Zurück zur Übersicht
14:04 Uhr - 22.12.2016

Trump sorgt für raren Trend bei Industriemetallen

Seit der US-Wahl zeigt sich ein ungewohntes Bild am Rohstoffmarkt. Industriemetalle haben sich parallel zum Dollar verteuert. Was dahinter steckt und wer profitiert.

An den Rohstoffmärkten markiert der 8. November einen Bruch. Insbesondere die Notierungen für Industriemetalle Zink, Kupfer und Blei haben seit der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten deutlich gewonnen, auch wenn sich die Bewegung zuletzt etwas abgeschwächt hat.

zoom Quelle: Bloomberg

Die Ankündigung von Infrastrukturprogrammen und Steuersenkungen für Unternehmen hat Hoffnungen geweckt, dass die Nachfrage nach Rohstoffen anzieht. Viele Investoren hoffen nach einer jahrelangen Baisse wieder auf steigende Preise. Dagegen haben defensive Anlagen wie Anleihen und Gold (Gold 1130.24 -0.04%) an Attraktivität verloren.

Chinesische Nachfrage stützt

Die Rally begann schon vor der US-Wahl. Rohstoffpreise profitieren seit Jahresbeginn von einer stabilen Konjunkturentwicklung in China und von Produktionsausfällen in mehreren Förderstaaten. So liess der philippinische Präsident Rodrigo Duterte mehr als zwei Drittel der landesweiten Nickelminen schliessen.

Doch mit Trump hat noch eine andere Bewegung eingesetzt: Gleichzeitig mit den Industriemetallen hat sich auch die US-Währung verteuert. Der Dollar-Index stieg um knapp 6%. Denn die amerikanische Wirtschaft hat Fahrt aufgenommen. Der Arbeitsmarkt ist nahe der Vollbeschäftigung, und die Inflationserwartungen sind gestiegen.

Ein wichtiger Faktor war gemäss Analysten von J.P. Morgan auch die steigende Investorennachfrage aus China. Mit Dollaranlagen – darunter fallen auch Rohstoffe – wollen sich viele Chinesen gegen die Abwertung des Yuans absichern. Das verteuert sowohl den Greenback als auch die Industriemetalle.

Dollar als Leitwährung

Dieses Muster trat in der Vergangenheit nur selten auf. In der Regel bewegen sich die Rohstoffpreise und die US-Währung in entgegengesetzte Richtungen. Denn die meisten Rohstoffe sind in Dollar denominiert, um den internationalen Handel zu vereinfachen.

zoom Quelle: Bloomberg

Wertet sich der Greenback gegenüber anderen Währungen auf, verteuern sich Metalle, Rohöl und Agrargüter im Ausland. Die Nachfrage nimmt ab. Umgekehrt erhöht ein schwacher Dollar die Kaufkraft ausserhalb der USA.

Die Produktion von Rohstoffen ist oft geografisch konzentriert. So stammt ein grosser Teil des weltweiten Kupfers aus Chile, die Hälfte des Bleis wird in China gefördert, und die Philippinen exportieren gut ein Fünftel des globalen Nickels. Aber verbraucht werden die Materialien rund um den Globus.

zoom Quelle: US Geological Survey

Minenbetreiber als Profiteure

Am meisten von der jüngsten Bewegung an den Rohstoff- und den Devisenmärkten profitieren die Minenbetreiber. Die Dollarstärke schwächt die Währungen in den Förderländern, so den chilenischen Peso oder den chinesischen Yuan. Das senkt die Produktionskosten. Gleichzeitig steigen die Verkaufspreise.

Und vorläufig dürfte das Angebot nicht im Gleichschritt mit der Nachfrage steigen. Gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigten sich grosse Förderer wie Glencore (GLEN 267.95 -1.22%) noch zurückhaltend, was die Wiederaufnahme des Betriebs in geschlossenen Minen betrifft. Sie wollten zuerst abwarten, ob der zukünftige Präsident Trump seinen Worten tatsächlich Taten folgen lässt. Oder ob bereits Anfang 2017 der Markt zur alten Normalität zurückkehrt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.