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10:50 Uhr - 06.01.2017

China kämpft mit Aufwertung gegen Spekulanten

Die chinesische Währung hat sich heute gegen den Trend aufgewertet wie seit 2005 nicht mehr. Auch die Zinsschraube wird angezogen.

Die Abwertung der chinesischen Währung Yuan war eigentlich eine ausgemachte Sache. Denn die Devisenreserven der Volksrepublik sinken stetig, weil die Zentralbank den Yuan stützt, und die Kapitalflucht hält an. Zuletzt musste Peking auf schärfere Kapitalkontrollen zurückgreifen. Insbesondere weil im Januar neue Quoten zum Umtausch in Devisen für Privatpersonen zugeteilt werden, wodurch mehr Kapital ins Ausland gebracht werden könnte.

Nun kam es anders. Gemäss dem offiziellen Wechselkurs – dem Fixing – zwischen Dollar und Yuan wurde die chinesische Währung am Freitag 0,9% stärker. Das ist die grösste Aufwertung an einem Tag seit dem Jahr 2005.

Noch am Mittwoch war der Kurs auf den schwächsten Stand seit acht Jahren gefallen. Seit der sprunghaften Abwertung im August 2015 hat sich die Währung um über 12% abgewertet.

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Mit der plötzlichen Aufwertung wird Spekulanten am Devisenmarkt, die auf einen sinkenden Kurs gesetzt haben, das Leben schwer gemacht. Ihre Wettposition hat nun grosse Verluste zu verzeichnen. Bei vielen Terminkontrakten wird dann wohl ein Margin Call fällig – neues Geld muss nachgeschossen werden.

Das Wetten auf eine Abwertung ist China ein Dorn in Auge, da es den Abwertungsdruck erhöht. Und die Erwartung einer weiteren Abwertung beschleunigt die Kapitalflucht.

Liquidität wurde verknappt

Die chinesische Zentralbank hat wohl direkt in den Devisenmarkt eingegriffen, um die Aufwertung zu bewirken. Sie hat also Yuan gekauft und Dollar verkauft. Doch gleichzeitig wurde die Liquidität in Yuan verknappt. Das macht es teurer für Spekulanten, sich in der chinesischen Währung zu verschulden und sie gegen Dollar zu tauschen, um auf einen fallenden Yuan zu wetten.

So sind die Zinsen am Interbankenmarkt in Hongkong in die Höhe gesprungen. Der dreimonatige Hibor (Hong Kong Interbank Offer Rate) für den Yuan ist auf ein Allzeithoch von 10,7% gestiegen.

Der Übernachtzins hat auf 61% angezogen. Zuletzt war er in der Krisenphase im Januar 2016 so hoch gewesen.

Yuan in Hongkong mit Prämie

Diese Verknappung von Liquidität in Hongkong macht den Yuan ausserhalb von Festlandchina zu einem teuren Gut. Das zeigt sich auch in der Differenz der Wechselkurse Onshore und Offshore – also zwischen den Marktplätzen in Festlandchina und in Hongkong.

Der in Hongkong gehandelte Yuan (Offshore-Yuan) handelt mit einem deutlichen Aufschlag von momentan über 1% gegenüber dem Wechselkurs in Festlandchina.

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Zeichen von Panik

Der Kampf gegen Spekulanten könnte zwar für ein Aufatmen in Peking sorgen, aber das löst die zugrundeliegenden Probleme nicht. Kapital sucht den Weg ins Ausland, da es keine attraktiven Investitionen mehr in der Volksrepublik findet. Das wird die Währung auch weiter unter Druck setzen.

Schon jetzt zeigt sich, dass die Massnahmen die weitere Abwertung nicht verhindern können. Der Offshore-Yuan hat sich am Freitag wieder deutlich abgewertet.

In Peking gibt es Zeichen von Panik, dass man mit den üblichen Massnahmen die Situation nicht mehr in den Griff bekommt. Insbesondere will man die Devisenreserven über 3 Bio. $ halten. Fallen sie unter diese Marke, könnte das die Unsicherheit erhöhen und für einen neuen Schub an Kapitalflucht sorgen.

Gemäss Medienberichten erwägt die chinesische Zentralbank schon verschiedene Notfallmassnahmen, sollte die Kapitalflucht anhalten. Das bedeutet: Es werden neue Kapitalkontrollen geplant. Und das trotz aller Rhetorik, man wolle den Yuan als eine weltweite Reserve- und Handelswährung etablieren, was einen freien Kapitalverkehr voraussetzt.

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