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10:21 Uhr - 09.10.2014

SNB-Vize Danthine äussert sich zu Goldinitiative

SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine nutzt am Donnerstag einen öffentlichen Auftritt, um vor den Risiken zu warnen, die die Annahme der Goldinitiative mit sich bringen würde.

Der scheidende Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB (SNBN 1098 0.27%)), Jean-Pierre Danthine, wollte in einem Referat, das er heute in Martigny hält, ausschliesslich der Frage nachgehen, ob sich Zentralbanken mittlerweile geldpolitisch übernehmen (sein Fazit, wen überrascht’s, lautet «Nein»). Aus aktuellem Anlass widmet er sich allerdings auch ausführlich der Goldinitiative «Rettet unser Schweizer Gold», über die am 30. November abgestimmt wird.

Die Initiative schlage vor, den Verkauf von Gold (Gold 1218.525 0.69%) für alle Zeiten zu verbieten. Danthine weist darauf hin, dass bei der Annahme des Volksbegehrens die SNB eine Erhöhung der Goldreserven nicht mehr rückgängig machen könnte. Selbst dann nicht, wenn dies aus geldpolitischer Sicht nötig wäre. Zusammen mit der ebenfalls von den Initianten geforderten Verpflichtung, mindestens 20% der Aktiven in Gold zu halten, könnte das im Extremfall dazu führen, dass die Aktiven der SNB hauptsächlich aus Gold bestünden. Danthine warnt: «Jede geldpolitisch begründete Bilanzvergrösserung würde Goldkäufe nötig machen. Wenn aber ebenfalls aus geldpolitischen Gründen umgekehrt eine Bilanzverkleinerung geboten wäre, könnte die Goldposition nicht wieder verkauft werden.» Dadurch würde sich der Handlungsspielraum der Schweizer Währungshüter massiv einschränken.

Teurere Mindestkurspolitik

Selbst die Durchsetzung des Mindestkurses von 1.20 Fr./€ wäre dadurch erschwert worden. Die SNB hätte sich in diesem Fall gezwungen gesehen, zur Verteidigung des Mindestkurses nicht nur Euro, sondern auch Gold in grossen Mengen zu kaufen, führt Danthine gemäss Redetext aus. «Dies hätte die Kosten für die Durchsetzung des Mindestkurses mit Sicherheit erhöht, was die Devisenmärkte möglicherweise dazu veranlasst hätte, an unserem Willen zu zweifeln, die Verteidigung des Mindestkurses so lange wie nötig weiterzuführen.»

Neben diesem Argument führt Danthine auch das Hauptargument an, auf das Bund und Kantone pochen. Die Initiative würde die Fähigkeit der SNB beeinträchtigen, Gewinn zu erzielen und ihn an Bund und Kantone weiterzugeben. Warum? Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Dass sich ausgerechnet die Nationalbank um eine ausreichend hohe Gewinnverteilung an die politischen Instanzen sorgt, lässt sich wohl einzig mit der Furcht vor dem radikalen Vorstoss erklären.

Gold wäre keine echte Reserve mehr

Danthine argumentiert ebenfalls, dass sich die Rolle der Geldbestände bei einem Erfolg der Initiative grundlegend ändern würde. «Währungsreserven, die nicht verkauft werden können, (stellen) keine eigentlichen Reserven dar», führt er aus. Es sei nicht sinnvoll, eine Erhöhung der Reserven für den Notfall zu verlangen – also Goldvorräte – und gleichzeitig die Nutzung dieser Reserven, selbst in Notsituationen, zu verbieten.

Danthines Fazit: Die Goldinitiative würde die Möglichkeit der SNB, ihr verfassungsmässiges Mandat wahrzunehmen, massiv beschneiden. Die Nationalbank ist gesetzlich verpflichtet, stabile Preise zu garantieren und dabei der Konjunktur Rechnung zu tragen.

Gegenwärtig hält sie 1040 Tonnen Gold. Sie müsste nach eigenen Angaben aktuell ihren Goldbestand verdoppeln, um den geforderten Goldanteil von mindestens 20% zu erreichen.

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