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17:27 Uhr - 25.04.2016

Fed-Sitzung dürfte Goldpreis Impulse geben

Die Goldrally ist im zweiten Quartal ins Stocken geraten. Die Zurückhaltung der US-Notenbank gegenüber einem baldigen Zinsschritt könnte dem Preis neuen Auftrieb verleihen.

Goldanleger sind vor der Fed-Sitzung diese Woche vorsichtiger geworden. Seit dem Jahreshoch bei 1279.65 $ von Anfang März schwankt Goldpreis um 1240 $. Damit liegt der Preis für eine Unze des Edelmetalls zwar immer noch 18% über dem Fünfjahrestief bei 1048 $ im Dezember 2015, die Erholung hat aber deutlich an Momentum verloren.

Für die Verschnaufpause machen Analysten der Commerzbank (CBK 8.16 -2.28%) die Unsicherheit über die nächsten Schritte der US-Notenbank verantwortlich. Am Dienstag und Mittwoch findet das Treffen des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) statt. Die geldpolitischen Aussichten seien entscheidend für die Nachfrage nach Gold (Gold 1239.92 0.6%) und die weitere Preisentwicklung.

Noch Ende März zeigte der mittelfristige Goldpreistrend gemäss UniCredit (UCG 3.512 -0.51%) nach unten. Wegen der hohen Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung in den USA verliere das Edelmetall im laufenden Jahr an Attraktivität gegenüber anderen Anlageklassen, prognostizierten die Analysten.

Seither hat sich die Stimmung am Goldmarkt verändert. Der Optimismus unter den Investoren hat zwar wie erwartet etwas nachgelassen. Anhaltende Zweifel an einer baldigen Zinserhöhung durch das Fed stützen den Preis jedoch.

ETF-Nachfrage stagniert

Die abwartende Haltung der Investoren reflektiert sich in der Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds (Exchange Traded Funds, ETF), die mit physischem Gold unterlegt sind. Seit Ende März sind diese Goldeinlagen 0,5% zurückgegangen. Davor konnten Gold-ETF dank Neugeldzuflüssen in den ersten drei Monaten 2016 knapp 10 Mio. Unzen dazukaufen. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 20%.

Auch am Terminmarkt werden die Investoren vorsichtiger, wenngleich sie immer noch sehr exponiert sind. Anhand der Kaufpositionen (Netto-Long) kann das Verhalten spekulativer Anleger wie etwa Hedge Funds abgeschätzt werden. Sie messen die Differenz zwischen dem eingesetzten Kapital auf fallende respektive auf steigende Preise. Vergangene Woche stiegen die Netto-Long-Positionen gemäss Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) nur noch leicht auf 216‘800 Kontrakte. Dies ist der höchste Stand seit Februar 2012 und liegt gut 40% über dem Fünfjahresschnitt der Long-Positionen.

Zinsen im Fokus

Im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld bietet Gold eine attraktive Anlagemöglichkeit. Sollte die US-Notenbank jedoch eine Zinserhöhung in Aussicht stellen, dürfte die Nachfrage nach dem Edelmetall kurzfristig deutlich sinken. Denn höhere Zinsen machen Anlagen mit einer Rendite in der Regel interessanter und belasten den Goldpreis.

Doch die Indizien mehren sich, dass das Fed an den kommenden Sitzungen von weiteren Zinsschritten absehen wird. So deutet etwa die Markterwartung gemäss Fed-Funds-Futures darauf hin, dass die US-Notenbank den Leitzins diese Woche unverändert lassen wird. Und die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in zwei Schritten von gegenwärtig 0,5 auf 1% bis Ende Jahr beträgt gemäss dem von der Optionsbörse CME berechneten Index weniger als 20%.

Eingetrübte Konjunkturerwartungen bremsen Fed

Fed-Chefin Janet Yellen dämpfte bereits vor dem Treffen ehemaliger Notenbanker Anfang April die Erwartungen einer raschen Zinserhöhung. Damit reagierte sie gemäss Aussagen von FOMC-Mitgliedern auf wachsende Zweifel innerhalb des Fed über den Zustand der amerikanischen und der globalen Wirtschaft. Sorgen bereitete den US-Notenbankern vor allem der schwächelnde Detailhandel. Der Konsum ist im ersten Quartal unerwartet zurückgegangen. Zudem blieb auch die Konsumentenpreisinflation hinter den Prognosen zurück.

Der bekannte Investor Jeffrey Gundlach geht davon aus, dass das Fed die Zinserhöhung immer weiter hinausschieben wird und damit die Träume einer baldigen Normalisierung der US-Geldpolitik begräbt. Diese Kapitulation des Fed sei bereits weitgehend eingepreist. Darum setzt der Chef der Investmentboutique DoubleLine auf Gold, wie er gegenüber «Finanz und Wirtschaft» erläuterte. Die 0%-Rendite des Edelmetalls sei im gegenwärtigen Tief- oder gar Negativzinsumfeld «recht anständig».

Gemäss ETF Securities Research droht die Hemmung vor Zinserhöhungen gar die Glaubwürdigkeit des Fed zu untergraben. Die US-Notenbank verhalte sich wie bereits in früheren Zyklen zu passiv angesichts des stabilen US-Arbeitsmarktes und der steigenden Inflationserwartungen. Damit riskiere sie, dass die Inflation in den USA über die von ihr angestrebten 2% steige. Dies und die weitere Abwertung des Dollars könnten dazu führen, dass der Goldpreis bis Februar 2017 deutlicher an Boden gewinnt.

Zurückhaltung macht Preisanstieg möglich

Der anstehende Zinsentscheid dürfte dem Goldpreis demnach nicht nur kurzfristige Impulse geben, sondern auch ein wichtiger Treiber der Preisentwicklung im laufenden Jahr bleiben. Angesichts der erwarteten Zurückhaltung des Fed sind die Chancen für Goldanleger  nach wie vor intakt.

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