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12:45 Uhr - 08.12.2014

Sika-VRP Hälg: «Wir haben fair analysiert»

VR-Präsident Paul Hälg und CEO Jan Jenisch sehen für Sika als Minderheitsbeteiligung von St. Gobain zu viel Stör- und Konfliktpotenzial. Die fundamentale Änderung der Kultur wollen sie nicht mittragen.

Sika-Verwaltungsratspräsident Paul Hälg und CEO Jan Jenisch haben an der Medienkonferenz am Montagmorgen versichert, von dem geplanten Kontrollwechsel völlig überrascht worden zu sein. Die Familie Burkard-Schenker habe den Verwaltungsrat und das Management am frühen Freitagabend darüber informiert, ihre Aktien an den französischen Baustoffkonzern St. Gobain zu veräussern.

Keinerlei Andeutungen

Auch Willi Leimer, VR-Präsident der Familienholding Schenker-Winker Holding, und für diese Holding im Sika-Gremium, sei nicht in Kenntnis gesetzt worden. Auch eine Woche zuvor, an einem regelmässigen Treffen, habe es keinerlei Andeutungen gegeben.

Gemäss Hälg zahlte St. Gobain für den Anteil der Familie, der 52,4% der Stimmen und 16,1% des Kapitals entspricht, 2,75 Mrd. Fr. Das entspreche gemessen am Kurs vom Freitag einer Prämie von 80%. Am Freitag betrug die Marktkapitalisierung von Sika (SIK 3157 -18.76%) rund 11,5 Mrd. Fr. Am Montag verloren die Aktien bis Mittag rund 20% an Wert.

Alle Interessensgruppen im Blick

Management und Verwaltungsrat hätten über das Wochenende die neue Situation analysiert und seien zum Ergebnis gekommen, die Transaktion abzulehnen. Hälg und Jenisch führten aus, in der Analyse der neuen Situation völlig offen und unvoreingenommen vorgegangen zu sein. Sie erklärten, immer die beste Lösung für das Unternehmen, die Mitarbeiter, Kunden und die Publikumsaktionäre im Auge gehabt zu haben, und sie seien nicht etwa ihren Gefühlen gefolgt.

In dem nun vorgeschlagenen Modell, mit dem St. Gobain mit 16,1% des Aktienkapitals und 52,4% der Stimmrechte besitzt, komme es zu zahlreichen potenziellen Konflikten, weil Sika nicht zu 100% St. Gobain gehören wird. Im Falle einer kompletten Übernahme zu 100% wäre dies anders, und sie würden sich nicht gegen die Transaktion stellen, hiess es. Weil die Unternehmen teilweise in gleichen Produkten und Märkten aktiv seien, könne es aber bei einer Minderheitsbeteiligung beispielsweise zu gegensätzlichen Interessen in der Akquisitionsstrategie und auch in der Wachstumspolitik kommen.

Synergien sehe er keine, auch nicht für St. Gobain, denn die Verkaufsmannschaft der Sika sei mehr als ausgelastet, habe Mühe, der hohen Nachfrage entsprechend genügend eigene Produkte zu vertreiben, sagte Jenisch. Der Transaktion fehle die industrielle Logik. Der CEO führte weiter aus, die Organisation von Sika sei sehr flach strukturiert. Es gebe überhaupt keine Kapazitäten, um über Synergien zu diskutieren und solche zu planen.

Neunköpfiges Management will gehen

Die Transaktion wird zu einer fundamentalen Änderung der starken Unternehmenskultur der Sika führen. Dies will das Management nicht mittragen: Die sechs ungebundenen Mitglieder des Verwaltungsrats und die neunköpfige Konzernleitung seien unabhängig voneinander zum Schluss gekommen, im Anschluss an das Closing der Transaktion geschlossen zurückzutreten. Jenisch und Hälg wollen bis dahin an Bord bleiben. Das könnten drei Monate oder drei Jahre sein, entscheidend sei das Closing, sagte Jenisch. Ob es noch eine Möglichkeit gebe, sich zu einigen und an Bord zu bleiben, darüber wollten weder Hälg noch Jenisch spekulieren.

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