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18:59 Uhr - 04.10.2019

KTM-Aktionäre stimmen Aktienrückkauf zu

Der österreichische Chiphersteller hat nicht genügend Osram-Aktionäre von seinem Angebot überzeugen können.

Jetzt braucht Alexander Everke doch einen Plan B oder C. Der CEO des österreichischen Chipherstellers AMS (AMS 44.77 2.05%), dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, ist mit der Übernahme des deutschen Lichtherstellers Osram (OSR 40.84 0.49%) gescheitert. Am Freitag hat AMS bekannt gegeben, dass nur 51,6% der Osram-Aktionäre ihre Papiere angedient haben. 62,5% wären nötig gewesen. Vor Journalisten hatte Everke jüngst noch gesagt, er sei «kein Fan von Plan B oder C». Doch genau der ist jetzt nötig, denn zuletzt hatte AMS viele von der industriellen Logik einer Übernahme überzeugt.

AMS ist derzeit grösster Aktionär von Osram mit einer direkten Beteiligung von 19,99%. Anders als die angedienten Papiere der Osram-Aktionäre muss das Unternehmen diese Papiere nicht zurückgeben. Bei mehr als 25% hätte AMS eine Sperrminorität, bei mehr als 30% müssten die Österreicher ein Übernahmeangebot lancieren – und zwar ungeachtet der Sperrfrist, der AMS nun eigentlich unterliegt.

«Strategische Logik und bedeutende Vorteile»

Als gescheiterter Bieter darf AMS ohne Einwilligung von Osram und ohne Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nun eigentlich ein Jahr lang nicht mehr für Osram bieten. Das würde entfallen beim Überschreiten der 30%-Grenze. Das Unternehmen prüfe nun «strategische Optionen, um die Akquisition von Osram, die ein stärkeres kombiniertes Unternehmen schafft, auf Basis seiner Aktionärsposition weiter zu verfolgen», teilte AMS mit. «Die strategische Logik und die bedeutenden Vorteile der Kombination von AMS und Osram» seien weiter gültig, erklärte der unterlegene CEO Everke.

Die Kapitalgeber Bain und Advent könnten im Prinzip nun ihre Gegenoffensive starten. Beide hatten bereits vergangene Woche angekündigt, noch einmal über die Bücher zu gehen, und einen «bedeutenden Aufschlag» im Vergleich zur AMS-Offerte versprochen. Osram-Aktien fielen am Freitagabend im nachbörslichen Handel zunächst deutlich.

Widerstand von Seiten Osram war gross

Die Ingenieure von AMS sind Spezialisten, was das Übersetzen von analogen Sig­nalen der realen Welt in digitale für Computer, Smartphone oder Tablet angeht. Die Entwickler von Osram dagegen verstehen sich auf Lichttechnik. AMS-CEO Everke geht davon aus, dass beide Bereiche verschmelzen, beispielsweise in Form von Smartphone-Displays. Moderne Bildschirme könnten die gesamte Vorderseite des Geräts einnehmen – die Sensoren etwa zur Gesichtserkennung wären integriert. Die unbeliebte Aussparung für Komponenten auf der Display-Oberseite wäre passé. Osram und AMS zusammen hätten einen «weltweit führenden Anbieter von Sensoriklösungen und Photonik ermöglicht», heisst es von Seiten des Chipherstellers. Der Widerstand des Osram-Managements und der Osram-Mitarbeiter war vorerst allerdings offenbar zu gross.

Fehlgeschlagen ist somit zunächst auch der Plan von Everke, durch den Zukauf die Abhängigkeit von Apple (AAPL 226.02 2.35%) zu beenden. Gemäss Schätzungen steht der kalifornische Tech-Konzern für mehr als die Hälfte des Umsatzes von AMS. Die Österreicher liefern beispielsweise einen Teil der Sensoren, mit denen das iPhone die biometrischen Daten des Nutzers erfasst und seinen rechtmässigen Besitzer erkennt. Aktuell steht das Consumer-Geschäft, unter das auch der Apple-Umsatz gebucht wird, für 75% des AMS-Jahreserlöses. Zusammen mit Osram wäre dieser Anteil auf 35% gesunken, der Umsatzanteil im Automo­tive-Segment von 10 auf 45% gestiegen.

Der Trick hat nicht geholfen

AMS hatte ursprünglich 38.50 € pro Osram-Aktie geboten – 10% mehr als die beiden US-Kapitalgeber Bain und Carlyle. Da Carlyle nicht höher bieten wollte, spannte Bain mit Advent zusammen, diese ist ebenso ein US-Private-Equity-Fonds. Ein konkretes Gebot hat das neue Konsortium bislang allerdings nicht genannt.

Mit einem Trick erhöhte AMS kurz vor dem Auslaufen der Angebotsfrist das Gebot pro Osram-Papier auf 41 €, ohne allerdings die Frist selbst zu verlängern. AMS musste dafür nur hundert Osram-Aktien für je 41 € kaufen, damit sich der Preis für alle Aktionäre entsprechend erhöhte. Dieser Zug setzte die Gegenpartei gehörig unter Druck – hat aber nicht geholfen.

Kommt nun die Bieterschlacht?

Für das Scheitern mitverantwortlich sein dürfte die ungewöhnlich hohe Zahl an ­Osram-Kleinaktionären: circa 0,5 Mio. Viele von ihnen werden nicht einmal gewusst haben, dass sie Osram-Aktionäre sind, weil ihnen Papiere der Ex-Siemens-Tochter bei der Abspaltung vom Mutter-Konzern ins Depot gebucht worden sind.

AMS-Investoren beobachten, ob das Management in eine Bieterschlacht zieht oder mit Bedacht agiert. Osram-Aktionäre hoffen genau auf diesen Wettkampf der verschiedenen Interessenten. Ob die Osram-Papiere letztlich wieder den von AMS gebotenen Preis von 41 € übersteigen, bleibt zunächst offen.

Die komplette Historie zu AMS finden Sie hier. »

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