Ohne die Zustimmung des Tiefkühlbäckers stehen die Chancen auf eine Übernahme durch die Investmentfirma schlecht.
Die Geschichte wiederholt sich. Die US-Investmentfirma Elliott lässt nicht locker und erneuert die Absicht, Aryzta (ARYN 0.69 +4.44%) ein konkretes Übernahmeangebot zu unterbreiten. Man sei bereit, «potenziell alle ausstehenden Aktien zu einem indikativen Preis von 0.80 Fr. je Titel zu erwerben», teilte sie am Montag mit. Die Aryzta-Valoren standen am Montagmittag bei 0.70 Fr.
Eine bindende Offerte ist das jedoch noch nicht. Dafür fehlen wichtige Puzzleteile finanzieller Natur, aber auch die Zustimmung des Verwaltungsrats (VR) von Aryzta, wie Elliott sie fordert. Wie aus dem Umfeld der Private-Equity-Gesellschaft zu hören ist, soll es nicht zu einer feindlichen Übernahme kommen. «Eine Transaktion gegen das Einverständnis des VR funktioniert nicht», sagte eine Quelle gegenüber FuW.
Doch Aryzta lehnt die Avance weiterhin ab. Die nicht bindende Offerte sei an gewisse Bedingungen geknüpft, die nicht erfüllbar seien. Zudem sei nicht sichergestellt, dass Elliott eine Übernahme finanzieren könnte, teilte der Tiefkühlbäcker mit.
Es gab schon früher Gerüchte, wonach Elliott Mühe habe, bei den Banken die nötige Finanzierungshilfe zu erhalten. Nun ist der Investor offenbar zuversichtlich, die Kredite in den kommenden Wochen zu bekommen. Aus Aktionärssicht wäre es wünschenswert, wenn Elliott möglichst rasch Klarheit schaffen würde.
Aktionäre stehen hinter dem VR
Dass Aryzta dem Deal den Segen erteilt und eine Transaktionsvereinbarung unterschreibt, ist eher unwahrscheinlich. Dann könnten keine alternativen Devestitionspläne mehr verfolgt werden, was nicht im Sinne der Aktionäre ist.
Die Mehrheit der Stimmen im erneuerten VR unter der Führung von Urs Jordi steht einem Totalverkauf ohnehin kritisch gegenüber und prüft den Verkauf des Nordamerikageschäfts. Dies, um die Komplexität der Organisation und den Verschuldungsgrad zu reduzieren. In einem Punkt sind sich Elliott und Aryzta offenbar einig: Der Turnaround dauert mehrere Jahre. Elliott würde aber Nordamerika nicht verkaufen wollen, so die Quelle.
Schlechte Chance für feindliche Übernahme
Sollte Elliott doch noch ein feindliches Übernahmeangebot lancieren, wäre die Chance dafür eher gering. Die spanische Fondsgesellschaft Cobas (9% der Aktien) hat sich jüngst hinter die neuen Verwaltungsräte gestellt und die Abwahl der Personen vorgeschlagen, die schon früher einen Totalverkauf an Elliott anstrebten. Lodbrok Capital (3% der Aktien und 260 Mio. € Hybridanleihen) unterstützte offiziell Cobas, genauso wie der Schweizer Investor Veraison (10% der Aktien).
Zudem ist am vergangenen Donnerstag CEO Kevin Toland per sofort zurückgetreten, er hatte dem Vernehmen nach einen Deal mit Elliott ebenfalls befürwortet. Bis zur Generalversammlung (GV) am 15. Dezember sitzen im VR aber immer noch vier Personen (von insgesamt acht), die die Transaktion ursprünglich eingefädelt und vorangetrieben hatten. Es ist denkbar, dass sie vor ihrer wahrscheinlichen Abwahl unverändert am Verkauf des Unternehmens arbeiten.
Die Einladung zur GV sollte in den nächsten Tagen eintreffen. Die Aryzta-Aktien bewegen sich weiter in einem spekulativen Umfeld. Sollte sich die Übernahmefantasie wieder verziehen, ist mit einem deutlichen Kursverlust zu rechnen. FuW erwartet eine industrielle Weiterentwicklung Aryztas und rät nur mit einem langfristigen Horizont zum Einstieg.
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