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14:07 Uhr - 07.08.2014

EZB hält Zinsen auf Rekordtief von 0,15%

Die EZB hat an ihrer heutigen Sitzung entschieden, den Leitzins in der Eurozone unverändert zu lassen. Dies entspricht weitgehend den Experten-Meinungen. Die FuW berichtet seit 14.30 Uhr live von der Pressekonferenz.

15:25

Der Rückgang im Wachstum werde in Deutschland in den nächsten Quartalen vielleicht etwas schwächer ausfallen. In den Staaten, die keine Reformen gemacht haben, sei die Lage ganz anders. Es handle sich um Staaten, die in der Region mit den weltweit höchsten Steuern, die absolut höchsten Steuersätze hätten. Doch tiefere Steuern allein rechten nicht, es müsse auch das Umfeld unternehmensfreundlicher gestaltet werden.

15:20

Ein Journalist fragt, wie es möglich gewesen sei, dass der desolate Zustand der mittlerweile aufgespalteten portugiesischen Banco Espirito Santo (BES 0.12 -40.3%) so lang der EZB und anderen Behörden habe verborgen bleiben können. Draghi antwortet, der Fall habe eingedämmt werden können, weder Portugal noch ein anderer Markt sei angesteckt worden, dies sei das wichtigste Resultat aus diesem Vorfall. Die Asset Quality Review (AQR), in der die EZb im Herbst die Bankbilanzen der Zone prüfen wird, werde alle Anlageklassen umfassen, ebenso Betiligungen von Banken an anderen Instituten.

15:16

Das ABS-Prorgamm werde kein breites Wertschriftenaufkaufprogramm sein wie die Quantitative Lockerung (QE) der US-Notenbank, da es auf ABS beschränkt sei.

15:15

Der negative Einlagensatz, den die EZB im Juni beschlossen habe, habe im Geldmarkt bereits zu einer Entspannung geführt. Zudem hätten die Zuströme von kurzfristigem Kapital in die Eurozone abgenommen. Die Märkte hätten verstanden, dass die Geldpolitik in den USA und in der Eurozone divergieren und noch lange divergieren werden. Im Zeitraum bis 2019 erwarteten die Märkte, dass die Realzinsen in der Eurozone viel länger negativ bleiben als in den USA. Dies ebne den Weg für eine Abschwächung des Euros.

15:10

Das BIP in Italien ist im zweiten Quartal 2014 geschrumpft. Eine Journalistin fragt, wie strukturelle Reformen politisch durchsetzbar sein sollen, wenn die kurzfristigen Kosten in Form von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftswachstum so hoch sind. Draghi antwortet, der Rückschlag sei auf gesunkene Investitionen von Privaten zurückzuführen, während der Privatkonsum zugelegt habe. Um die Investitionen anzukrubeln, seien Reformen gerade eminent wichtig. Es könne nicht sein, dass es neun Monate gehe, wenn ein Jungunternehmer ein Geschäft eröffnen wolle. Es sei ein Mythos, dass Strukturreformen per se erst nach langer Zeit positive Auswirkungen haben. Andere Länder hätten gezeigt, dass das nicht so sei.

15:05

Die EZB habe sich trotz der unkonventionellen Massnahmen in ihrem Kern nicht verändert. Sie sei vielmehr durch die Verteidigung ihres Mandats in neue Instrumente hineingewachsen. Der Prozess der Währungsunion sei noch nicht abgeschlossen. Es seien grosse Fortschritte gemacht worden, vor allem durch die Bankenunion. Es sei aber höchste Zeit, auch im Bereich der Reformen – wie es schon im Budgetbereich geschehen sei – Kompetenzen von nationalen Gremien auf EU-Ebene zu integrieren.

15:00

Die Entwicklung in der Eurozone sei volatil, auch in den Vorlaufindikatoren, obwohl diese generell besser ausgefallen seien als die harten Fakten. Zudem habe das BIP-Wachstum enttäuscht. Die Erholung bleibe schwach, ungleich und fragil. Das Wachstumsmomentum dürfte sogar abgenommen haben. Auf der Seite der Ungleichheit der Erholung gibt Draghi zu bedenken: Jene Staaten, die die Reformen durchgeführt hätten, hätten sich klar besser entwickelt als jene, die keine oder ungenügende Reformen beschlossen haben. Ein Lichtblick seien die monetären Bedingungen sowie die Kreditvergabe, vor allem, dass die Nachfrage nach Krediten erstmals zugenommen habe. Die Risikoaversion habe beim Kreditangebot der Banken zudem an Bedeutung verloren.

Die EZB-Inflationsprognosen seien bisher zu hoch gewesen, gibt eine Journalistin zu bedenken. Draghi antwortet, die EZB arbeite an einer Verbesserung ihrer Prognosekraft. Sie stehe aber nicht allein da, in der Überschätzung der Teuerung. Bis zum dritten Qartal 2012 seien die Energie- und Nahrungsmittelpreise dafür verantwortlich gewesen, seither die Erstarkung des Euros.

14:55

Die EZB habe einen Berater angestellt, um das in Arbeit befindliche ABS-Programm voranzutreiben. Die EZB geht davon aus, dass das Programm zur Anwendung kommen wird, sobald das Konzept ausgereift ist. Dazu sei es wichtig, den ABS-Markt wiederherzustellen, der in der Krise durch die Regulierung aus guten Gründen stark beschränkt worden sei. Das Wichtigste sei, dass der Markt transparent werde – es müsse klar sein, was in den Wertschriften verbrieft sei. Die Inflation von derzeit 0,4% im Juli habe die EZB nicht überrascht, sie sei vor allem auf tiefe Energiepreise zurückzuführen, ohne diese wäre sie auf dem Niveau der Monaten davor verharrt. Obwohl die kurzfristigen Inflationserwartungen leicht gefallen seien, blieben die mittel- und langfristigen Inflationsziele realistisch.

14:50

Draghi gibt zu bedenken, dass es sehr schwer sei, die geopolitischen Risiken  vor allem die Sanktionen zwischen Europa und Russland, für die Eurozone einzuschätzen. Die EZB werde sie aber genau verfolgen. Derzeit habe die Analyse über die Auswirkungen des Konflikts erst begonnen. Der EZB sei unisono bereit, weitere unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen, sollte der Ausblick auf die Inflation, etwa getrieben von den Energiepreisen, ändern.

14:45

Draghi erklärt die Funktionsweise der TLTRO, sie bedeuteten nicht eine Notfinanzierung wie die LTRO von 2012, sondern seien an die Bedingung der Kreditvergabe seitens der Banken geknüpft. Die EZB rechne mit einer Zunahme der Kredite durch das Programm von 450 bis 850 Mrd. €. Das Bank Lending Survey zeige im Juni erstmals eine Zunahme der Kreditnachfrage. Dies heisse, dass die im Juni TLTRO zum richtigen Zeitpunkt kommen, weil sie auf eine zunehmende Nachfrage stossen.

14:40

Die Nachfrage nach Exporten aus der Eurozone sollte dank der globalen Erholung anziehen. Trotzdem sei die Nettokreditvergabe an Unternehmen im Juni negativ geblieben, die Arbeitslosenquote sei weiter hoch und die Kapazitätsauslastung tief. Dazu gekommen seien derzeit geopolitische Risiken, die vor allem durch höhere Energiepreise die Erholung gefährden könnten. Die Inflation im Juli von 0,4% sei vor allem auf tiefe Energiepreise zurückzuführen gewesen. Die Teuerung werde auch in den nächsten Monaten tief bleiben. Die EZB werde den Effekt von geopolitischen Risiken und der Wechselkurse genau beobachten. Die Zuflüsse von Kapital von ausserhalb der Eurozone bestätige das Interesse ausländischer Investoren. Das Kreditvergabevolumen zeige eine gewisse Stabilisierung im Vergleich zu den letzten Monaten, bleibe aber tief im historischen Vergleich. Auch die Nachfrage nach Krediten seitens der Unternehmen und Haushalte habe erstmals zugenommen. Der Bankenstresstest im Herbst müsse von den Banken als Chance genutzt werden, um ihre Bilanzen weiter zu verbessern. Dies sollte einen positiven Beitrag in der Normalisierung der Kreditvergabe in der Eurozone leisten.

14:30

Die Analyse der EZB habe ergeben, dass die Erholung in der Eurozone weiter unstetig und schwach sei, aber weitergehe. Die Inflationserwartungen seien mittelfristig weiterhin vereinbar mit dem Ziel der EZB, die Inflation knapp unter 2% zu halten. Die Massnahmen im Juni hätten zu einer weiteren Lockerung der geldpolitischen Zügel geführt. Die beschlossenen TLTRO würden vier Jahre lang die Finanzierung der Banken erleichtern, was wiederum die Kreditbedingungen an Unternehmen weiter verbessern werde. Die Vorbereitungen für ein Kaufprogramm von mit Unternehmenskrediten besicherten Wertschriften (ABS) sei am Laufen. Die EZB sei weiterhin bereit, mehr unkonventionelle Massnahmen zu ergreifen, sollte die Inflation hartnäckig tief bleiben.

(Reuters) Der Leitzins in der Euro-Zone bleibt auf dem Rekordtief von 0,15%. Das teilte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) nach seiner Sitzung am Donnerstag in Frankfurt mit. Experten hatten damit gerechnet, dass die Währungshüter den Zins nicht antasten. EZB-Präsident Mario Draghi wird die Gründe für den Beschluss in Kürze vor der Presse erläutern. Dabei dürfte er sich auch zum Thema Deflation äussern, da die Preise in der Euro-Zone kaum noch steigen. Die Teuerung lag zuletzt bei nur noch 0,4%. Die EZB strebt knapp 2% an und will auf jeden Fall verhindern, dass eine deflationäre Spirale aus sinkenden Preisen und Löhnen den Aufschwung abwürgt.

FuW-Vorschau: EZB dürfte mit weiteren Massnahmen zuwarten Von der EZB-Ratssitzung am Donnerstag werden vor allem Erklärungen zu den im Juni beschlossenen Massnahmen erwartet, aber keine weiteren Schritte zur Eindämmung der Deflationsgefahren im Euroraum.

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