Zurück zur Übersicht
07:19 Uhr - 28.04.2017

UBS überrascht den Markt

Das Kerngeschäft der Grossbank entwickelt sich gut. Geholfen haben auch tiefere Rechtskosten.

Die UBS (UBSG 17.03 2.28%) ist gut ins Jahr gestartet. Gegenüber dem Vorquartal hat sich der Gewinn der Grossbank auf 1,27 Mrd. Fr. verdoppelt, verglichen mit dem Vorjahresquartal hat er 80% zugelegt. Die Erwartungen der Analysten übertrifft die Bank damit um 51%. Den grössten Beitrag leistete das Wealth Management, das Investmentbanking und überraschend tiefere Kosten.

Das Ergebnis zeigt, wie die Bank von gestiegenem Optimismus der Anleger profitierte. «Die Kundenaktivität sei so hoch wie schon lange nicht mehr», sagt Sergio Ermotti, CEO der UBS an einer Telefonkonferenz zum ersten Quartal.

Starke Neugeldentwicklung

Diese Aktivität spiegelt sich im Kernbereich der Bank, dem Wealth Management. Im wichtigsten Ertragspfeiler der Bank stieg der Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorquartal 74% auf 639 Mio. Fr. Gegenüber dem Vorjahresquartal legte das Ergebnis 15% zu. Der Vorjahresvergleich ist in diesem Fall aussagekräftiger, da das erste Quartal saisonal das Stärkste ist. Der Gewinnanstieg ist getrieben von höheren Transaktionsvolumen. In Asien legten die transaktionsgebundenen Erträge im Jahresvergleich über 30% zu, in den USA 10%. «Am US-Markt hat sich das Investoren Sentiment verbessert», sagt CEO Sergio Ermotti. Allerdings betont er, dass sich dieser Optimismus noch nicht in höheren Erträgen materialisiert habe.

Auch die verwalteten Vermögen profitierten von dieser positiven Grundstimmung der Anleger, sie stiegen 18,6 Mrd. Fr. Die Abflüsse von 4,1 Mrd. Fr. im Vorquartal konnten so mehr als kompensiert werden. Am stärksten entwickelte sich das Geschäft in Europa und Asien, wo die Bank 10,5 Mrd. Fr. resp. 5,8 Mrd. Fr. an Neugeld akquirierte.

Im Vergleich mit den anderen Divisionen hat Wealth Management Americas (WMA) enttäuscht. Der Vorsteuergewinn fiel verglichen mit dem Vorquartal 11% auf 301 Mio. Fr. Im Vergleich mit dem ersten Quartal des Vorjahres vermag WMA mit einem Anstieg von 43% jedoch zu überzeugen. Die verwalteten Vermögen haben mit 1,9 Mrd. Fr. aber deutlich weniger stark zugelegt und die Marge ist rückläufig, die Netto-Marge beträgt aktuell 11 Basispunkte. Auch die Aussichten sind ungewiss, wie Javier Lodeiro, Bankanalyst bei der ZKB sagt: «Ich glaube nicht, dass sich der Ausblick für Wealth Management Americas nachhaltig verbessert.»

Wie bei den anderen Banken, profitiert auch UBS von einem guten Geschäftsverlauf im Investment Banking. Verglichen mit dem Vorjahresquartal stieg der Vorsteuergewinn 90% auf 480 Mio. Fr. Damit ist das Investment Banking im abgelaufenen Quartal der zweitwichtigste Ertragspfeiler der Bank.

Einen letzten deutlichen Beitrag zum Ergebnis lieferte das Corporate Center. Der ausgewiesene Verlust beträgt 251 Mio. Fr. Verglichen mit dem Vorquartal hat er sich gedrittelt, zur Vorjahresperiode mehr als halbiert. Das entlastet das Ergebnis zwischen 300 bis 500 Mio. Fr. Kirt Gardner, Finanzchef der UBS erläutert: «Der Grund für den geringeren Verlust sind tiefere Rückstellungen für Rechtsfälle.»
Generell spielen die Rechtskosten eine wichtige Rolle, wie Lodeiro erläutert: «Ich habe mit 250 Mio. Fr. Rechtskosten gerechnet, effektiv sind 33 Mio. Fr. angefallen.» Der Durchschnitt der Analysten rechnete mit 159 Mio. Fr.

Der Erfolg der Kostensenkungen spiegelt sich im Geschäftsaufwand von 5,8 Mrd. Fr. Er liegt im Rahmen des Vorjahres aber 7% unter dem Vorquartal. Auch die Analysten hatten mit 6,2 Mrd. Fr. im Schnitt einen deutlich höheren Wert erwartet. In dieselbe Richtung weist die Entwicklung des Kosten-Ertrags-Verhältnisses (KEV), es illustriert die operative Effizienz der Bank. Vor einem Jahr lag das KEV bei 85,7%, aktuell noch bei 77,6%. Je niedriger der Wert, umso effizienter wirtschaftet die Bank. UBS sieht noch Potenzial, sie strebt einen Wert zwischen 60 bis 70% an.

Die Kernkapitalquote CET 1 beträgt 14,1%. Damit gehört die Bank zu den soliden im europäischen Vergleich. Konkurrentin Credit Suisse (CSGN 15.14 -0.72%) wird auch nach erfolgreicher Kapitalerhöhung eine tiefere Kernkapitalquote von 13,4% ausweisen.

Aktien handeln mit Prämie

Mit dem über den Erwartungen liegenden Ergebnis hat UBS den Markt überrascht. Die Aktien haben am Freitag positiv auf das Ergebnis reagiert. Mit einem Kurs-Bucherwert-Verhältnis von 1,2 sind die Valoren allerdings teurer bewertet als Credit Suisse mit 0,7 oder der europäische Bankensektor mit 0,9.

An der Generalversammlung vom 4. Mai 2017 entscheiden die Aktionäre über die Dividende von 0,6 Fr. Daraus ergibt sich auf dem aktuellen Kurs eine Rendite von 3,5%. Das liegt im Rahmen des Schweizer Marktes (3,4%) und leicht unter dem europäischen Sektordurchschnitt (3,9%). Aufgrund des starken Jahresauftaktes sind Dividendenerhöhungen nicht ausgeschlossen, aber auch nicht sicher. Vontobel (VONN 58.35 0.17%) Analyst Andreas Venditti rechnet für das laufende Jahr mit einer Ausschüttung von 0.65 Fr., für 2017 mit 0.70 Fr. was aus heutiger Sicht einer Dividendenrendite von über 4% entspricht.

Vorsichtiger ist ZKB Analyst Lodeiro: «Da die Aktien bereits mit einer Prämie zum Markt handeln, werde ich meine Einschätzung nicht erhöhen.» Damit geht er nicht davon aus, dass sich die Aktien besser entwickeln als der breite Markt.

Auch CEO Ermotti gibt sich trotz einem guten ersten Quartal nur verhalten positiv: «Es kann noch nicht von einer Normalisierung gesprochen werden.»

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.