Die US-Notenbank ist auf Kurs, die Geldpolitik an der nächsten Sitzung weiter zu Straffen. Zudem signalisiert sie, dass sie mit dem Rückbau ihrer massiven Bilanz noch dieses Jahr beginnen will.
Grössere Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgeschlossen, wird das Federal Reserve den Leitzins in drei Wochen erneut erhöhen. Das geht aus den Unterlagen der US-Notenbank zu ihrer letzten Sitzung hervor, die sie am Mittwoch veröffentlicht hat.
“Die meisten Teilnehmer befanden, dass es bald angebracht sein werde, einen weiteren Schritt zur Straffung der Geldpolitik zu machen. Das, sofern sich die Konjunkturdaten ungefähr ihren Erwartungen gemäss entwickeln”, heisst es im Protokoll zum Treffen von Anfang Mai.
An den Finanzmärkten wird fest damit gerechnet, dass die Währungshüter beim kommenden Zinsentscheid vom 14. Juni das Zielband für die Federal Funds Rate um weitere 25 Basispunkte auf 1 bis 1,25% anheben. Das wäre die inzwischen vierte Straffung, seit die Notenbank den Zinszyklus Ende 2015 eingeleitet hat.
Zinspolitik bleibt auf Kurs
“Die Sitzungsunterlagen bestätigen, dass die Mehrzahl der Fed-Mitglieder das langsamere Wirtschaftswachstum im ersten Quartal nur als temporären Rückschlag erachten”, meint Ian Shepherdson vom Researchdienst Pantheon Macroeconomics. “Sie sehen deshalb keinen Anlass von ihrer Grundhaltung abzuweichen, mit weiteren graduellen Zinserhöhungen fortzufahren”.
Die amerikanische Wirtschaft ist gemäss ersten Schätzungen in den ersten drei Monaten des Jahres lediglich 0,7% expandiert. Keine Abschwächung zeigt jedoch der Jobmarkt, wo die Arbeitslosenquote im April auf 4,4% gesunken ist. Das Prognosemodell des Atlanta Fed signalisiert zudem für das zweite Quartal eine Erholung des Konjunkturwachstums auf 4,1% an.
Interessant wird deshalb vor allem, was Fed-Chefin Janet Yellen an der kommenden Sitzung zum Ausblick auf das zweite Halbjahr sagen wird. Bislang hat die US-Notenbank insgesamt drei Zinsschritte für dieses Jahr signalisiert, wobei sie die letzte Straffung Mitte März vollzogen hat.
Das grosse Manöver beginnt
Ein Kernthema wird zudem die Bilanz sein. Sie hat sich seit der Rezession durch die Stimulusprogramme QE1 bis QE3 auf rund 4500 Mrd. $ aufgebläht und stagniert seit Ende 2014 mehr oder weniger auf diesem Niveau. Je weiter das Fed mit der Normalisierung der Zinsen kommt, desto mehr drängt sich damit auch ein Rückbau seiner Bilanz auf.
Wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht, hat der Beraterstab des Fed zu diesem prekären Vorgehen eine Studie mit ersten Grundsätzen präsentiert. Demnach soll die Verkürzung der Bilanz zunächst in einem langsamen Tempo beginnen, das dann alle drei Monate verschärft wird, bis schliesslich ein bestimmte Kadenz erreicht ist.
Genauere Angaben in Zahlen wurden zu diesem Plan nicht gemacht. “Fast alle Mitglieder“ deuteten aber an, „dass es wohl angebracht sein werde, mit dem Abbau der Wertschriften dieses Jahr zu beginnen, solange sich die Wirtschaft und der Leitzins den Erwartungen gemäss entwickeln”, heisst es im Fed-Protokoll.
Rekordstimmung an den Börsen
An Wallstreet wurden die Nachrichten aus dem Federal Reserve freundlich aufgenommen. Investoren interpretierten das Sitzungsprotokoll als Signal dafür, dass die Konjunkturaussichten in den USA trotz dem Dämpfer im ersten Quartal intakt sind. Der Leitindex S&P 500 schloss 0,3% fester auf 2404,39 und markierte damit einen neuen Rekord.
Etwas vorsichtiger fiel die Reaktion am Bondmarkt aus. Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen gab 2 Basispunkte auf 2,27% nach. Auch der Dollar tendierte im Vergleich zu den wichtigsten Währungen etwas schwächer, während der Goldpreis minim auf 1’257.20 $ pro Unze stieg.
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