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07:30 Uhr - 25.06.2014

Börse Dubai stabilisiert sich nach Absturz

Der Aktienmarkt Dubai hatte die weltweit beste Performance im vergangenen Jahr. Doch seit Anfang Mai hat der Index über 20% verloren. Am Dienstag brach er erneut 6,7% ein.

Die Börse Dubai hat seit Anfang Mai über 20% verloren. Der Kurs des Bauunternehmens Arabtec hat seit dem Jahreshoch gar über 45% eingebüsst.
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Quelle: Bloomberg
Die Talfahrt an Dubais Börse setzte sich bis Dienstag fort. Nachdem der Dubai-Aktienindex DFMGI am Montag 4,3% verloren hatte, folgte am Dienstag ein Kursrutsch von 6,7%. Am Mittwoch konnte sich der Aktienmarkt etwas erholen.

Der Index notierte am Dienstag auf dem tiefsten Wert seit Mitte März. Seit dem Jahreshoch vom 6. Mai hat das Börsenbarometer schon über 20% verloren. Und damit könnte es noch nicht vorbei sein.

«Wir empfehlen unseren Kunden seit Anfang Juni, aus dem Markt auszusteigen», erklärt Sebastien Henin im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» am Montag. Er ist Head of Asset Management von The National Investor, einer der führenden Investmentgesellschaften der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Der Kursrutsch dürfte nach Meinung Henins weitergehen: «Der Index könnte noch um 15 bis 20% fallen.»

Dabei war die Börse Dubai von Anfang 2013 bis Mai diesen Jahres der am besten laufende Aktienmarkt der Welt. Über 210% avancierte der Index in diesem Zeitraum. Laut Bloomberg stieg das laufende Kurs-Gewinn-Verhältnis zeitweise auf über 21. Nun liegt diese Massgrösse der Bewertung knapp unter 18. Zum Vergleich: Der MSCI Emerging Markets ist mit einem günstigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,5 bewertet.

Katalysator für Kurssteigerungen fehlt

«Anfang Mai kamen mit der Aufnahme der VAE in den MSCI Emerging Market Index – wie erwartet – mehr Investoren in den Markt», sagt Henin. Dazu habe die Erwartung von Projekten im Vorfeld der Expo 2020 für höhere Kurse gesorgt. Die jetzige Korrektur sei absehbar gewesen: «Es hat nun ein Katalysator gefehlt, der weitere Kurssteigerungen gerechtfertigt hätte.» Nach Henins Meinung würden sich vor der anstehenden Fastenzeit Ramadan lokale Anleger vorsichtig verhalten. Deswegen hätten sie sich aus dem Markt zurückgezogen.

Der grösste Verlierer im Index ist Arabtec. Die Titel des grössten Bauunternehmens der VAE haben seit Mitte Mai über 45% abgegeben. Meldungen über Entlassungen sorgten für Spekulationen, dass der Immobiliensektor in Dubai vor einem Absturz steht. Henin kann dem nicht viel abgewinnen: «Arabtec ist als Aktie mit hohem Beta vom Indexrutsch besonders betroffen.» Man könne von den spezifischen Problemen des Unternehmens nicht auf den Häusermarkt schliessen. Der Immobilienmarkt stehe nicht wie 2008 vor dem Platzen einer Blase: «Dubai hat die Spitzenpreise von damals noch nicht wieder erreicht.»

Laut Medienberichten dementierte Arabtec die Gerüchte, dass es hunderte von Entlassungen gegeben hätte – eine kleinere Anzahl von Mitarbeitern sei entlassen worden. Auch eine Dekotierung von der Börse werde nicht wie kolportiert angestrebt. Die Titel des Bauunternehmens konsolidierten am Mittwoch.

Häusermarkt wurde abgekühlt

Die Zentralbank und die Regulierungsbehörden seien sich der Gefahr von zu schnell steigenden Immobilienpreisen bewusst, meint Henin: «In den vergangenen sechs bis neun Monaten sind daher strengere Vorschriften und höhere Transaktionsgebühren für Liegenschaften eingeführt worden.» Nun würden jährliche Preiswachstumsraten von 5 bis 10% erwartet.

Doch die Infrastrukturausgaben in den VAE sind gewaltig: Neue Flughäfen, Museen und Häfen entstehen. Diese rasante Entwicklung ist nicht ohne Risiken, wie FuW-Redaktor Martin Gollmer nach einer Exkursion in Dubai resümiert: Neue Blasen wie 2008 sind durchaus möglich.

Golfstaaten als sichere Häfen

Die Kämpfe im Irak sorgten für wenig Nervosität in den Golfstaaten, erklärt Henin: «Wegen gut geschützter Grenzen und des geringen Handels sind die Golfstaaten immun.» Sie könnten gar profitieren, wenn Iraker Dubai und andere Emirate als sicheren Hafen nutzen würden.

«Wir fühlen uns sehr wohl mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten der VAE», sagt Henin. Doch der Markt müsse noch weiter fallen, bevor man wieder einsteigen könne. Der Bewertungsaufschlag zu anderen Schwellenmärkten sei noch zu hoch.

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