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07:10 Uhr - 18.01.2018

Paul Singer: Der Schrecken von CEO und Präsidenten

Mit seinem Engagement bei Dufry ist der legendäre US-Investor Paul Singer wieder in der Schweiz aktiv. Letztes Mal hat er sich hier beinahe die Finger verbrannt.

Die Meldung vor Weihnachten, dass Elliott Management neu 5,6% am Airline-Caterer Dufry (DUFN 144.85 -0.92%) hält, war kein Geschenk für die Unternehmensoberen. Seitens Dufry heisst es, es seien bei Verwaltungsrat oder CEO noch keine Forderungen bezüglich gewünschten Änderungen an der Unternehmensstrategie eingegangen. Ob und wann diese kommen werden, ist offen. Fest steht, Elliott Management, gegründet und geführt von Paul Singer, ist nicht irgendein institutioneller Anleger. Der Fonds gilt als einer der aktivsten und aggressivsten Investoren der Welt. Er scheut sich nicht, fundamentale Änderungen in Unternehmen durchzusetzen, um auf seine angepeilte Rendite zu kommen. Singer soll dafür fast jedes Mittel recht sein.

Dufry ist nicht Singers erstes Ziel in der Schweiz. 2011 war er beim Biotech-Unternehmen Actelion (Actelion 0 0%) investiert und forderte er nichts weniger als den Rücktritt des CEO, Einsitz in den Verwaltungsrat und den Verkauf des Unternehmens. Doch der Sturm scheiterte, Singer zog sich zurück. Actelion liess sich schliesslich Anfang 2017 vom Lifescience-Riesen Johnson & Johnson (JNJ 146.98 0.08%), zu einem viel höheren Wert, übernehmen. 2014 wurde Singers Beteiligung an der Investmentgesellschaft BB Biotech (BION 68.4 -0.58%) bekannt. Dieses Engagement verlief diskret ab.

Singer gründete seinen Fonds 1977, mit einem Startkapital von 1,3 Mio. $. Das Geld sammelte er bei Freunden und der Familie ein. In den vierzig Jahren seit Entstehung ist das Fondsvermögen auf 34 Mrd. $ angewachsen. Das schaffte Singer mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 13,5%. Zu Beginn setzte er auf das sogenannte Convertible-Bond-Hedging. Bei dieser Handelsstrategie wird ein Schuldpapier eines Unternehmens gekauft und gleichzeitig dessen Aktie leerverkauft. Heute setzt der Fonds auf eine Vielzahl von Strategien. Ziel ist, unter allen Marktbedingungen eine positive Rendite zu erzielen.

Singers erfolgloses Walten in der Schweiz ist untypisch. Einen Namen machte er sich als hartnäckiger Aktivist, der alle Räder in Bewegung setzt, um an sein Geld zu kommen. Singers Meisterstück ist sein Engagement in argentinischen Anleihen. Nach dem Bankrott des Landes 2002 kaufte sein Fonds Staatspapiere auf und forderte vor Gericht die Rückzahlung. Nach einem vierzehnjährigen Verfahren ging Singer schliesslich als Sieger hervor. Unter dem Strich konnte er 2,4 Mrd. $ einstreichen. Das wurde der langjährigen Präsidentin Argentiniens Cristina Fernández de Kirchner zum Verhängnis. 2014 liess sie ihr Land lieber in den Bankrott gehen, als die Schuld zu begleichen. Das kostete ihrer Partei die Wiederwahl. In den Neunzigerjahren hatte Singer schon mit den Staatspapieren von Peru und der Republik Kongo-Brazzaville spekuliert.

Auch in seinem Heimatland USA scheut sich der 73-Jährige nicht, Aufsehen zu erregen. Seine pointierte Meinung gibt er regelmässig zum Besten. Von der wirtschaftlichen Erholung in den USA in den vergangenen neun Jahren etwa hält er nicht viel. Sie sei das Ergebnis von «monetärem Extremismus», auch sei das Finanzsystem nicht stabiler als vor der Krise. Singer hat sich auch lautstark gegen die Finanzmarktregulierungen des Dodd-Frank-Acts, die nach der Finanzkrise beschlossen wurde, gestellt. Ausserdem hat er sich als Fürsprecher einer Steuerreform profiliert, um das Wirtschaftswachstum zu befeuern.

Es erstaunt deshalb wenig, dass Singer mit über 26 Mio. $ einer der grössten Geldgeber der Republikaner im vergangenen Präsidentschaftswahlkampf war, der schliesslich Donald Trump an die Macht brachte. Singer hat sich aber aktiv darum bemüht, eine Trump-Präsidentschaft zu verhindern.

Abseits von Wirtschaftswelt und Politik setzt sich der Sohn eines Apothekers für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transgender-Menschen ein. Diese sind Singer ein Anliegen, seit sich sein Sohn, Andrew, als schwul geoutet hat. Daneben vergnügt er sich an Piano und Keyboard und war Mitglied diverser Blues- und Reggae-Bands.

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