. Meyer schätzt den Markt dafür weltweit auf 800 bis 900 Mio. Fr. bzw. 300 bis 400 Mio. Fr.

Das erste Medikament (AM-101) ist zur Behandlung von Tinnitus nach einem Lärm- oder einem – besonders von Tauchern gefürchteten – Barotrauma sowie nach Mittelohrentzündungen vorgesehen. Es soll Anfang 2017 lanciert werden, sofern die ein Jahr zuvor erwarteten zulassungsrevelanten Phase-III-Daten positiv ausfallen und die US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht erteilt. Das zweite Präparat, AM-111 gegen akuten Hörverlust nach einem Hörsturz oder Knalltrauma, ist von der Markteinführung noch weiter entfernt. Die Abklärungen in Phase III dazu sollen im ersten Quartal 2015 beginnen.

Mit dem durch chronische Ohrgeräusche gekennzeichneten Tinnitus kam Meyer erstmals bei Disetronic vor der Jahrtausendwende in Berührung. Eine französische Firma kam damals auf der Suche nach einem Katheter für die Verabreichung eines Tinnitus-Medikaments auf die Burgdorfer zu. Meyer, der dank dem IPO von Disetronic zu einem grösseren Vermögen gekommen war, hätte das Unternehmen später beinahe gekauft. Er entschied sich jedoch im letzten Moment dagegen, was sich als glückliche Fügung erwies.

Meyer machte sich stattdessen mit der von ihm 2003 gegründeten Auris auf die Suche nach einem anderen Behandlungsansatz. In Zusammenarbeit mit verschiedenen externen Partnern wurden AM-101 und AM-111 entwickelt. Auris, die derzeit erst dreizehn Mitarbeiter primär in Basel beschäftigt, schlank zu halten, ist dem promovierten Betriebswirtschaftler Meyer ein grosses Anliegen.

Tinnitus komplett zum Verschwinden zu bringen, wäre zu viel verlangt. Gewisse Schädigungen des Innenohrs seien irreparabel, räumt Meyer ein. Doch er fügt sogleich hinzu, dass in der Phase II der Erforschung von AM-101 die Lautstärke des Tinnitus bei den Patienten durchschnittlich um die Hälfte reduziert worden sei. Psychisch oft stark belasteten Tinnitus- und Hörsturzpatienten zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, treibt Meyer an. Dafür hat der dreifache Familienvater auch gerne den kräfteraubenden Aufwand für das IPO am Nasdaq in Kauf genommen. Eine Belohnung anderer Art wurde ihm bereits zuteil: Die Aktien von Auris werden unter dem eingängigen Kürzel EARS gehandelt – was Meyer als «von unschätzbarem Wert» bezeichnet.

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