Ausserbörsliche Aktien Schweiz: Der Börsengang von Zur Rose und der Bieterkampf um die Privatklinik Linde locken Anleger an.
Der Monat Juni dürfte als aktivster Handelsmonat in die Geschichte der ausserbörslichen Plattform eKMU-X der Zürcher Kantonalbank eingehen. Das Volumen stieg auf rekordhohe 33 Mio. Fr. (im Mai 30,24 Mio.). Die Zahl der Abschlüsse war mit 1402 (im Mai 1638) ebenfalls hoch.
Für Umsatz sorgte die längst erwartete Meldung der Versandapotheke Zur Rose (Zur Rose 0 0%) Group, per 6. Juli den Gang an die SIX Swiss Exchange zu wagen. Allein an dem Tag, als die neue Emissionsspanne bekannt wurde, erzielten Zur Rose ein Volumen von 2,8 Mio. Fr. mit 244 Abschlüssen, wobei der Höchstkurs 156 Fr. erreichte.
Das zweite Unternehmen im Rampenlicht war Linde (LIN 167.1 0%) Holding (Aktien +24%). Gleich zwei Unternehmen boten für die Bieler Privatklinik und trieben den Übernahmepreis in die Höhe. Den Zuschlag erhielt die Hirslanden-Gruppe, die 3100 Fr. je Aktie bot. Leer aus ging dagegen die an der SIX kotierte Gruppe Aevis (GSMN 60 -0.41%) Victoria.
Gefragte Versorger
Weitere Volumentreiber im Monat Juni waren die Aktien der Wasserwerke Zug (Wasserwerke Zug 15700 0%) (–0,3%) mit zweiunddreissig Abschlüssen und 2 Mio. Fr. Handelsvolumen. In den Titeln des Branchennachbarn Repower (Repower 0 0%) (+3,5%) mit einunddreissig Abschlüssen und 1 Mio. Fr. Umsatz mögen die heissen Junitemperaturen und der damit verbundene hohe Stromverbrauch die Fantasie der Anleger beflügelt haben.
Auch die Papiere der Luzerner Auto (+16,1%), die in den Bereichen Nutzfahrzeugausstattung und Busbetrieb tätig ist, waren gefragt. Auslöser war die Übernahme der Nater-Gruppe, mit der Auto ihr Tätigkeitsgebiet in die Ostschweiz erweitert. Niederlassungen hat das Unternehmen bereits in den Regionen Zentralschweiz, Zürich, Tessin und Bern.
Die Aktien des Berner Baudienstleisters Weiss+Appetito (+13,9%) profitierten von einem Interview auf moneycab.ch mit Finanzchefin Andrea Wucher. Demnach zeigt die Anfang Jahr übernommene Beton- und Belagspezialistin Pegrila erste positive Effekte, so soll das Auftragsbuch weiter «stabilisiert» worden sein. Ebenfalls sei die operative Marge, die zuletzt um 2% lag, um das «eine oder andere Prozent» gesteigert worden.
Die «Neue Zürcher Zeitung» (+0,8%) hat sich überraschend von CEO Veit Dengler getrennt. Grund für den Abgang nach knapp vier Jahren sind Differenzen mit dem Verwaltungsrat. Über die Strategie waren sich Dengler und der Verwaltungsrat noch einig, Differenzen gab es jedoch in der Frage, wie sie in der nächsten Phase umgesetzt werden soll. Die NZZ-Mediengruppe soll weiterhin auf die Publizistik fokussieren – so, wie es 2013 beschlossen wurde. Bis ein Nachfolger gefunden wird, leitet Finanzchef Jörg Schnyder das Unternehmen.
Harte Zeiten für Tourismus
Auf der Verliererseite des ZKB-KMU-Index finden sich vor allem Gesellschaften aus dem Tourismussektor. Dort ist das Umfeld nach wie vor anspruchsvoll. Der Saldo der Fremdenverkehrsbilanz der Schweiz ist erstmals in seiner Geschichte negativ. Das heisst, Schweizer haben 2016 auf ihren Reisen im Ausland mehr Geld ausgegeben als ausländische Touristen in der Schweiz. Leidtragende waren vor allem Lenzerheide Bergbahnen (–15%) und Arosa Bergbahnen (–11,8%), wobei der Abgabedruck mit wenigen Transaktionen zustande kam.
Im breiten Markt sind Cendres+Métaux (+11,8%) aufgefallen. Das Bieler Medizinaltechnikunternehmen, das auch in der Uhrenindustrie tätig ist, hat den Kauf des Uhrengehäuseherstellers PRG Manufacture in Delémont bekanntgegeben. Das führte zu einem Kurssprung von 14,5% auf 9500 Fr.
Der Sprengstoff- und Spezialitätenchemiehersteller SSE (SSE 1449 -0.89%) Holding (unv.) lanciert eine Kapitalerhöhung von 4200 neuen Aktien zum Nennwert von 100 Fr. Der Emissionspreis beträgt 3000 Fr. je Aktie, was bei einer vollen Zeichnung einem Gesamtbetrag von 12,6 Mio. Fr. entsprechen würde. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung werde für weitere Investitionen in den Chemiebereich verwendet. Einiges zu berichten gibt es auch über Weleda, den Hersteller von Naturkosmetika und anthroposophischen Arzneimitteln (PS –3,2%). Im Geschäftsjahr 2016 wurde der Gewinn um 7,6% auf 11,5 Mio. Fr. gesteigert. Für das laufende Jahr wird ein höherer Umsatz im Kosmetik- und Arzneimittelbereich erwartet. Der erwartete höhere Vermarktungsaufwand wird den Gewinn beeinträchtigen. Ebenfalls muss ein neuer Geschäftsleiter gesucht werden. Ralph Heinisch hat mit der erfolgreichen Sanierung der Gesellschaft seine Mission erfüllt. Die Geschäftsleitung soll durch ein kollegiales Führungsgremium übernommen werden.
Keine Reaktion löste der Zahlenkranz der Centralschweizerischen Kraftwerke aus. Der Energiedienstleister hat im ersten Halbjahr 2016/17 (per Ende März) unter den schwierigen Marktbedingungen gelitten. Die konsolidierte Gesamtleistung nahm im Vergleich zur Vorjahresperiode 0,8% auf 454,6 Mio. Fr. zu. In der Sparte Energie ging die Gesamtleistung dagegen 6,6% auf 179,2 Mio. Fr. zurück. Unter dem Strich blieb dennoch ein 23% höherer Gewinn von 58,6 Mio. Fr. Das Ergebnis im Bereich Netz verbesserte sich auf 57 Mio. Fr., wozu die zusätzliche Entschädigung aus dem Verkauf des Übertragungsnetzes an Swissgrid 13,5 Mio. Fr. beitrug.
Aufgrund des Börsengangs der Zur Rose Group und der bevorstehenden Sommerferien dürfte der Handel im ausserbörslichen Segment im Juli in ruhigen Bahnen verlaufen. Ebenfalls wurden die Handelszeiten auf eKMU-X per 1. Juli angepasst. Neu findet der Handel von 8.30 bis 17.00 Uhr statt.
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