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07:05 Uhr - 24.08.2022

Mit diesen Aktien geht’s schmerzfrei durch die Rezession

Im konjunkturellen Abschwung gilt es, das Portfolio wetterfest zu machen. Auch kleinere Titel eignen sich dafür.

Die konjunkturellen Aussichten sind düster. Zuletzt warnte die Ratingagentur Fitch, dass sich die Wachstumsbedingungen merklich verschlechtert hätten. Nicht nur der Inflationsdruck und die straffe Geldpolitik belasten. In den USA und Europa ist das Risiko, in eine Rezession zu rutschen, gross.

Weitere Rückschläge drohen, falls in China neue Covid-Varianten zu Lockdowns führen. Das konjunkturelle Gesamtbild stimmt wenig zuversichtlich, zumal die Währungshüter an ihrem jährlichen Treffen in Jackson Hole ihre Entschlossenheit bei der Inflationsbekämpfung bekräftigen dürften.

Wahrscheinlich handelt es sich bei der seit Juli in zyklischen und Wachstumsaktien zu beobachtenden Rally um eine temporäre Erholung innerhalb eines übergeordneten Abwärtstrends. FuW empfiehlt Anlegern jedenfalls, sich auf längere Sicht weiterhin defensiv zu positionieren, um mit wenig Blessuren im Portfolio durch einen Abschwung zu kommen. Diese konservative Ausrichtung spiegelt sich in der jüngsten FuW-Auswahl der favorisierten grosskapitalisierten Aktien aus dem SMI.

Wetterfestes Geschäftsmodell

Im Abschwung geht es bei der Aktienauswahl nicht primär um Kursgewinne, sondern um das Potenzial, in einem strukturell rückläufigen Gesamtmarkt weniger als der Index zu verlieren. Dabei haben Valoren von Unternehmen einen Vorteil, die ein wetterfestes Geschäftsmodell haben, sich auf wiederkehrende Einnahmen abstützen können und eine nennenswerte Dividende zahlen.

Die Bewertung ist in einem solchen Szenario sekundär, solange Widerstandsfähigkeit gegeben ist. Wobei eine verhaltene Bewertung das Kursrisiko nach unten durchaus begrenzen kann.

Unter den SMI-Favoriten der FuW erfüllen Holcim und Zurich Insurance die genannten Eigenschaften. Ein Grossteil der Nachfrage beim Zementhersteller Holcim ist von Staatsausgaben getrieben und deshalb wenig konjunktursensitiv, hinzu kommt eine attraktive Dividendenrendite von aktuell 5%. Wegen des schlechten Klimaprofils stehen Holcim bei gewissen Investoren zwar in Verruf, dieser Abschlag dürfte jedoch eingepreist sein.

Die Zurich-Aktien profitieren derweil davon, dass ein erheblicher Teil der Nachfrage nach Versicherungen konjunkturunabhängig ist, da sie teils gar obligatorisch sind – Prämien fliessen auch in einer Rezession regelmässig. Auch kleinere Versicherer wie Helvetia oder Vaudoise sind solche Cash-Automaten, wobei beide zusätzlich ein besonders grosses und sicheres Inlandgeschäft betreiben.

Resilienz und Marktmacht

Eine weitere Aktie, die die oben formulierten Resilienzkriterien erfüllt, ist Nestlé. Auch wenn sich die Titel des Nahrungsmittelkonzerns den jüngsten Börsenturbulenzen nicht entziehen konnten, dürften sie auch in einem rezessionären Umfeld widerstandsfähig sein.

Nestlé hat ein äusserst breites Portfolio, das zahlreiche Produktkategorien und Preispunkte abdeckt. Der Food-Multi hat es zudem bislang gut verstanden, Preisanpassungen weiterzureichen, und verzeichnet in der Regel geringe Schwankungen bei Umsatz und Gewinn.

Givaudan kann mit ähnlichen Eigenschaften aufwarten wie Nestlé, obwohl sie in einem anderen Geschäftsfeld tätig ist. Die Aktien des Duftstoffherstellers leiden allerdings unter der nach wie vor stolzen Bewertung, die sich auch nach der diesjährigen scharfen Kontraktion noch immer auf einem ausgesprochen hohen Niveau (KGV 2023: 30) bewegt. Das macht sie verwundbar, auch wenn das Geschäftsmodell defensiv ausgerichtet und wenig konjunktursensitiv ist.

Kleine Bollwerke

Nicht nur grosskapitalisierte Werte können sich in einem Abschwung als Hort der Stabilität erweisen. Auch geringer kapitalisierte Gesellschaften wie Galenica, Mobilezone oder PSP dürften sich als kleine Bollwerke hervortun.

So verfügt der Gesundheitskonzern Galenica in der Schweiz dank einem ausgedehnten Netz stationärer Apotheken und Logistikdiensten über eine führende, kaum angreifbare Marktposition. Wachstumsfantasie fehlt wegen des reinen Inlandgeschäfts weitgehend, dafür gibt es auch kein Fremdwährungsrisiko wie den zurzeit abschmierenden Euro. Die Dividende hat Galenica bislang immer mindestens gehalten.

Auch der Telecomspezialist Mobilezone verfügt trotz viel Retail über ein standfestes Geschäftsmodell. Die Finanzziele wurden auch mit Blick auf die grosse Abhängigkeit von der Konsumentenstimmung bislang stets punktgenau erreicht.

Die bedeutenden Aktivitäten in Deutschland, wo die hohe Inflation die Konsumfreude trüben sollte und der schwache Euro das Translationsrisiko massiv erhöht hat, sind nicht nachteilig. Der Verkauf von Handys und Abos scheint eigenen Gesetzen zu folgen. Trotz Gegenwind bleibt Mobilezone zuversichtlich, die eigenen Vorgaben erfüllen und die versprochene Dividende zuverlässig ausrichten zu können.

Solange Immo hält

Für Anleger, die nicht schon anderweitig in Immobilien investiert sind, bieten sich auch Immoaktien als Stabilitätsanker an. So dürften die Valoren der Immobiliengesellschaft PSP auch in einem Abschwung widerstandsfähig bleiben, auch wenn die Nachfrage nach Büro- oder Ladenflächen nachgeben sollte. Die Diskontsätze und somit die Liegenschaftsbewertungen dürften sich wenig bewegen; dass die Immobewertungen gesamthaft unter Druck geraten, ist unwahrscheinlich.

Ebenso sicher wie die Solidität von Immobewertungen sind die Aktien von Kantonalbanken. Kurssprünge sind hier auch nicht zu erwarten. Die meisten KB verfügen aber über eine explizite oder eine implizite Staatsgarantie, zahlen ordentlich Dividende und werden mittelfristig vom steigenden Zinsniveau profitieren. Angesichts der geringen Liquidität eignen sich allerdings nur wenige Titel wie die der Waadtländer Kantonalbank (BCV) als Portfoliobeimischung.

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