Die Regionalbank forciert weiter ihre Stellung als IT-Dienstleisterin, verzichtet dafür im Halbjahr allerdings auf Gewinnwachstum.
Die Hypothekarbank Lenzburg (HBLN 4500 0%) (Hypi) kann im ersten Halbjahr 2018 wie erwartet ihren Ertrag auf 39,2 Mio. Fr. (+5% gegenüber der Vorjahresperiode) steigern (vgl. Tabelle). Allerdings ist unter dem Strich der Gewinn mit 9,8 Mio. Fr. leicht rückläufig (–0,2%).
Grund dafür sind Investitionen in die «Positionierung der Bank als digitale Finanzdienstleisterin», wie die Hypi am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilt.
Die Aufwendungen in ihre IT mit dem eigenen Kernbankensystem Finstar und ihre Digitalstrategie schreibt die Bank direkt über die Erfolgsrechnung ab, was auf den Semestergewinn drückt.
Innovative Angebote
Stetig entwickelt sich das Geschäft der Bank als IT-Dienstleisterin für Dritte. Mit Finstar bedienen die Lenzburger mittlerweile neun kleine Finanzhäuser.
Hinzu kommen Digitalprojekte mit denen die Hypi in der Branche für Aufsehen sorgt. So wirbt sie als erste Bank in der Schweiz öffentlich um Blockchain-Unternehmen, denen sie Bankverbindungen anbietet. Die Branche gibt sich aus Compliancegründen hier immer noch zurückhaltend.
Zudem schliesst sie nach und nach innovative Angebote junger Fintech-Start-ups an ihr System an. Im zweiten Halbjahr wird beispielsweise das Mobile-Banking-Angebot Neon lanciert werden.
Der Ertrag aus den IT-Dienstleistungen hat mittlerweile das ehemalige dritte Standbein der Bank, den Handel, hinter sich gelassen. Sie haben laut Bank einen neuen Höchstwert erreicht.
«Übertriebene Bautätigkeit»
Nach wie vor ist die Hypi ertragsseitig allerdings eine klassische Retailbank. Das Zinsgeschäft legte unter dem Strich im ersten Halbjahr zu, dies weil der Zinsaufwand erneut gesenkt und Rückstellungen für Kreditrisiken aufgelöst werden konnten. Der reine Zinsertrag ging allerdings angesichts des Tiefzinsumfelds weiter zurück, obwohl die Bank ihre Bilanz 2% auf 5,2 Mrd. Fr. ausweitet.
Die Bank verzichtet nach eigenen Aussagen «auf übermässiges Volumenwachstum». Sie tue dies «im Lichte der mancherorts übertriebenen Bautätigkeit mit zunehmenden Leerwohnungsbeständen und ungesunden Preisentwicklungen».
Das Kommissions- wie auch der Handelsertrag gingen hingegen leicht zurück. Dies nachdem im vergangenen Jahr die Vermögensverwaltung stark forciert wurde. Der Ausbau des Anlage- und Vermögensverwaltungsgeschäfts soll gezielt weiter vorangetrieben werden. Die Kosten hat die Hypi dabei allerdings weiter im Griff. Der Geschäftsaufwand nimmt im Vorjahresvergleich nur leicht zu.
Vorsicht beim Aktienkauf
Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit einem weiterhin unter Druck stehenden Zinsgeschäft sowie mit einem wachsenden Kommissions- und IT-Dienstleistungsertrag. Ihr ambitioniertes digitales Geschäft macht die Hypi im harten Umfeld für Schweizer Retailbanken gegenüber anderen Finanzhäusern für Anleger interessant.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 (2018) ist die Hypi im Branchenvergleich günstig bewertet. Die Dividendenrendite ist aber nur einschliesslich der heuer ausgeschütteten Jubiläumszahlung mit 3,3% attraktiv.
Die Titel sind mit über 4500 Fr. pro Stück schwer und das Handelsvolumen dünn, weil sich die Papiere grösstenteils in der Hand langfristig orientierter regionaler Anleger befinden. Die Aktien eignen sich also wohl vor allem für diese Art von Investoren.
Die komplette Historie zur Hypothekarbank Lenzburg finden Sie hier. »
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