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13:00 Uhr - 13.08.2014

Schindler löst Wachstumsversprechen in Asien ein

Die operative Marge des Aufzugherstellers bleibt jedoch gedrückt. Bereinigt wird der Gewinn 2014 im besten Fall stagnieren.

Die Anleger haben den heutigen Zwischenbericht von Schindler (SCHN 128.9 -2.79%) ungnädig aufgenommen. Weil der Aufzug- und Fahrtreppenhersteller in einer Phase tiefgreifender Transformation steckt und die Konzernrechnung durch etliche Sondereinflüsse verzerrt wird, fällt eine Beurteilung von Schindlers Leistungsfähigkeit schwer.

UnternehmenszahlenzoomSchindler hat vor eineinhalb Jahren entschieden, das Ziel einer operativen Marge von 14% zu Gunsten eines beschleunigten Wachstums in Asien aufzugeben. In der Region werden dieses Jahr 88% aller neuen Aufzüge installiert, wobei in erster Linie China sowie Indien dominieren. Der Konzern verlagert einen beträchtlichen Teil der Zulieferkette nach Asien und baut dort riesige neue Herstellanlagen.

Wachstum versus Profitabilität

Das Wachstum aus eigener Kraft von Auftragseingang und Umsatz fiel dank China und Indien mit 7,5% denn auch über dem Marktdurchschnitt aus. Nach Einschätzung des Schindler-Managements handelt es sich in der Branche um Spitzenwerte. Der finnische Konkurrent Kone (KNEBV 32.01 0.19%) hat zwar einen noch regeren Bestellungseingang (+10% in Lokalwährung) gemeldet, doch bezieht dieser das langsamer wachsende Servicegeschäft nicht mit ein. Russland und die Ukraine sind im übrigen kein grosses Thema für Schindler, die Position in diesen Märkten ist unbedeutend.

Wegen der Umrechnung in Franken gingen allerdings 233 Mio. Fr. beziehungsweise 5,5 Prozentpunkte Umsatz «verloren». Auf Stufe Betriebsergebnis Ebit und Gewinn waren es 30 Mio. Fr. in den ersten sechs Monaten. Ohne diesen Effekt lag der Ebit auf Vorjahresniveau, was indessen einer Margenschmälerung um fast 1 Prozentpunkt gleichkommt.

Margentief überwunden, aber nur langsame Erholung

Restrukturierungsaufwand und Projektkosten für die Verlagerung nach Asien summierten sich auf je etwa 10 Mio. Fr.; hinzu kommt, dass die forciert abgesetzten Neuanlagen weniger Marge bringen als das nachfolgende Servicegeschäft. Immerhin: Sequenziell, von Quartal zu Quartal, hat sich die Spanne zum zweiten Mal in Folge etwas erholt.

Ausgewiesen wird ein höherer Ebit, weil Schindler einen Nettoerlös von 75 Mio. Fr. aus dem Verkauf von Landparzellen in der Region Luzern verbuchte. Anderseits lastete ein weiterer Abschreiber von 40 Mio. Fr. auf der Finanzbeteiligung am südkoreanischen Lifthersteller Hyundai Elevators auf der Erfolgsrechnung. Klammert man sämtliche Sondereffekte aus, erreichte auch der Gewinn ungefähr den Vorjahresstand.

Position in China auf zwei Gleisen ausbauen

Auch die zweite Jahreshälfte wird von mindestens einem Spezialfaktor geprägt sein. Schindler hat entschieden, die Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen JX-Schindler in China von 46 auf 51% aufzustocken. Dieser Schritt hat einen rein buchhalterisch wirksamen Aufwertungsgewinn von 130 Mio. Fr. auf den 46% zur Folge. Das Schindler-Management rechnet damit, dass die Zustimmung der chinesischen Behörden bald erfolgen wird.

Danach wird JX-Schindler in der Konzernrechnung konsolidiert, 2014 voraussichtlich für vier Monate. Der Jahresumsatz 2014 wird auf über 300 Mio. Fr. veranschlagt; die operative Marge liegt über dem aktuellen Wert von Schindler. Der Konzern hat das Recht, in den nächsten drei Jahren von den privaten chinesischen Teilhabern jeweils weitere 5% am Joint Venture zu übernehmen, die Beteiligung also auf 66% bis 2017 zu erhöhen.

Die bislang im Konkurrenzvergleich eher unterentwickelte Position von Schindler im weltweit wichtigsten Markt für neu installierte Aufzüge und Fahrtreppen wird so, zusätzlich zu den eigenen Anstrengungen, schrittweise gestärkt. Gemäss Angaben des Managements ergänzen sich die bisherigen Aktivitäten mit denjenigen des Joint Ventures in China sowohl produktmässig wie geografisch gut.

Kursschwäche nutzen

Aufgrund des rekordhohen Auftragsbestands im Konzern bestätigte Schindler die Prognose einer Umsatzzunahme von 6 bis 8% in Lokalwährung. Der Gewinn wird auf 800 bis 850 Mio. Fr. veranschlagt, um die Sonderfaktoren bereinigt auf 635 bis 685 Mio. Fr. Die obere Limite käme an den bereinigten Überschuss 2013 heran, aber nicht an die 730 Mio. Fr. im Jahr zuvor.

Die Schindler-Papiere haben sich seit Jahresbeginn bislang besser entwickelt als Kone, heute nun aber bis zu 5% nachgegeben. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2015 von 18,5 sind die substanzstarken Titel so niedrig bewertet wie seit geraumer Zeit nicht mehr. Börsenkurse zwischen 120 und 130 Fr. sollten zum schrittweisen Auf- und Ausbau einer Position genutzt werden. Da sich die Resultate der Transformation frühestens 2015 in voller Wirkung zeigen werden, ist allerdings Geduld gefragt.

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