Der kurzfristig angebotene Bonusverzicht besänftigt die Aktionäre der Grossbank kaum. CEO Tidjane Thiam erhält neu 10,24 Mio. Fr.
Verzicht auf 40% des Bonus und das freiwillig. Das waren die Schlagzeilen, die Credit Suisse (CSGN 14.13 -1.88%) über das Osterwochenende verbreiten liess.
Von Freiwilligkeit kann jedoch nicht die Rede sein: Verwaltungsrat und Management waren zwei Wochen vor der Generalversammlung gezwungen, etwas zur Besänftigung der Aktionäre zu unternehmen. Denn alle namhaften Stimmberater empfahlen, den Vergütungsbericht und die Anträge zu den Boni abzulehnen. Zusammen haben die Stimmrechtsberater die Macht, rund ein Drittel aller Stimmen zu beeinflussen. Credit Suisse hatte folglich an der Generalversammlung eine Niederlage zu befürchten.
Genützt hat die Sprunghaftigkeit wenig: Der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS teilte am Dienstag mit, die Traktanden zu den Boni weiterhin abzulehnen. Die Anpassungen gingen zwar in die richtige Richtung. Sie seien jedoch Ergebnis eines fehlerhaften Prozesses.
«Too little, too late» lautet das Urteil von Glass Lewis. Auch nach Reduktion der Boni stimme die Höhe der Zahlungen nicht mit den Aktionärsinteressen überein, meint der Stimmberater. Dass sich Topmanager verpflichtet fühlten, zwei Wochen vor der GV ihre Vergütungen zu reduzieren, weil sie andernfalls eine Revolte der Aktionäre erwarteten, zeige, dass das Bonusprogramm nicht angebracht sei. Zudem hätten es die CS-Manager, die für die Vergütungen verantwortlich seien, verpasst, die Aktionärsinteressen angemessen zu vertreten, zitiert das Wirtschaftsmagazin «Eco» aus dem Bericht des Stimmrechtsberaters.
Auch der Schweizer Stimmrechtsberater zRating sieht im Coup der CS-Führung lediglich «ein weiteres Zeichen dafür, dass die Vergütungspolitik ungenügend ist und die Reputation des Unternehmens nachhaltig schädigen könnte». Ausserdem sei die kurzfristige variable Vergütung immer noch zu hoch, heisst es in einer Mitteilung. Auch Ethos empfiehlt unverändert die Ablehnung des Vergütungsberichts und rät zudem, VR-Präsident Urs Rohner sowie Vize Richard Thornburgh abzuwählen. Einzig der nordische Staatsfonds, der knapp 5% der CS-Aktien hält, teilt mit, der Vergütung nun zustimmen zu wollen.
Doch nicht nur als Signal, sondern auch in der Sache erweist sicht der angekündigte Bonusverzicht als wenig wirksam. Verzicht angeboten hat das Management nämlich nur für 40% eines Teilaspekts seines Vergütungspakets: Für 2016 soll der kurzfristige Bonus gekürzt werden, nächstes Jahr der langfristige.
Konkret will CEO Tidjane Thiam für das verlustreiche Geschäftsjahr 2016 auf 40% eines Drittels seiner ursprünglichen Vergütung verzichten. Statt der vom Verwaltungsrat gewährten 11,9 Mio. Fr. will er nun 10,24 Mio. beziehen – sofern die Aktionäre diesem neuen Antrag tatsächlich stattgeben sollten.
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