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00:53 Uhr - 07.04.2016

Fed tendiert gegen Zinsschritt im April

Die amerikanischen Notenbank macht sich Sorgen um die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Sie hält eine Zinserhöhung an der nächsten Sitzung von Ende April deshalb für überhastet.

Das Federal Reserve will sich mit der Normalisierung der Geldpolitik mehr Zeit lassen, als es anfänglich geplant hat. Das geht aus dem Protokoll der letzten Sitzung hervor. Die US-Notenbank sorgt sich vor allem darum, dass die globale Konjunkturschwäche auch die amerikanische Wirtschaft belasten könnte.

«Die Teilnehmer sahen die globalen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen weiterhin als Risiko an, das die Aussichten für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten belasten könnte», heisst es in den sogenannten FOMC Minutes. Die Probleme, die Anfang Jahr zu den Erschütterungen an den Finanzmärkten geführt haben, seien «nicht vollständig gelöst», steht im Protokoll weiter.

Als die US-Notenbank im Dezember die Zinsen erstmals leicht erhöhte, stellte sie für dieses Jahr vier weitere Schritte in Aussicht. An der vergangenen Sitzung von Mitte März haben die Währungshüter ihre Pläne jedoch revidiert und rechnen bis Ende 2016 nur noch mit zwei Erhöhungen. Zudem hatte Fed-Chefin Janet Yellen in ihrer letzten Rede überraschend milde Töne angeschlagen, was die Straffung der Geldpolitik betrifft. (2Links)

Vorsichtige Stimmen überwiegen

Wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsunterlagen hervorgeht, sind die Chancen auf eine Zinserhöhung am nächsten Fed-Treffen ausgesprochen gering. «Mehrere» Teilnehmer fanden, dass «ein vorsichtiger Ansatz für die Erhöhung der Zinsen ratsam sei», hält das FOMC-Protokoll fest. Ihrer Meinung nach würde ein Schritt «bereits im April einen Eindruck von Dringlichkeit erwecken, was sie nicht für angebracht halten.»

Im siebzehnköpfigen Vorsitz der US-Notenbank teilen jedoch nicht alle diese Ansicht. Eine Minderheit der Mitglieder meinte im Gegensatz dazu, dass «eine Zinserhöhung an der nächsten Sitzung womöglich sehr wohl angebracht sei». Das unter der Annahme, dass die Konjunkturdaten ihren Erwartungen gemäss auf ein moderates Wirtschaftswachstum und eine weitere Aufhellung am Arbeitsmarkt hindeuten würden.

Auf einen kräftigen Aufschwung in den USA deutet derzeit wenig hin. Gemäss dem Prognosemodell der Fed-Distriktnotenbank Atlanta ist die Wirtschaft im ersten Quartal lediglich 0,4% expandiert. Besser läuft es am Arbeitsmarkt, wo in den ersten drei Monaten durchschnittlich jeweils rund 210‘000 Stellen hinzu gekommen sind und sich die Arbeitslosenquote mit 5% nahe dem Niveau von Vollbeschäftigung bewegt.

Straffung im April kaum denkbar

An den Finanzmärkten gilt eine Zinserhöhung am Fed-Treffen vom 26. und 27. April als so gut wie ausgeschlossen. Gemäss Kontrakten auf die Federal Funds Rate an der Chicagoer Terminbörse CME beziffern Investoren die Wahrscheinlichkeit dafür auf weniger als 4%. Auch für das übernächste Treffen von Juni schätzen sie die Chancen einer Straffung derzeit auf nur 18% ein.

Wallstreet war am Mittwoch in guter Laune. Der US-Leitindex S&P 500 avancierte 1,1% auf 2066,66. Das Technologiebarometer Nasdaq Composite rückte sogar 1,6% auf 4920,72 vor. Besonders gefragt waren Biotechwerte, die nach dem gescheiterten Deal zwischen Pfizer und Allergan von neu aufkommender Übernahmefantasie profitierten. Am Bondmarkt tendierte die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen leicht höher auf 1,76%.

 

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