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14:24 Uhr - 09.02.2016

Goldrally dank Zweifeln an höheren Zinsen

Der Goldpreis ist seit Anfang Jahr 12% gestiegen. Verunsicherte Anleger suchen den Schutz sicherer Häfen. Nun kommt auch noch ein schwächerer Dollar hinzu.

Am Goldmarkt ist wieder etwas Leben drin. Nachdem die Preise über Jahre nach unten tendierten, hat sich Gold (Gold 1196.9 0.49%) in den vergangenen Wochen deutlich verteuert. Rund 12% ist das gelbe Metall in Dollar dieses Jahr gestiegen, während die Aktienmärkte Verluste von 10% und mehr verzeichnen. Am Montagabend berührte der Goldpreis sogar die 1200-$-Marke – zum ersten Mal seit dem vergangenen Sommer.

Gold hat Status als sicherer Hafen nicht verloren

Die ersten Handelswochen des neuen Jahres waren geprägt von Sorgen um Chinas lahmende Wirtschaft und mögliche Folgeschäden einer Krise im Ölsektor für die US-Wirtschaft. Auf einmal redet man in den USA über das Risiko einer Rezession, vor dem sich die Finanzmarktteilnehmer am meisten fürchten.

In diesem Umfeld werden zyklische Wertpapiere und Aktien aller Art abgestossen. Gesucht sind sichere Häfen wie Staatsanleihen, also Vermögenswerte, die in schwierigen Zeiten Wert bewahren sollen.

Auch Gold hat die Eigenschaft eines sicheren Hafens. In den vergangenen drei Jahren kam diese Qualität aber kaum zum Zug, auch wenn es immer wieder Panikattacken an den Finanzmärkten gab. Seit 2012 ist der Goldpreis kontinuierlich gesunken, nach kurzen Erholungsphasen folgte bald wieder eine neues Tief.

Der Grund für die enttäuschende Performance von Gold war die Aussicht auf eine Zinswende in den USA. Höhere Zinsen würden die Attraktivität eines zinslosen Asset wie Gold mindern, lautete das Argument. Das liess auch den Dollar erstarken, was den Goldpreis ebenfalls belastete.

Zweifel an höheren US-Leitzinsen

Steigende US-Zinsen und ein starker Dollar, an dieser Prognose kommen nun Zweifel auf. Denn die meisten Indikatoren zur US-Konjunktur zeigen nach unten. So schrumpft etwa die Industrieproduktion, und der Detailhandel beklagt sich über einen stagnierenden Umsatz.

Immer weniger glauben daher, dass die US-Notenbank angesichts der offensichtlichen Verlangsamung der Konjunktur im März ein weiteres Mal den Leitzins anheben wird. Auch eine Zinserhöhung später im Jahr halten immer mehr Investoren für sehr unwahrscheinlich. Bereits wird wieder ernsthaft über eine Zinssenkung oder gar ein viertes Anleihenkaufprogramm (QE4) diskutiert.

Auch Anlageexperte Marc Faber hat im Interview mit der FuW Bedenken über den Zustand der US-Wirtschaft geäussert und erwartet, dass das Fed im Herbst ein QE4 lanciert. «Die Zentralbanken werden noch mehr Geld drucken», sagt auch der Stratege Fred Hickey gegenüber FuW. Das schaffe extrem vorteilhafte Rahmenbedingungen für Gold, zumal es in der Branche keine Überkapazitäten wie im Ölgeschäft gebe.

Was sind die Folgen solcher Erwartungen? Der Dollar bricht ein, und die Zinsen sinken in den USA und in anderen Wirtschaftsräumen. Genau das ist derzeit zu beobachten. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen ist auf 1,75% gesunken, japanische Anleihen vergleichbarer Laufzeit rentieren zum ersten Mal gar negativ.

Der Dollar hat gegenüber Euro und Yen Terrain verloren. Der Euro notiert jetzt wieder fast bei 1.12 $/€, der Dollar-Yen-Kurs ist in ein paar Wochen von über 123 auf 115 Yen/$ gefallen.

Goldrally in Dollar am stärksten

Die jüngste Erholung des Goldpreises ist also mehr als nur eine Flucht in sichere Häfen. Als neues Element schwindet jetzt auch noch das Vertrauen in den Greenback, weil die Konjunktur zu schwach ist für höhere Leitzinsen. In anderen Währungen war der Goldpreisanstieg denn auch etwas weniger ausgeprägt.

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