Zurück zur Übersicht
16:00 Uhr - 26.10.2018

LafargeHolcim gerät in Schwung

Der Baustoffkonzern erhöht die Umsatzprognose nach einem guten dritten Quartal. Die Aktien sind historisch niedrig bewertet.

Zementaktien ­werden von Investoren derzeit verschmäht. LafargeHolcim (LHN 43.2 3.1%), die Titel des grössten Anbieters des Baustoffs, haben im Jahres­verlauf 20% eingebüsst. Die Papiere der Nummer zwei, HeidelbergCement (HEI 57.04 -0.56%), hat es mit einem Minus von 35% noch ärger erwischt.

Der deutsche Konzern hat vergangene Woche die Prognose für den Betriebsgewinn gesenkt, aufgrund widrigen Wetters in den USA und weil die Energiekosten mehr als erwartet gestiegen seien. LafargeHolcim hingegen hat mit dem Quartalsausweis angenehm überrascht.

Mit einer Zunahme von 5,8% hat das vergleichbare Umsatzwachstum weiter an Schwung gewonnen. Zudem stieg der wiederkehrende Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda mit 8,1% klar überproportional. Auch wenn wegen des schwachen Vorjahres­quartals der vorteilhafte Basiseffekt zu ­berücksichtigen ist: HeidelbergCement scheint stärker unter den erwähnten ­Negativfaktoren gelitten zu haben.

Preise angehoben

Der Ebitda übertraf die Durchschnitts­prognose der Finanzanalysten deutlich um 3,7 Prozentpunkte. Anleger reagierten mit Zukauf der Aktien, sie stiegen am Freitag zeitweise über 4%.

Bemerkenswert ist, dass es LafargeHolcim im dritten Quartal gelungen ist, die Kosteninflation von 4% aufgrund steigender Energiepreise und höherer Verteilkosten mehr als auszugleichen. Dazu trugen Preisanpassungen bei. CEO Jan Jenisch hat die Verantwortung für die Preispolitik stärker als früher den Länderchefs übertragen.

Zudem beginnen sich die Massnahmen zur Minderung des Aufwands in der Konzernorganisation auszuwirken. Mit ihnen soll die Kostenbasis in der Administration bis Mitte kommenden Jahres 400 Mio. Fr. sinken. Laut Jenisch ist man dem Zeitplan voraus.

Er hat eine Führungsebene eliminiert. Zudem sind die kostspieligen Regionalzentren in Miami und Singapur geschlossen worden. Die beiden Konzernsitze in Paris und in ­Zürich-Oerlikon werden aufgegeben und die Zentrale Anfang Jahr nach Zug verlegt.

Heterogene Entwicklung

Die Entwicklung nach Regionen ist, für einen global präsenten Konzern typisch, heterogen. Im dritten Quartal wuchs Asien, getragen von China, besonders stark. Im Raum Naher Osten/Afrika, wo der Ebitda im ersten Semester namentlich wegen Algerien ein Drittel eingebrochen war, stabilisiert sich die Lage.

Eine Abschwächung ist dagegen in Lateinamerika festzustellen, der Region mit den höchsten Betriebsgewinnmargen. Die verhaltene Entwicklung werde einige Monate anhalten, sagte Jenisch an einer Telefonkonferenz am Freitag.

Insgesamt sollte LafargeHolcim das ­höhere Momentum aber ins Jahr 2019 ­hinübertragen können. Dann kurbeln vier kleinere Akquisitionen, die unter Jenisch bisher gemacht wurden, den Umsatz zusätzlich an.

Der Plan, anderseits Ver­mögenswerte im Umfang von 2 Mrd. Fr. zu veräussern, sei auf gutem Weg, sag­te der CEO. «Wir hoffen, in nächster Zeit über einen erfolgreichen Abschluss in­formieren zu können.»

Gemäss der ­Nachrichtenagentur Bloomberg visiert LafargeHolcim einen Verkauf der indo­nesischen Ländergesellschaft an. Abgesehen davon hat die Gesellschaft ihr Finanzprofil verbessert, indem seit Juni mehr als 1,3 Mrd. Fr. Schulden zu niedrigerem Zins refinanziert wurden.

Ebitda-Prognose reduziert

Wegen der höheren Wachstumsdynamik hat das Management die Umsatzprognose für das laufende Jahr erhöht. Statt 3 bis 5% soll der Umsatz 4 bis 6% steigen.

Anderseits wird das Ziel für den Ebitda ­reduziert. Bisher peilte Jenisch eine Zunahme um mindestens 5% an. Nun rechnet er mit 3 bis 5%.

Warum er das nach einem holprigen Start ins neue Jahr nicht nach zwei Quartalen getan hat, ist nicht ganz klar. Offenbar, liess er an der Telefonkonferenz durchblicken, hat ihn die «Gewinnwarnung» von Heidelberg­Cement vorsichtig gestimmt.

Vor einem Jahr präsentierte Jan Jenisch zum ersten Mal Quartalszahlen. Damals notierten die Aktien noch 57 Fr. Unter­dessen ist ihr Wert 23% gesunken.

Hohe Dividendenrendite

Die ­Bewertung des Baustoffkonzerns ist dementsprechend bescheiden: Sowohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 wie das Verhältnis Unternehmenswert zu Ebitda von 7,3 liegen etwa 15% unter dem historischen Durchschnitt.

Wird die Dividende gehalten, ist zudem mit einer Rendite von 4,6% auf dem aktuellen Kurs zu rechnen. Doch es braucht Überwindung, «verschmähte» Aktien zu kaufen.

Die komplette Historie zu LafargeHolcim finden Sie hier. »

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.