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09:45 Uhr - 15.04.2015

Chinas Wirtschaft verliert weiter an Fahrt

Das Bruttoinlandprodukt Chinas ist im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 7% gewachsen. So langsam expandierte die Wirtschaft seit der Finanzkrise nicht mehr. Die Abkühlung stellt angesichts des Kreditvolumens ein Risiko dar.

Chinas Wirtschaftswachstum hat sich im ersten Quartal weiter verlangsamt. Im ersten Quartal expandierte das Bruttoinlandprodukt im Vergleich zum Vorjahresquartal 7%, nach 7,3% im Vorquartal. Das Wachstum liegt damit noch im Bereich des von der Regierung angepeilten Ziels von «rund 7%».

Chinas Kreditblase weckt Angst vor einer FinanzkriseDie Schulden in der Volksrepublik sind viermal so hoch wie 2007. Besonders gefährlich erscheint die Verschuldung des Privatsektors und die Abhängigkeit vom Immobilienmarkt. Lesen Sie hier den Bericht von FuW-Redaktor Alexander Trentin.Panik ob der Verlangsamung ist aber nicht angesagt, denn ein Teil des schwachen Ergebnisses geht auf Sonderfaktoren wie zahlreiche arbeitsfreie Tage zurück. Doch die Dynamik konnte nur dank einer Reihe wachstumsstützender Massnahmen wie etwa Zinssenkungen und tieferen Mindestreserveanforderungen an die Banken oder Lockerung im Immobiliensektor aufrechterhalten werden. Allerdings floss die dadurch freigesetzte Liquidität grossteils nicht in die Realwirtschaft, sondern an die Börse, die seit November über 70% zugelegt hat.

Kein massives Konjunkturpaket erwartet

Die am Mittwoch vom statistischen Amt gleichzeitig mit den BIP-Zahlen veröffentlichten Daten zum Einzelhandel, zur Industrieproduktion sowie zu den Sachinvestitionen lagen alle unter den Erwartungen. Allerdings wird das Wachstum im ersten Quartal auch durch das chinesische Neujahr gebremst, während dessen die Wirtschaft in der weltweit zweigrösten Volkswirtschaft jeweils eine Woche stillsteht. In den ersten drei Monaten 2014 wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) aber noch 7,4%.

Gewinnmitnahmen an der Börse

Dennoch wird allgemein damit gerechnet, dass die Regierung und die ihr direkt unterstellte Notenbank in den kommenden Tagen und Wochen weitere konjunkturfördernde Schritte ankündigen. Allerdings stehen die Wirtschaftslenker dabei vor einem Dilemma: Einerseits soll durch eine weitere geldpolitische Lockerung vermieden werden, dass sich die Konjunktur zu stark abkühlt. Andererseits sind am boomenden Aktienmarkt bereits Zeichen einer Blasenbildung sichtbar geworden.

Es ist denn auch unwahrscheinlich, dass in China ein Konjunkturpaket geschnürt werden wird, das mit dem von vor sechs Jahren nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise vergleichbar ist. Davon scheint auch die Börse Schanghai auszugehen, die am Mittwoch in den ersten Handelsstunden 1,2% verloren hat.

Strukturumbau gewinnt an Dringlichkeit

Der chinesische Premierminister Li Keqiang nahm vergangene Woche mit dem Verweis auf eine anhaltend nachlassende Dynamik die nun veröffentlichten Wachstumsdaten vorweg und sprach auch von der Notwendigkeit, Arbeitsplätze und Einkommen zu schützen. Damit dürfte er nicht in erster Linie auf ein weiteres Öffnen des Kredithahns angespielt haben, sondern auf ein beschleunigtes Vorantreiben des laufenden Strukturanpassungsprozesses.

Das Wachstum soll zukünftig weniger von Investitionen im Industrie- und im Immobiliensektor, sondern vom Konsum angetrieben werden. Hier gibt es auch Fortschritte zu vermelden, neigt doch der Privatkonsum weiterhin zur Stärke.

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