Am 20. März will die soziale Plattform Aktien an der SIX kotieren lassen. Bewertung und Wachstumspläne sind ambitioniert.
Alle suchen derzeit das Glück an der Börse. Auch ganz kleine Unternehmen wie das soziale Netzwerk Asmallworld (ASW). Das nach eigenen Angaben «erste kotierte Social-Media-Unternehmen an der SIX» will am kommenden Dienstag im Rahmen eines Listing 8,137 Mio. Aktien à 9.75 Fr. pro Stück in den Börsenhandel geben. Der Angebotspreis geht von einer Bewertung des Unternehmens von 79,3 Mio. Fr. aus. Das entspricht dem zwölffachen Umsatz des vergangenen Geschäftsjahres (5,04 Mio. Fr.).
Der CEO von ASW, Jan Lüscher, vergleicht die angestrebte Bewertung mit Social-Media-Unternehmen wie Xing (vierzehnmal Umsatz am Tag des Aktien-Listing), LinkedIn (16) oder Facebook (FB 183.86 -0.18%) (23). ASW sieht sich als «digitalen Club», deshalb sei der Vergleich mit den Bewertungen etablierter Social-Media-Unternehmen zulässig. Vergleiche mit Gewinnvielfachen sind derzeit nicht möglich, ASW schreibt hohe Verluste.
Mit dem Listing sollen keine zusätzlichen Aktien ausgegeben werden. «Wir gehen nicht an die Börse, um Geld zu holen. Wir wollen unseren Handlungsspielraum in Bezug auf M&A-Transaktionen vergrössern», sagt Patrick Liotard-Vogt, Verwaltungsratspräsident und mit 60% der Anteile Hauptaktionär des Unternehmens, vor Medienschaffenden. Entsprechend sollen 40% der Anteile dem Publikum als Free Float angeboten werden.
Ambitionierte Wachstumspläne
Liotard-Vogt kontrolliert das Unternehmen über sein Beteiligungsvehikel ASW Capital. Er betätigt sich von der Karibikinsel St. Kitts aus auch im Immobilien- und im Hotelgeschäft. In der Schweizer Boulevardpresse hat er sich als Erbe von Nestlé-Anteilen und Partygänger einen Namen gemacht. In den kommenden Jahren will Liotard-Vogt mit ASW einen aggressiven Wachstumskurs einschlagen und auch langfristig im Unternehmen engagiert bleiben.
Bis 2022 will die Gesellschaft den Umsatz von derzeit 5 auf rund 20 Mio. Fr. steigern, das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 30%. Die Mitgliederzahl soll im Zeitraum von zuletzt 28’500 (Geschäftsjahr 2017) auf 100’000 Mitglieder wachsen. Und aus einer Ebitda-Marge von negativen 26% soll in vier Jahren eine positive von 15% resultieren. ASW zählt derzeit rund vierzig Mitarbeitende.
Für das laufende Geschäftsjahr strebt das Unternehmen gemäss Lüscher einen Umsatzzuwachs von 30 bis 40% auf 6,5 bis 7 Mio. Fr. an. Die Mitgliederzahl soll sich Ende Jahr auf 35’000 belaufen. 2017 schrieb ASW rund 2,6 Mio. Fr. Verlust. Er war damit mehr als halb so gross wie der erwirtschaftete Umsatz. Gemäss Liotard-Vogt sei es eine bewusste Entscheidung gewesen, ab 2016 nicht mehr profitabel zu sein und in Wachstum zu investieren. Man habe in den Jahren zuvor gezeigt, dass ASW profitabel arbeiten könne.
Für die «oberen 10%»
Das Unternehmen generiert einen Grossteil der Einnahmen aus Mitgliedergebühren. Die Jahresgebühr beträgt 100 Fr. Um dem angehängten Partynetzwerk The World’s Finest Clubs beizutreten, müssen Interessenten 2400 Fr. jährlich hinblättern.
Gemäss Lüscher sieht sich das Unternehmen jedoch nicht als «Facebook für Millionäre». Man wolle keine potenziellen Kunden finanziell diskriminieren. «Wir richten uns nicht an das obere 1%, sondern eher an die oberen 10%», sagt Lüscher. Wachstumspotenzial sieht ASW besonders in urbanen Zentren. Über die Hälfte der aktuellen Mitglieder kommt aus Europa, 22% aus Nordamerika, 23% aus anderen Regionen.
Neben dem Zugang zum Netzwerk organisiert ASW jährlich über tausend Mitgliederanlässe rund um den Globus. Zusätzlich soll das Wachstum mit dem Verkauf von exklusiven Reisearrangements (ab 10’000 Fr.) forciert werden. Mit durchschnittlichen jährlichen Einnahmen von 197.90 Fr. pro Mitglied sieht sich ASW weit vor «Konkurrenten» wie LinkedIn, Facebook oder Xing.
Grosse Risiken
Gemäss Lüscher sind nicht die Events oder die Dienstleistungen, sondern die Online-Plattform das Herzstück von ASW. Seit 2015 hat ASW auch eine App. Seit 2016 wurden sieben Kapitalerhöhungen durchgeführt. Sie sind gemäss Emissionsprospekt von einer Unternehmensbewertung zwischen 77,9 und 81,4 Mio. Fr. ausgegangen. Das Feedback bezüglich Angebotspreis aus Investorengesprächen in Genf, Wien und Frankfurt sei positiv gewesen, sagt Liotard-Vogt.
Trotzdem ist ein direktes Listing mit grossen Risiken verbunden. Besonders wenn das Geschäftsmodell für potenzielle Anleger neu ist und sich keine Bank um die vorangehende Allokation von Anteilen kümmert. Anleger beobachten die Ausschläge der Aktien am ersten Handelstag am besten von der Seitenlinie.
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