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07:23 Uhr - 11.05.2015

China öffnet Kredithahn etwas mehr

Peking reagiert auf die jüngst vorwiegend enttäuschenden Konjunkturdaten mit einer Senkung des Leitzinses. Die Aktienmärkte reagieren mit Kursgewinnen.

Die chinesische Zentralbank hat den Leitzins bereits das dritte Mal  seit vergangenen November 0,25 Basispunkte gesenkt. Wie die People’s Bank of China (PBoC) am Sonntag bekannt gab, kommt der der Kreditzins neu auf 5,1% und der Einlagesatz auf 2,25% zu stehen. Nachdem das Wachstum im ersten Quartal 2015 auf 7% sank und die Weltwirtschaft weiter zur Schwäche neigt, wurde der gelpolitische Entscheid vom Wochenende allgemein erwartet. 2014 expandierte das Bruttoinlandprodukt (BIP) 7,4%.

Privatkonsum bleibt Wachstumsmotor

Die Exporte lagen im März 15% unter dem Vorjahrestand, während auch der Einkaufmanagerindex vom April eine nachlassende Dynamik anzeigt. dAnlass zur Sorge geben auch die deflationären Tendenzen auf dem Immobilienmarkt. Ein Lichtblick bietet hingegen der weiterhin deutlich über 10% wachsende Privatkonsum. Das weist darauf hin, dass der von der Regierung vorangetriebene strukturelle Umbau der Wirtschaft Fortschritte macht und damit auch die zu hohe Abhängigkeit der Wirtschaft von Ausfuhren und Investitionen abnimmt.

Dennoch wird es zunehmend wahrscheinlich, dass das von Ministerpräsident Li Keqiang angepeilte Wachstumsziel von «rund 7%» für das ganze Jahr nicht erreicht wird. Die  UBS (UBSG 19.31 -2.52%) geht für 2015 von einem 6,8% expandierenden Bruttoinlandprodukt aus.

Weitere gelpolitische Massnahmen erwartet

Nachdem im Vormonat auch die Mindestreserven, die Geschäftsbanken bei der PBoC hinterlegen müssen, einen ganzen Prozentpunkt auf 18,5% gesenkt worden ist, ist auch für die kommenden Monate mit weiteren wachstumsstützenden Massahmen zu rechnen. Allerdings hat die Regierung bisher ein massives Konjunkturpaket, so wie 2008 als Antwort auf die globale Finanzkrise, immer ausgeschlossen. Vor sieben Jahren spritzte die PBoC in Kombination mit den staatlich kontrollierten Grossbanken 4 Bio. Yuan in die Volkwirtschaft ein. Allerdings schoss damit auch die Verschuldung innerhalb kurzer Zeit weit über 100% in die Höhe und entspricht mittlerweile über 250% des Bruttoinlandproduktes.

Wandeln auf engem Grad

Als Folge des nachlassenden Wachstums ist die Bedienung der Schulden vor allem im Zeichen des Stress zeigenden Immobilienmarktes schwieriger geworden. In den Augen der Regierung hat die Kreditproblematik eine ähnlich grosse Priorität erhalten wie die Stützung des Wachstums. Nach Meinung von Tao Wan, Chinaökonomin der UBS, wandeln die Konjunkturlenker damit auf einem engen Grat. Tao rechnet dennoch damit, dass die PBoC spätestens im dritten Quartal den Leitzins weitere 25 Basispunkte senken wird.

Gezielte Kreditvergabe

Anders als in den Jahren nach der globalen Finanzkrise will die Regierung das Wachstum jetzt allerdings vor allem gezielt stützen. Eine massive quantitative Lockerung wie etwa in Form von direkten Anleihenkäufe der PBoC scheint damit wenig wahrscheinlich zu sein. Die Regierung hat  vielmehr Kapital in staatliche Entwicklungsinstitute eingeschossen, die jetzt den sozialen Wohnungsbau fördern und gezielt Kredite  an Landwirte Agrarsektor erteilen sollen.  Mit fiskalen Massnehmen wie es der sektorenweisen Senkung von Importzöllen oder auch der Deregulierung des Pharmamarktes soll  auch der Privatkonsum gefördert werden.

Aktienmarkt applaudiert

Die chinesischen Börsen, an denen es in der Vorwoche an breiter Front zu Abgaben kam, reagierten am Montag auf den gelpolitischen Entscheid der PBoC im frühen Handel mit deutlichen Kursgewinnen. Der Shanghai Composite Index legte 1,4% und der Hongkonger Hand Seng Index 0,7% zu.

 

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