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07:18 Uhr - 16.08.2016

Geberit übertrifft alle Erwartungen

Der Sanitärtechniker hat das Wachstumstempo im ersten Semester weiter gesteigert.

Das mutet schon fast unheimlich an: Trotz weiterer Kosten für die Integration der im Februar 2015 erworbenen finnischen Sanitec hat Geberit (GEBN 421.6 4.95%) das Wachstumstempo im ersten Semester weiter markant gesteigert. Die Erwartungen der Märkte wurden deutlich übertroffen. Die Börse hat dies am Dienstag mit einem weiteren Kursschub honoriert, die Titel verkehren auf Höchstwerten.

Die Integrationskosten für Sanitec sind gegenüber dem Vorjahr plangemäss gesunken. Auf dem Niveau des ­operativen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) betrugen sie noch 4 Mio. Fr. Das operative Ergebnis Ebit belasten sie noch mit 21 und den Gewinn mit 17 Mio. Fr.

Integration im Fokus

Die Integration von Sanitec steht für Geberit weiter im Zentrum. Nachdem der Marktauftritt vereinheitlicht worden ist, geht es nun vor allem noch um die Harmonisierung der Prozesse sowie die Realisierung der Synergien. Da ist Geberit im Vorsprung auf die Marschtabelle: Der Grossteil der angestrebten Synergien von rund 45 Mio. € sollte schon im laufenden Jahr und nicht erst 2017 realisiert werden können. Neben diesen Synergien sind die hervorragenden Zahlen auf den Volumeneffekt des höheren Umsatzes, auf im Vorjahresvergleich geringere Rohstoffkosten sowie einen positiven Wechselkurseffekt von 6 Mio. Fr. zurückzuführen.

Neben den Originalzahlen (vgl. Tabelle) hat Geberit auch um die Akqui­sitionskosten von Sanitec adjustierte Werte berechnet. Der Umsatz wuchs im ersten Semester 13,2% auf 1,4 Mrd. Fr. ­Akquisitions- und währungsbereinigt resultierte ein Zuwachs von 6,7%. Die dominante Region Europa (Umsatzanteil 92%) steigerte die Verkäufe 7,5%. Die iberische Halbinsel (+17,3%) und Zentral-/Osteuropa (+13,6%) realisierten die höchsten Zuwachsraten. In Grossbritannien wuchsen die Verkäufe nur 1,8%. Das hat gemäss Aussagen von CEO Christian Buhl an einer Telefonkonferenz jedoch nichts mit dem Brexit zu tun, der keine kurzfristig spürbaren negativen Folgen zeitige. Der grösste Markt Deutschland dehnte den Umsatz 6,4% aus, die Schweiz immerhin 4%.

Die Ertragslage konnte original und adjustiert weiter verbessert werden. Die adjustierte Ebitda-Marge erreichte mit 29,9% bereits jetzt das obere Ende der für 2018 definierten Zielspanne von 28 bis 30%. Der adjustierte Gewinn wuchs fast ein Viertel und die Umsatzrendite stieg auf hohe 22,5% – ein Traumwert.
Die finanzielle Lage bleibt komfortabel. Die Eigenkapitalquote sank im Vergleich zum Jahresende 2015 leicht auf 39%. Die Nettoschulden stiegen wegen der Dividendenauszahlung sowie der ­letzten Tranche des Aktienrückkauf­programms auf 856 Mio. Fr.  Ein weiteres Aktienrückkaufprogramm steht gemäss Christian Buhl derzeit nicht zur Debatte.

Im Ausblick gab sich Buhl zurückhaltend. Die Lage der Bauindustrie sei international «anspruchsvoll und von Unsicherheiten geprägt». Eine Abschwächung erwartet er nur in den Golfstaaten. In der Schweiz wird im Bau nicht mit Wachstum gerechnet. Zudem wird die Zahl der Arbeitstage im zweiten Semester gegenüber dem Vorjahr geringer sein, was leicht auf das Volumen drücken dürfte.

Attraktive Anlage

Dennoch erwartet Buhl ein akquisitions- und währungsbereinigtes Umsatzwachstum von rund 5% sowie eine adjustierte Ebitda-Marge von 28%. Angesichts der im ersten Semester realisierten Ertragswerte scheint das eher zurückhaltend prognostiziert. FuW erhöht die Gewinnschätzungen für 2016 auf 14 Fr. je Aktie (+23%) und für 2017 auf 16.50 Fr. (+18%).

Die Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 25 ist für Geberit im historischen Vergleich nicht ausgesprochen hoch. Die operative Exzellenz, die guten Aussichten sowie die Ausschüttungsquote von 50 bis 70% machen Geberit sehr attraktiv. Die Titel sind ein Kauf.

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