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12:47 Uhr - 25.08.2015

«Panikverkäufe sind auf keinen Fall angezeigt»

Michael Strobaek, Chief Investment Officer der Credit Suisse Group, rät Anlegern davon ab, voreilig in Aktien zu investieren. Trotz der Turbulenzen an den Börsen rechnet er für September mit einer Zinserhöhung der US-Notenbank.

Wie bedrohlich ist der derzeitige Ausverkauf an den Aktienmärkten? Handelt es sich um eine normale Korrektur, oder erleben wir den Anfang eines Bärenmarktes?
Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass wir vor einem neuen Bärenmarkt stehen. Die ökonomischen Indikatoren und die geldpolitische Lage weltweit sprechen dagegen. Die meisten Anleger sind aber von der Korrektur überrascht worden, und sie ist noch nicht vorbei. Es dauert voraussichtlich noch einige Wochen, bis die Unsicherheit, und damit die Korrektur, vorüber ist. Der Grund dafür ist die US-Notenbank, die am 16. September ihre nächste Zinssitzung hat und über die erste Zinserhöhung seit mehr als zehn Jahren entscheidet. Zudem sorgen die erneuten Kursverluste an den chinesischen Börsen weiterhin für Unsicherheit an den westlichen Aktienmärkten.

Ist China der einzige Risikoherd?
Wenn sich der Ölpreis nicht stabilisiert oder noch weiter absackt, werden wir womöglich weitere grosse Turbulenzen sehen. Verlangsamt sich gleichzeitig die Konjunktur in China und erhöht die US-Notenbank im September die Zinsen, könnte das die Kombination für eine Emerging-Markets-Krise sein. Das könnte tatsächlich der Auslöser für die Überleitung in einen Bärenmarkt sein. Eine solche Entwicklung dauert aber Monate.

Sollen Anleger die Korrektur zum Kauf von Aktien nutzen oder zuwarten?
Wir raten davon ab, jetzt schnell zuzuschlagen. Stattdessen sollten Anleger Schwerpunkte innerhalb ihres Aktienportfolios setzen. Wir bevorzugen Titel aus der Schweiz und Europa. Dagegen sollten Positionen in Schwellenländeraktien reduziert werden. Es ist aber zu früh, jetzt aus Aktien auszusteigen. Panikverkäufe sind auf keinen Fall angezeigt. Investoren sollten abwarten, bis sich die Lage in China und am Energiemarkt stabilisiert hat – dann eröffnen sich Kaufgelegenheiten.

Wo sehen Sie konkrete Kaufgelegenheiten?
Insbesondere Schweizer Titel sind bei den niedrigeren Kursen attraktiver geworden. Wir setzen auf Small und Mid Caps sowie auf qualitativ hochstehende Dividendentitel. Auf Sektorebene empfehlen wir Gesundheitsvaloren und Papiere aus dem Bereich Nicht-Basiskonsumgüter. Dazu zählen etwa Novartis (NOVN 92.6 3.35%), Roche (ROG 261.8 3.07%) (RO 259.5 3.49%) und Richemont (CFR 72 4.58%).

Was bedeutet die Korrektur für die Zinspläne der US-Notenbank?
Wir erwarten, dass das Fed die Zinsen im September erhöhen wird. Die Arbeitsmarktdaten und die ökonomischen Indikatoren legen die Basis dafür. Zudem zögert das Fed den Schritt bereits seit geraumer  Zeit hinaus. Die Märkte reagieren extrem empfindlich auf die globalen Wachstumsaussichten, das zeigt die derzeitige Korrektur.  Wenn das Fed mit der Straffung der Geldpolitik wartet, könnte es diese Unsicherheit erhöhen, weil Zweifel am amerikanischen Wirtschaftsaufschwung geschürt werden. Erste Hinweise auf einen Zinsschritt könnten wir bereits am Wochenende am Treffen der Notenbanker in Jackson Hole erhalten.

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