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17:30 Uhr - 26.09.2014

Janus empfängt Bill Gross mit Kursfeuerwerk

Bill Gross vom US-Asset-Managers Pimco wechselt zum Rivalen Janus Capital. Die Janus-Aktien begrüssten den zuletzt umstrittenen «Bond-König» mit einer Kurssteigerung von 30%.

Wer Bill Gross sagte, meinte Pimco – und umgekehrt. Das gilt nicht mehr. Der «König des Bondmarktes», wie er auch genannt wird, kehrt zu den Anfängen zurück, als Manager des unlängst gegründeten Janus Global Unconstrained Bond Fund, den er ab dem 6. Oktober führen wird. Zudem wird er zum Team gehören, das die Anlageallokation des in Denver, Colorado, ansässigen Fondsanbieters definiert. Die Aktien von Janus handelten am Freitagnachmittag 30% im Plus. Der Kurs von Allianz notierte über 6% im Minus.

Die Ankündigung kommt wenige Tage nachdem das «Wall Street Journal» über eine Untersuchung der US-Wertpapieraufsicht SEC bei Pimco und Gross im Zusammenhang mit einem Indexfonds (ETF) berichtet hat, den Bill Gross ebenfalls verwaltet hat. Näheres dazu wurde weder von Pimco noch vom Fondsmanager selbst verlautet. Wer einen Zusammenhang vermutet, bewegt sich auf spekulativem Feld, selbst wenn der Gedanke nicht fernliegt. Soweit möglich, dürfte Janus den Sachverhalt genau geprüft haben. Ins eigene Fleisch schneiden will sich der neue Arbeitgeber von Bill Gross bestimmt nicht.

Der CEO von Pimco, Doug Hodge, stellte in einer Stellungnahme fest, dass es «im Laufe des Jahres immer offensichtlicher wurde, dass die Führung des Unternehmens und Bill fundamentale Differenzen haben, wie Pimco weitergebracht werden soll».

Nicht völlig überraschend

Jedoch kommt der Absprung der Bondkoryphäe von Pimco nicht ganz unerwartet. Seine Anlageentscheide waren in letzter Zeit nicht von Glück begleitet. Gross rechnete früher als andere Strategen mit einer Zinswende in den USA und baute das Bondportfolio ab. In der Spitze hatte sein Fonds ein Vermögen von knapp 300 Mrd. $, und es wäre noch deutlich höher, respektive die Fondsbesitzer wären um einiges reicher, wenn er nicht US-Staatspapiere in grossem Stil verkauft hätte. Denn der Zinsrutsch mit entsprechender Wertsteigerung für US-Treasuries hat sich bis fast heute fortgesetzt.

Gross lag falsch, was jedem Strategen passieren kann. Das hatte bei einer Person seines Renommees, dem er selbst nicht ungern nachhalf, aber fatale Wirkung: Kunden waren erst verunsichert und dann verärgert, private wie institutionelle. Es kam zu einem hohen Kapitalabfluss. Selbst wenn er im ersten Quartal 2014 nur noch halb so hoch war wie im Schlussquartal 2013, geht ein Nettoabfluss von knapp 30 Mrd. $ in nur drei Monaten ins Auge – zum Leidwesen von Pimco-Mutter Allianz, deren Gewinn zum Jahresanfang einbrach. Schon 2013 hatte der Fonds den höchsten Wertverlust seit 1994 verbucht, was aufs Allianz-Resultat drückte. Ebenso musste ein Wertverlust im Startquartal 2014 vermeldet werden, in dem der Allianz-Gewinn einbrach und der deutsche Konzern nur dank dem guten Versicherungsgeschäft um eine noch grössere Schlappe und eine Revision der Gewinnziele fürs ganze Jahr herumkam.

Kehrt El-Erian zurück?

In Erinnerung sind auch personelle Querelen. Mitte März zog sich der wortgewandte und global hoch geschätzte Stratege Mohamed El-Erian als CEO von Pimco zurück. Dabei machte er kein Hehl daraus, dass ihn Meinungsverschiedenheiten – offensichtlich mit Gründer und Fonds-Lichtgestalt Gross – bewogen hatten, den Chefsessel zu räumen. El-Erian blieb Mitglied des International Executive Committee der Allianz, er berät den Vorstand in globalen Wirtschafts- und Politikfragen. Dabei berichtet er direkt an Allianz-Chef Michael Diekmann.

Nach dem Abgang von Bill Gross zu Janus laufen bereits Wetten, ob und wann El-Erian zu Pimco zurückkehren und das Ruder wieder übernehmen werde. Quellen des «Wall Street Journal» verneinten dies. Der Finanzinformationsdienst Bloomberg meldete, dass Gross’ Stellvertreter Dan Ivascyn Nachfolger werden soll.

Gross wird ein neues Janus-Büro in Newport Beach, Kalifornien, beziehen. Er freue sich auf die neue Herausforderung und pflege mit Janus-CEO Dick Weil eine lange und von Respekt geprägte Berufsbeziehung, liess er verlauten. Janus beschäftigt weltweit knapp 1200 Mitarbeiter und steht gemäss Homepage «für die disziplinierte Durchführung unabhängiger Ideen». Das Unternehmen wurde 1969 gegründet, verwaltet 177 Mrd. $ (Ende Juni) und ist in Zürich mit einem Büro und eigenem Team vertreten.

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