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08:11 Uhr - 02.02.2015

Öffnet jetzt auch China den Geldhahn etwas mehr?

Der meistbeachtete chinesische Frühindikator weist auf eine sich weiterhin abkühlende Konjunktur der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft hin.

Der am Sonntag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie fiel im Dezember auf 49,1, nachdem er im November noch auf 50,1 lag. Ein Wert von unter 50 zeigt eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit an. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die direkt der Regierung unterstellte Zentralbank in den kommenden Tagen weitere geldpolitische Lockerungsmassnahmen vornehmen wird. Vor zwei Monaten senkte die People’s Bank of China (PBoC) den Leitzins von 6 auf 5,6%. Das war das erste Mal in zwei Jahren, dass im Reich der Mitte das Geld günstiger gemacht wurde.

China vergleichsweise gut

Der Entscheid vom 21. November kam überraschend, legte doch die Regierung aus Sorge über das weitere Wachsen der Kreditblase seit 2012 den Schwerpunkt auf konjunkturabkühlende Massnahmen. Der jetzt veröffentlichte Einkaufsmanagerindex liegt im Trend anderer Daten, wie etwa der Fiskaleinnahmen, die auf ein sich deutlich abschwächendes Wachstum hinweisen.

2014 betrug das chinesische Wirtschaftswachstum «nur» 7,4% und erreichte damit den tiefsten Stand seit 24 Jahren. Im letzten Quartal expandierte das Bruttoinlandprodukt 7,3%. Das ist im internationalen Vergleich weiterhin ein beachtlicher Wert, der durchaus auch im Rahmen des von der Regierung angezielten Wachstums liegt. Überraschend ist allerdings die Geschwindigkeit, mit der die Dynamik nachlässt.

Saisonale Verzerrungen

Die meisten Bankanalysten projizierten für den Einkaufsmanagerindex im Dezember einen Stand von über 50.  Sorgen macht auch der Dienstleistungssektor, der für 48% der Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Hier liegt der Einkaufsmanagerindex zwar noch deutlich über 50, doch fiel er im Dezember mit 53,7 auf den tiefsten Stand in einem Jahr.

Wang Tao, die Chinaökonomin der UBS (UBSG 15.39 -0.32%), weist darauf hin, dass die Lesung der Daten schwierig ist. Insbesondere weil in China Mitte Februar das dem Mond folgende Neujahr gefeiert wird. Das wirkt sich bereits jetzt auf die Frühindikatoren aus, wie die zurückhaltenden Einkäufe der Manager des verarbeitenden Sektors zeigen.

Andere Notenbanken preschen voran

Sollte die People’s Bank of China wachstumsstützende Massnahmen ergreifen, so läge sie damit im Trend. Singapur wertete am Freitag seine Währung ab, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) nur wenige Tage zuvor den Geldhahn weiter öffnete. Mitte Januar senkte auch die Reserve Bank of India den Leitzins. Ökonomen des australischen Finanzhauses ANZ gehen davon aus, dass die Mindestreserven, die Geschäftsbanken bei der PBoC hinterlegen müssen, im ersten Quartal 50 Basispunkte auf neu 19,5 gesenkt werden. Gleichzeitig projiziert die ANZ auch eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte.

Der Hauptindex der Börse Schanghai, der in der Vorwoche den grössten wöchentlichen Kursrückgang in einem Jahr aufzeigte, fiel am Montag in der ersten Tageshälfte 1,1%.

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