Mit einer neuen Maschinengeneration wird der IPO-Kandidat Klingelnberg zum direkten Konkurrenten des Traditionsunternehmens Reishauer aus Wallisellen.
Die den Börsengang planende Maschinenbauunternehmung Klingelnberg sieht sich vor wachstumsstarken Jahren. An einer Präsentation am Mittwochmorgen am Sitz in Zürich-Oerlikon strich CEO Jan Klingelnberg die gute Marktposition seines Unternehmens und die günstigen Wachstumsaussichten heraus.
Im Markt für Maschinen, die kegelförmige Zahnräder herstellen, der sogenannten Kegelradtechnik, hält Klingelnberg mit einem Marktanteil von 52% die Führerschaft.
Im zweiten Bereich, den Maschinen zur Herstellung von geraden Zahnrädern, den Stirnrädern, wird mit rund 30% die zweite Position besetzt.
Einbruch im Stirnradgeschäft wirkte anspornend
Kurz- und mittelfristig bietet das Stirnradgeschäft für Klingelnberg die grössten Wachstumschancen. Denn hier hat das Unternehmen in den letzten Jahren kräftig investiert und will jetzt in neue Marktsegmente vordringen.
Zu den Stirnradmaschinen kam Klingelnberg 2012 durch den Kauf des entsprechenden Geschäftsbereichs der deutschen Höfler. Höfler hatte sich auf Zahnradmaschinen mit Scheibenschleiftechnik spezialisiert, die es ermöglichen, besonders grosse Zahnräder herzustellen, wie sie in Spezialbaumaschinen, in der Landtechnik und im Bergbau verwendet werden.
Doch die ab 2013 sinkenden Rohstoffpreise machten dem neuen Besitzer einen Strich durch die Rechnung. Die Nachfrage nach diesen hochspezialisierten Maschinen ging markant zurück, Klingelnberg musste für die Höfler-Technologie neue Anwendungsgebiete suchen.
50 Mio. € investiert
Mit einem Investitionsaufwand von rund 50 Mio. € und fünf Jahren Entwicklungszeit wurden vier neue Maschinentypen entwickelt, die jetzt marktreif sind. Sie basieren neu auf dem Wälzschleifverfahren, was viel schnellere Durchlaufzeiten und damit viel höhere Stückzahlen und höhere Produktivität erlaubt als die auf grosse Zahnräder ausgerichtete Scheibenschleiftechnik.
Mit diesen Maschinen kann Klingelnberg in bisher von Höfler nicht bearbeitete Märkte wie den Automobil- und Nutzfahrzeugbau vordringen. Diese sind potenziell um ein Vielfaches grösserer als der herkömmliche Markt.
Ein neuer Markt tut sich auf
Mit den neuen Maschinen geht Klingelnberg direkt in Konkurrenz zu der in Wallisellen ansässigen Reishauer Group, die sich auf Wälzschleifmaschinen spezialisiert hat und mit 310 Mio. Fr. Umsatz (2016) ähnlich dimensioniert ist wie Klingelnberg. Die Aktien von Reishauer werden ausserbörslich gehandelt und sind in den letzten Wochen deutlich gestiegen.
Als Konkurrenzvorteil streicht Klingelnberg ihr Close-Loop-Verfahren heraus, womit ein integrierter Messprozess gemeint ist, in dem die gefrästen oder geschliffenen Produkte mit eigens entwickelten Messgeräten nachvermessen werden. Die ermittelten Daten werden dann automatisch zur Nachbearbeitung des Werkstücks in die Maschine eingespiesen.
In den letzten drei Jahren ist Klingelnberg durchschnittlich 6,4% pro Jahr auf 257 Mio.€ gewachsen. Die Betriebsgewinnmarge hat sich in dieser Zeit von 7,5 auf 8,9% erhöht. Gemäss CEO Jan Klingelnberg liegt die Marge in guten Jahren klar über 10%.
Klingelnberg sieht sich denn auch nicht nahe der Spitze eines Marktzyklus. Der Markt sei 2011 grösser gewesen als 2017. Bis ins Jahr 2022 sei mit einem durchschnittlichen Marktwachstum von 3,2% zu rechnen, Klingelnberg will selbstredend höhere Raten erreichen.
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