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11:24 Uhr - 10.11.2016

Es ist nur eine begrenzte Zinsnormalisierung

Am Anleihenmarkt sind weitere Turbulenzen wahrscheinlich – umso wichtiger wird die taktische Anlagepolitik.

Veränderung liegt in der Luft. Seit Anfang September steht der Bond-Bullenmarkt auf weniger sicheren Füssen, und die Renditen sind im Zuge erster Turbulenzen weltweit um 10 bis 30 Basispunkte (Bp) gestiegen. Damit fuhr der Anleihenmarkt die ersten Verluste dieses Jahres ein. Unter dem Einfluss der rückläufigen Anleihenkäufe japanischer Banken und der Verlautbarungen der Zentralbanken gingen die Käufe von Staatsanleihen zurück.

Viele Bond-Anleger, denen das Liebäugeln der Zentralbanker mit der Inflation missfällt, begannen ihre Rolle als Bond Vigilantes wahrzunehmen. Die Kurse der langfristigen Anleihen fielen stärker als die der kurzfristigen, die Renditekurve wurde steiler. Angesichts der Erschöpfung der geldpolitischen Mittel oder – positiver ausgedrückt – des Teilerfolgs der Zentralbanken in ihrem Kampf gegen die Deflation möchten die Währungshüter nunmehr, dass die Regierungen das Ruder übernehmen und fiskalpolitische Massnahmen ergreifen.

Fiskalpolitische Interventionen wären in der Tat besser geeignet, die Nachhaltigkeit der Erholung zu stärken. Folglich müssen die Obligationäre damit rechnen, dass die langfristigen Renditen weiter steigen und die Zinskurve noch steiler wird.

Beschränkter Spielraum

Kurz- bis mittelfristig ist es nicht relevant, wie die Chancen für die Einführung fiskalpolitischer Massnahmen stehen und wann diese gegebenenfalls erste Früchte tragen werden. Erwähnenswert ist dennoch, dass die weltweiten Schulden dem jüngsten IWF-Bericht zufolge heute 225% des globalen BIP ausmachen, was den Handlungsspielraum für fiskalpolitische Massnahmen beschränkt.

Aufgrund des vorherrschenden Marktklimas war ein Anstieg der Renditen vorhersehbar. Tatsächlich hatte sich ein Grossteil der Marktteilnehmer darauf eingestellt, dass die Renditen dauerhaft auf tiefem Niveau verharren würden. Weder die Rally der Rohstoffe im Allgemeinen und von Erdöl im Besonderen noch die Verbesserung oder zumindest die Stabilität der Weltwirtschaft waren in den nach der Brexit-Abstimmung beobachteten extrem tiefen Renditen eingepreist.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Wachstums- und Inflationsrate liegt die faire Rendite zehnjähriger US-Treasuries in der Bandbreite von 2 bis 2,25%. Die Schere zwischen fairer und effektiver Rendite schliesst sich, während sich eine Angleichung der Zinsen an die Fundamentaldaten abzeichnet. Wächst die Weltwirtschaft im heutigen Tempo weiter, dürften die Renditen kaum über 2,25% steigen. Sollte das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Wachstum und Inflation zunehmen, könnte die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries bis auf rund 3,5% klettern. Davon sind wir aber noch weit entfernt.

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Kurze Duration ratsam

Wie sollte man sich in den nächsten zwei Monaten positionieren? Eine kurze Duration bleibt für Schweizer Obligationäre empfehlenswert. Sie verursacht angesichts der negativen Zinsen keine Carry-Kosten und bietet einen natürlichen Kapitalschutz, sofern die Renditen in den nächsten drei Monaten auf ihrem derzeitigen Niveau verharren oder leicht sinken.

Die Langläufer sind aufgrund der Versteilung der Zinskurve attraktiv. Korrekturen sollten für taktische Zukäufe genutzt werden. Entsprechende Marktchancen könnten sich noch dieses Jahr eröffnen, etwa im Falle eines Ausverkaufs an den Aktienmärkten, bei Wahlüberraschungen oder einer restriktiveren Geldpolitik.

 

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