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16:25 Uhr - 02.12.2016

Der Aufschwung nimmt Kontur an

Industrieumfragen deuten auf einen globalen Aufschwung hin. Auch in der Schweiz stehen die Signale nach dem schwachen dritten Quartal auf mehr Wachstum.

Es geht aufwärts mit der Konjunktur. Weder der Brexit noch der Wahlsieg Trumps oder die Unsicherheit im Vorfeld des italienischen Verfassungsreferendums bringen sie vom Kurs ab. Davon zeugen die neusten Umfragen aus der Industrie, die ein guter Frühindikator für die Konjunktur sind. Die Einkaufsmanagerindizes (Purchasing Managers Indices, PMI), die die Umfrageergebnisse quantifizieren, haben sich im November weltweit mehrheitlich verbessert.

Der globale, nach der Wirtschaftskraft gewichtete Industrie-PMI von J. P. Morgan ist auf ein Zweieinhalbjahreshoch von 52,1 gestiegen. Werte über 50 bedeuten, dass per saldo mehr Chefeinkäufer über einen gegenüber dem Vormonat besseren Geschäftsgang berichten als über einen schlechteren. 50 gilt daher bei den PMI als kritische Grenze, die Expansion und Kontraktion trennt. Werte über 50 sind in der Grafik blau eingefärbt, Werte darunter rot. So einheitlich blau wie jetzt war die Farbgebung schon lange nicht mehr.

Breit abgestützte Erholung

Die Erholung im verarbeitenden Gewerbe ist global breit abgestützt. Wie in den beiden Monaten zuvor liegen die PMI in allen grösseren westlichen Volkswirtschaften in der Wachstumszone. Von den zwanzig bedeutendsten Industriestandorten weisen nur Südkorea, Brasilien und Südafrika einen PMI von unter 50 aus.

In den USA hat sich die Stimmung in der Industrie weiter aufgehellt. Im November ist der PMI des Institute for Supply Management (ISM) von 51,9 auf 53,2 gestiegen. Das signalisiert noch keinen Boom, aber es ist ein solides Ergebnis angesichts der Unsicherheit rund um die Präsidentschaftswahlen und der Tatsache, dass der Index im August unter 50 gefallen war.

Noch besser präsentiert sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone. Der Industrie-PMI der Währungsunion hat sich gegenüber Oktober von 53,5 auf 53,7 verbessert und hat damit das höchste Niveau seit Januar 2014 erreicht. Auch innerhalb der Eurozone fusst die Erholung auf breitem Fundament.

Am kräftigsten ist sie in den Niederlanden (57), Österreich (55,4), Spanien (54,5) und Deutschland (54,3). Doch auch in Italien hat sich der Frühindikator im November um mehr als 1 Punkt auf 52,2 verbessert. «Die Novemberumfragen belegen, dass der schwächere Euro der Industrie in der Währungsunion hilft», lautet die Interpretation von Chris Williamson, Ökonom vom Datendienstleister IHS Markit, der die PMI-Umfragen durchführt und auswertet.

Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandprodukt in der Eurozone 0,3% gewachsen. Der weitere Anstieg des Industrie-PMI deutet auf eine Beschleunigung auf 0,4% im vierten Quartal hin.

Schweizer BIP enttäuscht nur auf den ersten BlickDie Werte zum Schweizer BIP im dritten Quartal liegen deutlich unter den Erwartungen. Das sei aber keine Trendwende zum Schlechteren, erklären die Ökonomen von Bak Basel. Lesen Sie hier mehr.In der Schweiz stagnierte die Wirtschaft im dritten Quartal. Doch die Weichen für eine Wachstumsbeschleunigung im Schlussquartal sind gestellt: Im November ist der PMI von 54,7 auf 56,6 gestiegen und übertrifft damit die  der Nachbarländer. Einen regelrechten Boom erlebt derzeit auch die schwedische Industrie, wie die PMI-Werte von aktuell 57,3 und 58,4 im Vormonat anzeigen.

Russland klar vor Brasilien

Die Schwellenländer sind in der Gesamtheit kein Bremsklotz mehr, einen grossen  Wachstumsimpuls geben sie aber auch nicht. Der Emerging-Markets-PMI ist im November marginal auf 50,7 gesunken.

In China liegen sowohl der staatliche Index als auch derjenige der Mediengruppe Caixin über der Wachstumsgrenze, Letzterer jedoch mit 50,9 nur knapp. In Indien und Mexiko ist die Industrie ebenfalls auf Expansionskurs, die Frühindikatoren sind aber zum Vormonat leicht gefallen.

Dafür hat sich in Russlands Industrie das Wachstum beschleunigt: Der PMI ist im November auf 53,6 geklettert – den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. In Brasilien dagegen will die Rezession kein Ende nehmen: Der Industrie-Einkaufsmanagerindex liegt seit Februar 2015 ununterbrochen in der Kontraktionszone. Mit 46,2 bildet der brasilianische Index auch im November das Schlusslicht.

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