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15:02 Uhr - 28.12.2016

Was ist bloss mit Evolva los?

Die Aktien des Biotech-Unternehmens avancieren seit Tagen. Es ist der Vermarktung ihres Kernproduktes EverSweet einen Schritt näher gekommen. Dennoch bleiben etliche Hürden zu nehmen.

Die Aktien des Biotech-Unternehmens Evolva (EVE 0.73 4.29%) aus Reinach im Kanton Basel-Land haben seit dem 19. Dezember über 90% an Wert gewonnen. Dahinter steht die Mitteilung, dass das US-Patentamt Evolva ein zentrales Patent für den Stevia-Süssstoff EverSweet in Aussicht gestellt hat. Kommt nun also wieder Leben in die zum hässlichen Entlein mutierten Valoren?

Analyst Martin Vögtli von Research Partners sagt ja. Zusammen mit der bereits früher erfolgten Marktzulassung in den USA ebne das Patent den kommerziellen Weg in einem der wichtigsten Märkte weltweit.

Evolva unterhält mit dem US-Nahrungsmittelkonzern Cargill eine Partnerschaft zur Entwicklung einer Produktionsmethode zur Herstellung des kalorienfreien Süssstoffes mithilfe von Hefebakterien. Anders als bei der Gewinnung von Stevia durch Pflanzen kann so der bittere Geschmack, den das Süssungsmittel mit sich bringt, eliminiert werden. Zu den Kunden von Cargill zählt unter anderem Coca-Cola (KO 41.61 0.02%), die bereits Süssgetränke mit Stevia anbietet.

Es bleibt das Problem zu hoher Produktionskosten

Allerdings ist Evolvas Produktionsverfahren noch zu teuer und rechnet sich nicht. Das setzte den Aktien zu. Sie verloren von ihrem Höchst im Mai 2015 zeitweise über 77% an Wert. Trotz der jüngsten Kursgewinne haben sie sich von diesem herben Rückschlag bis anhin nicht erholt.

Nun konnte das Unternehmen mit dem Erhalt des Patents endlich wieder einmal positive Neuigkeiten verbreiten. Und nicht nur das: Evolva gab zusammen mit der Vermeldung des Patent-Fortschritts bekannt, Mitte Januar 2017 ein Update zum Stevia-Projekt geben zu wollen.

Anleger sollten sich das Datum merken. «Wir erwarten vom Management, dass es sich dazu äussert, ob und wann das Potenzial, dass in Stevia steckt, freigesetzt werden kann», sagt Vögtli. Er selbst rechnet damit, dass Evolva die Gewinnschwelle erst 2020 erreichen wird.

«Neues Kapital nötig»

Die Gesellschaft macht also vorerst vor allem eines: Geld verbrennen. «Evolva wird neues Kapital brauchen», sagt Vögtli. Da Anleger seiner Meinung nach jedoch eine weitere Verwässerung nicht tolerieren werden, wird Evolva wohl bei Kreditgebern anklopfen müssen.

Per 30. Juni 2016 verfügte das Unternehmen über 66,7 Mio. Fr. Barmittel. Analysten rechnen damit, dass es nur schon bis Ende 2017  rund 51 Mio. Fr. verbrennen wird. Hinzu kommen weitere 20 bis 30 Mio. Fr. für den allfälligen Aufbau einer Produktionsanlage. Evolva und Cargill werden sich die Kosten für die kommerzielle Produktion von EverSweet voraussichtlich teilen. Vom aktuellen Bargeldbestand bleibt also bis in einem Jahr nicht mehr viel übrig.

Unsichere Geschäftsaussichten und unsichere Finanzierungsverhältnisse: Beides zusammen macht die Aktien zu einer hochriskanten Anlage. Anleger mit hohem Risikovermögen finden in Evolva derzeit ein attraktives Spielfeld. Vorsichtige Investoren warten trotz der verlockenden Kursavancen der letzten Tage jedoch die weiteren Fortschritte beim Stevia-Projekt ab.

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