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15:42 Uhr - 27.04.2016

Martin Haefner: Mathelehrer mit Milliardenportefeuille

Geübt, analytisch zu denken, führt er das Erbe seines Vaters erfolgreich weiter. Er findet auch zunehmend Gefallen an der Rolle des Investors. 

Martin Haefner stelle stets die richtigen Fragen, sagen Leute, die mit ihm zu tun haben. Er kenne die entscheidenden Dossiers genau und denke strukturiert. Auch deshalb wird er der Generalversammlung von Schmolz + Bickenbach (STLN 0.68 0%) am 3. Mai zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Der Hauptgrund aber ist, dass er mit einer Beteiligung von 15% neben Victor Vekselberg (26%) und den Gründerfamilien (15%) zu den Hauptaktionären des Luzerner Spezialstahlproduzenten zählt.

In Geschäftskreisen ist Haefner kein Unbekannter, und doch ist wenig über ihn publik. Die Öffentlichkeit kennt ihn allenfalls als Eigentümer – gemeinsam mit seiner Schwester Eva Maria – der Amag-Gruppe, des mit 5400 Beschäftigten und 4,4 Mrd. Fr. Umsatz grössten Automobilunternehmens der Schweiz. Ihr steht der 62-Jährige auch als Verwaltungsratspräsident vor.

Im Online-Lexikon Wikipedia steht nicht einmal das. Martin Haefner ist öffentlichkeits- und medienscheu. Zusammen mit seiner Gattin führt er ein eher zurückgezogenes Leben – wie der Mittelschullehrer für Mathematik, der er bis 2005 fast ein Vierteljahrhundert lang war. Nur ist heute vieles anders.

Heute ist der an der ETH ausgebildete Mathematiker Unternehmer, Investor, Milliardär und Förderer. Und immer auch Sohn eines grossen Vaters – eines Kaufmanns mit der richtigen Nase für Trends und gute Geschäfte, wie er es einst selbst formulierte. Seit rund elf Jahren führt er weiter, was sein 2012 im Alter von 101 Jahren verstorbener Vater Walter aufgebaut und bis in sein 95. Lebensjahr selbst gelenkt hatte.

Dazu gehört nicht nur die 1945 gegründete Amag – die Automobil- und Motoren AG, über die Walter Haefner die ersten VW Käfer ins Land brachte. Auch die Careal Holding ist Teil davon. Die ebenfalls von Martin Haefner präsidierte und hälftig mit seiner Schwester kontrollierte Dachgesellschaft umfasst ausser der Amag die Careal Immobilien sowie eine Beteiligung am US-Softwarehaus CA Technologies (früher Computer Associates International; Nasdaq, Börsenkapitalisierung: 12,6 Mrd. $).

Zusammen mit der von Martin Haefner direkt gehaltenen Tranche beläuft sich die Beteiligung auf 24,9%. Ihren Ursprung hat sie in einer Datenverarbeitungsfirma, die Haefner Sr. 1968 an eine später von CA übernommene Gesellschaft verkauft hatte.

Sich selbst bezeichnet Haefner als einen aktiven Verwaltungsratspräsidenten. In der Amag wird das bestätigt. Er nehme aktiv am Geschäftsgang teil, sei fordernd, unterstütze aber auch und lasse der operativen Führung den nötigen Freiraum. Bevor er seine Sicht der Dinge darlege, höre er zu und suche er den Austausch, um die verschiedenen Standpunkte zu erfahren.

Als Investor ist Martin Haefner erst in jüngerer Zeit in Erscheinung getreten. Neben Schmolz + Bickenbach und CA Technologies zählt auch Jungfraubahn zu den öffentlich bekannten Investments. Wie Schmolz + Bickenbach, wo der Beteiligungsaufbau im Herbst 2013 begann, ist das Engagement im Bergbahnenbetreiber neueren Datums: Die Meldepflicht für die 4%-Beteiligung entstand im August 2014.

Sein Einsatz als Förderer zeigt sich unter anderem im Support von Venture Kick, einer privaten Initiative der Venture Kick Stiftung, die Jungunternehmern in der Schweiz bei Gründerprojekten hilft. Ausser Start-ups liegen Haefner auch Schweizer Familiengesellschaften am Herzen. Der zum hundertsten Geburtstag von Walter Haefner von der Amag ins Leben gerufene «Family Business Award» soll unter anderem die volkswirtschaftlich wichtige Leistung dieser Unternehmen ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Der Mensch Martin Haefner ist anhand einer knappen Handvoll kurzer Begegnungen schwer zu beurteilen. Er wirkt zurückhaltend, aber nicht scheu, ruhig, aber nicht still. Räume zu füllen, überlässt er andern. Oberflächlichkeit ist ihm fremd. Er begegnet einem auf Augenhöhe, stellt interessiert Fragen, ist wissbegierig – und begrüsst einen schon beim zweiten Treffen mit Namen.

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