Zurück zur Übersicht
15:30 Uhr - 21.01.2016

Schöne Bescherung für Logitech

Der Spezialist für Computerzubehör hat ein traditionell starkes Weihnachtsquartal hingelegt. Ob das hohe Momentum auch längerfristig beibehalten werden kann, ist jedoch ungewiss.

Portable Bluetooth-Lautsprecher in schrillen Farben waren in den Festtagen ein begehrtes Gut. Das legen die starken Verkaufszahlen in den für Logitech (LOGN 15 11.11%) strategisch bedeutsamen «Wachstumskategorien» nahe: Diese Kategorie umfasst mobile Lautsprecher, Gaming- und Tablet-Zubehör sowie Videokollaborationslösungen. Mit diesen Produkten will Logitech dereinst mehr einnehmen als mit profitablem, aber wenig zukunftsträchtigem PC-Zubehör wie Tastaturen oder Webcams. Die jüngst stark verunsicherten Anleger reagierten euphorisch auf das Ergebnis und schraubten den Kurs der Aktien im Tagesverlauf zeitweise über 11% in die Höhe.

Noch nie hat Logitech so viele mobile Lautsprecher (+44% im Vergleich zur Vorjahresperiode) und Joysticks (+19%) verkauft wie im letzten Quartal 2015. Dank der guten Umsatzentwicklung und der Ausgliederung einer lange mit Problemen behafteten Geschäftssparte (Lifesize) können die Westschweizer die Zielsetzung für das Betriebsergebnis (Non-GAAP) für das im März endende Geschäftsjahr 2015/2016 von 150 auf 170 Mio. $ anheben.

Breit abgestützte Leistung

Geografisch war die positive Umsatzentwicklung breit abgestützt, wobei der US-Markt das historisch beste Verkaufsquartal hinlegte. Nicht nur die für ein jüngeres Publikum bestimmten mobilen Produkte – Tablet-Zubehör ausgenommen –  fanden reissenden Absatz. Auch das Geschäft mit traditioneller PC-Peripherie wie Tastaturen oder Mäusen blieb stabil oder konnte in einzelnen Bereichen, etwa Home Entertainment, gar zulegen. «Der PC lebt, und wir investieren auch in diesem Bereich in Innovation. Wir gewinnen hier Marktanteile», sagt CEO Bracken Darell gegenüber «Finanz und Wirtschaft». So trägt das traditionelle Geschäft noch immer über 60% zu Logitechs Umsatz bei und ist profitabler als das Geschäft mit neu entwickelten «Wachstumsprodukten» wie etwa der erfolgreichen UE-Boom-Lautsprecher-Serie.

Dass sich das Ursprungsgeschäft so gut hält, ist erstaunlich. Denn PC-Zubehör hängt wohl oder übel an der Entwicklung des PC-Marktes, und dieser ist strukturell rückläufig. Gemäss dem Informationsdienst Gartner sind die Auslieferungen von PC im Endquartal 2015 ganze 8% zurückgegangen. Für die Analysten von Barclays (BARC 182.7 0.3%) ist Logitech deshalb noch zu stark von diesem traditionellen Geschäft abhängig.  Denn obschon sich das Unternehmen bisher erfolgreich gegen diesen Abwärtstrend stemmt, dürfte der Verkauf von PC-Zubehör mittelfristig kein verlässliches Standbein mehr sein.

Hilfreiche Portfoliobereinigung

Die gute Performance zum Jahresende ist nicht ausschliesslich einer starken Verkaufsleistung geschuldet. Obschon der starke Dollar noch immer gegen Logitech spielt, versteht es das Management, der Erosion der Profitabilität entgegenzuwirken. Dank Preisanpassungen, Kostenmassnahmen in der Beschaffung und der Auflösung des OEM-Geschäfts bildete sich die Bruttomarge zum Vorjahr um lediglich 170 Basispunkte auf 33,6% zurück. Das rückläufige OEM-Geschäft – die Produktion von Zubehör für Drittkunden – hat Logitech Ende 2015 abgewickelt und die entsprechenden Lager vollständig geleert.

Zudem profitieren die Westschweizer auch von der Ausgliederung der lange defizitären Videokonferenzsparte Lifesize. Ende Dezember wurde die Gründung eines Joint Venture mit drei Wagniskapitalfirmen bekannt, wobei Logitech nur noch 37,5% an Lifesize halten wird. Die Geschäftsaktivitäten der Sparte werden damit aus den Logitech-Büchern herauskonsolidiert. Die neue Zielvorgabe eines (Non-GAAP-)Betriebsergebnisses von 170 Mio. $ für das Gesamtjahr schliesst das Lifesize-Geschäft deshalb aus.

Ausblick ausstehend

«The future is bright» – die Zukunft ist rosig –, sagt CEO Darrell. Neben der Anhebung des Gewinnziels soll Logitech im Retail-Geschäft nochmals schneller wachsen, zu konstanten Wechselkursen bis zu 9% für das gesamte Geschäftsjahr, bisher galten 7%. Die Ziele sind realistisch, Logitech hat in den vergangenen Quartalen bewiesen, dass sie sich geschickt über widrige Trends hinwegsetzen und Erwartungen übertreffen kann. Ob das Führungsteam auch für das im April startende neue Geschäftsjahr so zuversichtlich ist, bleibt offen. Ein neuer Ausblick ist erst am Investorentag vom 2. März zu erwarten.

Bis dahin sind die Zweifel nicht ausgeräumt, dass die neuen Wachstumsprodukte den früher oder später zurückgehenden Umsatz mit PC-Zubehör werden (über-)kompensieren können. Bracken Darrell ist jedenfalls zuversichtlich: «Wir haben fünf oder sechs Neuentwicklungen in Vorbereitung und werden sie lancieren, sobald sie bereit sind.»

Die für 2016 geschätzten Kurs-Cashflow- (15) wie auch Unternehmenswert-zu-Umsatz-Verhältnisse (1) bewegen sich etwas höher als im Schnitt der letzten drei Jahre. Dennoch gelten die Valoren nicht als übermässig teuer. Auch die geschätzte Dividendenrendite 2016 von 3,4%  ist attraktiv. Anleger sollten jedoch, auch angesichts der aktuellen Marktturbulenzen, mit Käufen zuwarten.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.