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13:19 Uhr - 12.07.2019

Beruhigungspille für die Gläubiger: Arturo Herrera Gutierrez

Der neue mexikanische Finanzminister muss um Vertrauen werben.

Das Video ging «viral». Mit versteinerter Miene steht Arturo Herrera neben dem mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (kurz AMLO). Während dieser ihn als neuen Finanzminister einführt, schaut Herrera auf den Boden und blinzelt häufig. In den sozialen Medien wird gewitzelt, er schaue wie eine Geisel aus, die per Augenaufschlag eine geheime Nachricht sendet: «Holt mich hier raus.»

AMLO hat das Präsidentenamt mit grossen Hoffnungen im Dezember angetreten – wobei der Linke schon als Bürgermeister von Mexiko-Stadt gezeigt hat, zu einer gemässigteren Finanz- und Wirtschaftspolitik fähig zu sein. Doch als Präsident lässt er seinen Mitarbeitern anscheinend zu wenig Freiraum. Insgesamt gab es schon elf Rücktritte von hohen Offiziellen, haben UBS-Analysten beobachtet.

Nun trat am Dienstag mit Finanzminister Carlos Urzúa erstmals ein Minister zurück. Der bemängelte in seinem Rücktrittsschreiben, dass Entscheide ohne ausreichende Begründungen getroffen würden und wichtige Posten an unqualifizierte Personen gingen.

Als Finanzminister galt Urzúa bei Investoren als zuverlässiger Mann, um den Staatshaushalt trotz der schwächelnden Wirtschaft im Griff zu halten. Und als politischer Weggefährte des Präsidenten hat man ihm auch zugetraut, diesen zu überzeugen, es mit den im Wahlkampf versprochenen Sozialprogrammen und Infrastrukturprojekten nicht zu übertreiben.

Der Peso sackte nach dem Rücktritt des Finanzministers um über 2% ab. López Obrador hat aber anscheinend mit Herrera die richtige Wahl getroffen, um die Märkte so weit wie möglich zu beruhigen. Die Währung konnte sich etwas erholen. Herrera ist als stellvertretender Finanzminister den Gläubigern des Landes wohlbekannt. Der ehemalige Weltbankmanager vertrat das Ministerium kompetent gegenüber Investoren und an internationalen Konferenzen.

Niemand streitet dem Ökonomen mit einem Doktorat der New York University das Fachwissen ab, Mexikos Staatsfinanzen erfolgreich zu navigieren. Er betont, durch die «Tequila»-Schuldenkrise in den Neunzigerjahren in seinem Studium geprägt worden zu sein – man kann also davon ausgehen, dass ihm die Finanz- und Haushaltsstabilität ein wichtiges Anliegen ist. Aber wichtiger wird für die Märkte sein, ob er sich gegen die Wünsche des Präsidenten stellen kann.

Eine umstrittene Lieblingsidee des Präsidenten ist es, den staatlichen Erdölförderer Pemex auszubauen. So soll eine 8 Mrd. $ teure Raffinerie errichtet werden. AMLO meinte zur Amtseinführung von Herrera am Dienstag, er werde diesen schon davon überzeugen, dass dafür genug Geld vorhanden sei – ein schlechtes Vorzeichen für die weitere Amtszeit des Finanzministers.

Die Pemex-Anleihen wurden vergangenen Monat von der Ratingagentur Fitch nur noch mit «Junk» bewertet – also unter Anlagequalität. Weitere Ratingagenturen könnten folgen. Die Raffinerien des Konzerns laufen gerade mal auf einem Drittel der Kapazität, die Förderung geht seit vierzehn Jahren zurück. Die Schulden des Staatsunternehmens belaufen sich auf über 100 Mrd. $.

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