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07:57 Uhr - 22.04.2015

Phoenix Mecano tritt an Ort

Der Gehäuse- und Antriebehersteller muss im ersten Quartal eine Margeneinbusse hinnehmen. Am Erreichen des Turnaround in der Sparte ELCOM/EMS für 2016 wird festgehalten. Die Aktien nehmen diesen allerdings zu einem guten Teil vorweg.

Der Gehäuse-, Elektrokomponenten- und Antriebehersteller Phoenix Mecano hat letztes Jahr den Umsatz 1% auf 505,6 Mio. Fr. erhöht, der Betriebsgewinn ist aber 15,9% auf 29,5 Mio. Fr. gefallen. Das Unternehmen hat diese Zahlen schon im Februar gemeldet, die Medienkonferenz und die Publikation des Geschäftsberichts erfolgen aber jeweils erst im April, zusammen mit dem Abschluss des ersten Quartals.

So behäbig wie diese langwierige Art der Ergebnispublikation anmutet, wirkt auch der Verlauf der Konferenz. CEO und Grossaktionär Benedikt Goldkamp, COO Rochus Kobler und Finanzchef René Schäffeler referieren ihren Vortrag ab Blatt, wobei die Ausführungen jeweils weniger Bewertendes als vielmehr Beschreibendes enthalten. Konkret: Es werden Zahlen und Fakten heruntergebetet.

«Ziemlich zufrieden»

Auf die Frage, ob er denn mit den gezeigten Zahlen zufrieden sei, antwortet Goldkamp, er sehe das Ergebnis durchaus mit «gemischten Gefühlen». Es seien keine grossen Überraschungen aufgetreten, doch sei es auch «keine einfache Zeit» und Phoenix Mecano ein «komplexes Gebilde». Nach längerem Abwägen zieht er schliesslich mit dem Ausdruck «ziemlich zufrieden» Bilanz.

Das Abwägen und Differenzieren, das «einerseits» und «anderseits» zieht sich durch die ganze Unternehmenspräsentation. Es ist charakteristisch für Phoenix Mecano, denn das Unternehmen ist «kapillar» aufgebaut, wie Goldkamp erklärt und mit drei Sparten, elf grösseren Produktionsstätten und unzähligen lokalen Verkaufsbüros und Fertigungsshops, wo die Produkte den lokalen Bedürfnissen angepasst werden, ausgesprochen dezentral organisiert.

Tiefe Verankerung bei den Kunden

Da läuft es am einen Ort mal besser und am anderen etwas harziger; der eine Zielmarkt entwickelt sich dynamischer als der andere und zieht die entsprechenden Bereiche von Phoenix Mecano entsprechend mit. Immerhin: Durch konsequente Kunden- und Marktorientierung hat sich das Unternehmen eine tiefe Verankerung in ihren Kundenmärkten gesichert, was Stabilität und Berechenbarkeit verleiht.

Diese verästelte Struktur und die Vielfältigkeit des Produktangebotes geben dem Unternehmen etwas schwer Fassbares und die Ergebnisse spiegeln das auch: Der Umsatz pendelte in den letzten fünf Jahren um 500 Mio. €, was etwas schwunglos anmutet. Doch Goldkamp gibt zu bedenken, dass mit dem Wegbrechen des Solarmarktes nach 2010 rund 80 Mio. Fr. Umsatz weggefallen sind und diese durch die restlichen Geschäfte kompensiert werden konnten. Eine solide Leistung – mit der Einschränkung, dass zwar die Kompensation des Umsatzes gelungen ist, nicht aber jene der Profitabilität. Die Ebit-Marge ist nämlich seit 2010 von 10,5 auf 5,8% im vergangenen Jahr gefallen.

Die Sparte ELCOM/EMS ist Sorgenkind und Hoffnungsträger

Die mässigen 5,8% verdecken, dass zwei der drei Sparten konstant mit höheren Margen arbeiten. In der Gehäusetechnik wurde 2014 eine Ebit-Marge von 13,4% erreicht, die Mechanischen Komponenten kamen immerhin auf 6,5%. Probleme bestehen in der Sparte ELCOM/EMS (da ist das Solargeschäft enthalten). Sie weist einen Betriebsverlust von 5,1% des Umsatzes aus und ist damit schon das vierte Jahr in Folge defizitär.

ELCOM/EMS ist das Sorgenkind der Gruppe, gleichzeitig aber auch ein wichtiger Hoffnungsträger. Hier werden neue Produkte entwickelt, die dereinst mithelfen sollen, den Bereich wieder rentabel zu machen. Mit der Tochter ATON Lichttechnik etwa wird ein Anbieter von Strassen- und Industrieleuchten auf LED-Basis aufgebaut. In der Verarbeitung von Energie und Kosten sparenden LED kann Phoenix Mecano auf vorhandenes Know-how zurückgreifen, was die Chancen auf Erfolg erhöhen sollte. Derzeit generiert ATON aber noch keinen Umsatz. Man hat sich aber an Ausschreibungen von Kommunen für Strassenbeleuchtungskörper beteiligt. Die Erfolgsquote hierbei wird die weitere Entwicklung von ATON prägen.

Keine wesentliche Margenveränderung für 2015 absehbar

Phoenix Mecano hat sich schon länger zum Ziel gesetzt, ELCOM/EMS bis 2016 in die schwarzen Zahlen zu führen. Daran hält Goldkamp fest, auch wenn die Sparte im ersten Quartal (über das ebenfalls heute Mittwoch informiert wurde) erneut über 5 Mio. Fr. (5,1% vom Umsatz) Betriebsverlust ausweisen muss. Der CEO führt das unter anderem auf höhere Anlaufkosten für die neuen Produkte zurück.

Nach dem verhaltenen Jahresstart darf für 2015 wohl noch nicht mit einer wesentlichen Margenverbesserung gerechnet werden. Im ersten Quartal ist der Umsatz zwar gruppenweit um 5,1% auf 140 Mio. € gewachsen, doch der schwache Euro hat da tüchtig mitgeholfen. Ohne Währungs- und Akquisitionseffekt blieb der Absatz in etwa stabil.

Der Betriebsgewinn ist mit 8,7 Mio. € 26,1% niedriger ausgefallen als in der Vorjahresperiode, teils wegen Einmalbelastungen. Der Gewinn ist gar um 37% auf 4,8 Mio. Fr. gefallen. Darin ist eine negative Belastung des Finanzergebnisses um 2,6 Mio. € enthalten, die das Unternehmen mit Abwertungen auf Eurobeständen von in Franken bilanzierenden Gruppengesellschaften begründet. Phoenix Mecano gibt für das laufende Jahr wegen der Unberechenbarkeit der Auswirkungen der Währungsverschiebungen noch keine Prognose für die Ergebnisentwicklung im Gesamtjahr ab.

Turnaround von ELCOM/EMS teilweise eingepreist

Die Aktien haben schon im Vorfeld der Ergebnispublikation korrigiert und gaben heute erneut etwas nach. Wenn etwa dasselbe Resultat wie letztes Jahr (in Euro) erzielt wird, dann würde daraus ein Gewinn pro Aktie von 21 Fr. resultieren. Die FuW ist etwas optimistischer und schätzt 23 Fr., womit die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 bewertet sind, was für einen Industriegüterhersteller mit niedrigem Wachstumspotenzial eher hoch anmutet. Im Hinterkopf zu behalten gilt es, dass wenn der Turnaround in der Sparte ELCOM/EMS gelingt, 2016 ein Gewinnschub von 20 bis 30% möglich ist. Dadurch würde sich die Bewertung auf moderatere 16 reduzieren. Und dann ist da noch die Dividende von 15 Fr., die eine Rendite von um 3% ergibt, was dem Aktienkurs Unterstützung bietet.

Die komplette Historie zu Phoenix Mecano finden Sie hier »

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