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07:51 Uhr - 16.11.2016

Leonteq schockt mit neuer Strategie

Der Spezialist für strukturierte Produkte bläst Markteintritte ab, spart 10 Mio. Fr. und streicht 50 Stellen.

Leonteq (LEON 56 -8.72%) sorgt bei den Anlegern weiterhin für Ernüchterung. In den vergangenen Monaten hat der Spezialist für strukturierte Produkte seine Strategie überprüft und gab am Mittwoch an seinem Investorentag die Ergebnisse bekannt. Die Titel verloren darauf hin fast 10%.

«Künftig müssen wohl kleinere Brötchen gebacken werden», fasst Michael Kunz, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, die Stimmung zusammen. Auf schnelles Wachstum und organisatorischen Wildwuchs folgt nun eine Restrukturierung.

Schoch: Weiter investieren

10 Mio. Fr. will das Management unter CEO Jan Schoch bis Ende 2017 einsparen. So soll das Verhältnis von Kosten zu Ertrag unter 65% zu liegen kommen. Dafür werden 50 Vollzeitstellen gestrichen. Teil der neuen Strategie ist, auf den geplanten Einstieg in neue Märkte zu verzichten. Das betrifft die Länder Grossbritannien, China, Norwegen, Finnland und Korea.

Damit höre Leonteq aber nicht auf zu investieren, wie Jan Schoch im Interview mit Finanz und Wirtschaft sagt. Man fokussiere die frei werdenden Mittel nun auf die Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Singapur, Taiwan und neu auch Japan.

Trotz Sparübung und Refokussierung: Genau betrachtet ist das Geschäft Leonteqs als Outsourcing-Partner für Finanzinstitute mit einer Plattform einzigartiger Softwaretools zur Strukturierung bis hin zum Vertrieb von Derivaten nach wie vor dasselbe.

Zukunft ohne Vertrieb

Aufgeteilt wird es neu in drei Bereiche mit konkreten Zielen: Investments Solutions, Banking Solutions und Insurance Solutions. Im ersten Bereich, der bis 2020 jährlich 15% wachsen soll, übernimmt Leonteq für seine Partnerbanken die gesamte Wertschöpfungskette der strukturierten Produkte bis hin zum Vertrieb. Hier macht das Unternehmen drei Viertel seines Ertrags.

Die Zukunft des Unternehmens soll allerdings in den Bereichen zwei und drei liegen, in denen das Unternehmen den Vertrieb der Produkte an Banken und Versicherungen überträgt und sich auf die Versorgung mit Technologie konzentriert. «Diese beiden Bereiche sind zwar noch klein, aber wir sehen darin ein zehnmal höheres Wachstumspotential als im ersten», sagt Schoch.

Der Bereich Banking Solutions soll bis 2020 auf zehn Partner (heute: drei) anwachsen, Insurance Solutions sollen bis dann fünf Versicherungspartner zählen (heute: einer). Heute sind insgesamt sieben Partner auf der Plattform aktiv, neu sind jetzt wie angekündigt Raiffeisen und die Aargauer Kantonalbank hinzugekommen.

Kein Quartalsbericht mehr

Von der Ankündigung potentieller Partner nimmt Leonteq in Zukunft jedoch Abstand. Wann die in der Vergangenheit angekündigten Swiss Life (SLHN 275.2 0.29%), Mobiliar, Standard Chartered (STAN 625 -1.73%) und Maybank hinzukommen, lässt Schoch denn auch offen. Am alten Ziel, bis 2020 dreissig Partner auf der Plattform zu haben, hält er allerdings fest.

Auch das ist ein Ergebnis der Strategieüberprüfung: Leonteq will vorsichtiger kommunizieren. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen mit kommunikativen Fehlschlägen wie im Fall des Endes der Partnerschaft mit der asiatischen Grossbank DBS oder im Fall der Finma-Busse wegen Marktmanipulation den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.

Dazu passt auch, dass nun keine Quartalsberichte mehr veröffentlicht werden. Diese, erst 2016 eingeführt, hatten aufgrund fehlender Zahlen kaum Aussagekraft. Zudem wurde gleich der Bericht zum ersten Quartal fälschlicherweise als Gewinnwarnung verstanden.

Laut zweitem und letztem Quartal-Update, das ebenfalls am Mittwoch gegeben wurde, hat Leonteq seinen Marktanteil ausgebaut. Die Produkte der Plattformpartner seien stark gewachsen, die eigenen Emissionen wie geplant weiter zurückgegangen.

Schoch gibt Kompetenzen ab

Die Professionalisierung der Kommunikation findet personell ihren Ausdruck in Rüdiger Assion, dem neuen Kommunikationschef auf Geschäftsleitungsstufe, vorher Leiter Kommunikation der Deutschen Börse.

Überhaupt löste die Strategieüberprüfung einen Professionalisierungsschub im Management aus. Das bedeutet auch, dass CEO Jan Schoch Kompetenzen vor allem an die neuen Chefs der Geschäftsbereiche abgeben muss. Zu einem Abgang Schochs respektive einem Rückzug in den Verwaltungsrat, wie im Markt zuvor kolportiert, kam es hingegen nicht.

In einem sollen die Anleger zumindest abgesichert sein: In Zukunft soll mindestens eine Dividende wie aktuell von 1.75 Fr. je Aktie gezahlt werden. Die Titel waren am Mittwoch nach Ankündigung der revidierten Strategie stark unter Druck, eine Wiederaufnahme der Rallye von 2015 war aber auch kaum zu erwarten. Im Vergleich damit sind die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 (2016) respektive 12 (2017) günstig. Angesichts einer attraktiven Eigenkapitalrendite und unter der Annahme weiter steigender Gewinne lohnt sich ein Einstieg zurzeit.

Die komplette Historie zu Leonteq finden Sie hier. »

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