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17:55 Uhr - 23.06.2015

Ein Mann auf einer globalen Mission

Der Präsident und CEO von Monsanto, Hugh Grant, will den Branchennachbarn Syngenta übernehmen, um die Landwirtschaft von morgen nach seinen Vorstellungen zu gestalten.

Hugh Grant und das Unternehmen, das er leitet, wollen auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen. Auf der einen Seite Monsanto (MON 113.23 -0.97%) aus den USA, der grösste Agrokonzern der Welt – von Aktivisten verachtet, von Bauern gefürchtet. Auf der anderen Seite der 56-jährige Schotte Grant: Ein haarloser, untersetzter Herr mittleren Alters, der mit seinen weichen Gesichtszügen, seinem sanften Lächeln und leisen Auftreten eher wirkt wie der unscheinbare Buchhalter aus der Nachbarschaft. Es passt, dass er dieses Jahr in der US-Wochenzeitung «Barron’s» zu einem der beliebtesten Chefs der US-Wirtschaft gewählt wurde: Hugh, der freundliche CEO von nebenan.

Wenn Grant spricht, verschwimmt dann allerdings der Gegensatz zwischen ihm und der öffentlichen Wahrnehmung des von ihm geführten Unternehmens – auch wenn seine Worte im knorrig-malerischen Ton der schottischen Lowlands erklingen. «Wärmer, trockener, hungriger, durstiger, staubiger», sei die Welt von morgen, sagt Grant. Bis 2050 werde sie auf 9 Mrd. Menschen angewachsen sein, der Bedarf an Lebensmitteln werde sich verdoppelt haben, während die Anbaufläche stagniere.

“Nicht Philanthropie, sondern das Geschäft der Zukunft”

Eine Aufgabe für Grant und sein Unternehmen: Mit ihrem genmanipulierten Saatgut (GMO) und den darauf abgestimmten Herbiziden soll nach dem Willen des CEO der unter verschärften Umständen steigende Bedarf der Zukunft gedeckt werden – und alles unter Verwendung von weniger Ressourcen. «Landwirtschaft ist das Herz der Existenz unseres kleinen blauen Planeten», sagt der studierte Agrarwissenschaftler. Wer nun aber glaube, hier spreche ein aus selbstlosen Motiven handelnder Menschenfreund, der irrt. Diesen Irrtum beseitigt Grant gleich selbst: Genmanipuliertes Saatgut «ist nicht Philanthropie, sondern das Geschäft der Zukunft». Und dieses Geschäft funktioniert für Monsanto heute schon prima.

Der einstige Chemiemischkonzern begann sich Anfang der Achtzigerjahre zu verändern. Zur selben Zeit (1981) stiess in seiner Heimat ein 23-jähriger Hugh Grant zum Unternehmen. Der berufliche Aufstieg des jungen Schotten an die Firmenspitze verlief quasi parallel mit dem Aufstieg von Monsanto zu einem Biotechnologieunternehmen der Weltspitze, führend im Bereich der GMO. In der Mitte des Wandels wurde 2000 die neue Monsanto Company gegründet, Grant wurde COO und Vizechef. Im Mai 2003 übernahm er das Ruder als CEO und Verwaltungsratspräsident. In der schnelllebigen Welt der kotierten Konzerne führt Grant seit über zehn Jahren ein Unternehmen, dem er seinen ersten Job zu verdanken hat.

Enttäuscht von Syngenta

Verbundenheit und Vision ist, was Grant versprüht, das sollen auch andere spüren. Landwirte, die Monsantos Saatgut freiwillig oder unfreiwillig verwenden, drückt der Konzern besonders innig an seine Brust. Spielt man nicht mit, werde man «mental und finanziell gebrochen», sagt der kanadische Farmer Percy Schmeiser, bekanntester Gegner des Konzerns aus St. Louis.

Was soll denn auch die Alternative zu Monsantos GMO sein, fragt Grant seine Kritiker. Angesichts globaler Probleme scheinen Bauernsorgen klein. Ebenso die Bedenken der Weltgesundheitsorganisation, die Monsantos Kassenschlager im Pflanzenschutz als «vermutlich krebserregend» einstuft. Grant spricht von «bedauerlichem Lärm» und einer «Ablenkung anstatt Realität».

Um dieser «Ablenkung» zu begegnen, will Grant nun auch Syngenta (SYNN 402.2 0.5%) in die Arme schliessen – die weltweite Nummer 1 und Know-how-Führer im Pflanzenschutz. Doch auch von seinem Wettbewerber ist Grant seit Neuestem «enttäuscht, dass Syngenta nicht in eine subs­tanzielle Diskussion eingestiegen ist über die vielen Vorteile dieser Verbindung». Doch lässt sich Grant deswegen von seiner Mission gegen den Welthunger nicht abbringen. Er und seine Mitstreiter blieben der Chance verpflichtet, «die Möglichkeiten dieser Verbindung  zu erschliessen».

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