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13:45 Uhr - 23.08.2017

SNB-Aktien sind nicht einzigartig

Neben jenen der Schweizerischen Nationalbank gibt es noch andere kotierte Notenbanktitel.

Fernab der Geldpolitik macht die Schweizerische Nationalbank (SNB (SNBN 2900 2.73%)) derzeit Schlagzeilen: Ihre Aktien stiegen am Montag auf das Allzeithöchst von 3200 Fr. Allein dieses Jahr beträgt der Anstieg damit gut 80%.

Ein möglicher Grund für die jüngste Rally könnte gemäss dem Finanzportal Cash ein deutscher Börsenbrief vom Juli sein. Darin argumentiert Autor Hans A. Bernecker, dass die Aktien der SNB deutlich unterbewertet sind.

Die Nationalbank profitiere gegenwärtig wie kein anderer Akteur vom steigenden Euro-Franken-Kurs, schreibt Bernecker. Der für seine Aktienbewertung herangezogene Unternehmenswert von etwa 1,2 Mrd. Fr. stehe in einem Missverhältnis zur Marktkapitalisierung von 215 Mio. Fr. im Juli.

Aktien als sicherer Hafen

Die SNB-Titel sind aber keine normalen Aktien. Die Nationalbank arbeitet nicht gewinnorientiert, sondern in öffentlichem Auftrag. Ausser der gesetzlich festgelegten Dividende von 6% des ursprünglichen Aktienkapitals von 25 Mio. Fr. haben die Aktionäre keinen finanziellen Anspruch. Bei 100 000 Titeln sind das maximal 15 Fr. pro Aktie. Für 2016 betrug die Dividendenrendite magere 0,8%. Die der SPI-Titel lag im Schnitt bei 3,3%.

Zudem schüttet sie erst nach der obligatorischen Zuweisung an die Rückstellung für Währungsreserven aus. Dabei ist nicht gesichert, dass die Nationalbank jedes Jahr eine Dividende zahlt. So strich sie für 2013 bei einem Verlust von gut 9 Mrd. Fr. die Ausschüttung.

Weil die SNB zudem nicht in Konkurs gehen kann, gleichen die Aktien gemäss der Notenbank selbst risikolosen langfristigen Bundesobligationen ohne Fälligkeit. Bei einer solchen «ewigen Anleihe» wird das Kapital nie zurückgezahlt.

Oft werden die Titel daher auch als sicherer Hafen bezeichnet. Ähnlich wie beim Gold (Gold 1287.94 0.38%) werde die Nachfrage durch geopolitische Risiken befeuert. Tatsächlich erreichte auch das Edelmetall vergangene Woche bei 1297 $ je Unze ein neues Jahreshöchst. Historisch ist die Korrelation zwischen Gold und dem SNB-Aktienkurs aber tief.

Zwei weitere Notenbanken kotiert

Wegen der Kotierung ist die SNB zwar eine Exotin unter den Notenbanken, ganz allein ist sie jedoch nicht. Weltweit sind die Aktien von zwei weiteren Instituten kotiert: die der griechischen und die der belgischen Notenbank. Die Anteile der Bank of Japan (BoJ) und der Reserve Bank of South Africa sind auch im Besitz privater Investoren, sie werden aber ausserbörslich gehandelt.

Die Besitzverhältnisse sind historisch gewachsen. Die Aktien der SNB werden seit der Gründung der Nationalbank 1907 an der Börse gehandelt. Die Eigentumsverhältnisse blieben seither stabil: Gut 63% der 100 000 Namenaktien hielten 2016 Kantone, Kantonalbanken und andere öffentlich-rechtliche Aktionäre. Der Rest entfiel auf private Anleger.

In Japan hält der Staat seit der Reorganisation der Notenbank 1942 gesetzlich festgelegt mindestens 55% von 1 Mio. Bank-of-Japan-Aktien. Der Rest wird öffentlich gehandelt. Die Dividendenpolitik gleicht derjenigen der SNB. Die Ausschüttung ist auf 5% des Nennwerts von 45 Yen je Aktie beschränkt und wird erst ausgerichtet, wenn die Rückstellung für Währungsreserven gewährleistet ist.

Die Banque Nationale de Belgique (BNB) wurde 1850 mit privatem Kapital gegründet. Heute sind die 400 000 Aktien der Notenbank je zur Hälfte zwischen der Regierung und privaten Investoren aufgeteilt. Anders als die SNB und die BoJ zahlt die BNB die Dividende von 1.50 € – 6% des Nennwerts – vor der Rückstellung aus. Letztere wird durch den Bankrat festgelegt. Bleibt vom Gewinn etwas übrig, müssen davon erneut 50% an die Aktionäre fliessen. 2017 wurde eine Nettodividende von 98 € je Titel ausgezahlt.

Auch die fast 20 Mio. Aktien der Bank of Greece (BoG) sind seit 1930 nach dem Inkrafttreten des Notenbankgesetzes von 1927 an der Athener Börse kotiert. Mit fast zwei Dritteln ist der grösste Teil privaten Investoren vorbehalten. Die Ausschüttung ist nicht begrenzt. 2017 betrug die Dividende 0.6720 €.

Fehlende Mitsprache

Das Mitspracherecht der Aktionäre ist bei allen öffentlich gehandelten Notenbanken eingeschränkt. In der Schweiz findet das Aktienrecht neben dem Nationalbankengesetz ergänzend Anwendung. So können die Privataktionäre an der Generalversammlung (GV) im Hinblick auf die Gewinnverwendung nur über die Dividende von 15 Fr. entscheiden. Auch wählen sie lediglich fünf der elf Bankratpositionen, die restlichen werden durch den Bundesrat besetzt. Insgesamt liegen 80% der Stimmrechte in den Händen öffentlicher Institutionen.

Die Gouverneure der BoJ werden vom Kabinett ernannt. Auch hier können die Aktionäre somit keinen Einfluss auf die Geldpolitik nehmen. Ähnlich ist die Situation bei der BoG. In Belgien setzt der König den gesamten Bankrat ein, der die geldpolitischen Entscheide fällt. Die privaten Investoren können einzig die Finanzaufsicht bestimmen.

Als Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sind BNB und BoG zudem nicht frei in ihrer Geldpolitik. Sie üben lediglich das ihnen übertragene Mandat aus. Dazu gehören das Herausgeben der Banknoten sowie das Management der Fremdwährungsreserven.

In Bezug auf die Performance der Notenbankaktien verblassen jedoch andere neben der SNB. Seit 2000 haben sich einzig die Anteile der belgischen Notenbank ebenfalls verteuert. Derzeit kosten sie 2900 € – eine Verdopplung seit Anfang der Nullerjahre. Die Aktionäre der BoJ und der griechischen Notenbank mussten dagegen vor allem nach 2008 einen deutlichen Verlust hinnehmen.

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