Der Hedge-Fund-Tycoon Robert Mercer und seine Tochter Rebekah spielen im Machtzirkel des US-Präsidenten eine Schlüsselrolle.
Unter den Geldgebern der Republikanischen Partei hat Donald Trump mehr Feinde als Freunde. Für Robert Mercer hingegen ist der Antritt des neuen US-Präsidenten eine tiefe Genugtuung. Der New Yorker Hedge-Fund-Manager, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, war Trumps grosszügigster Mäzen im Wahlkampf und ist damit zu einem der einflussreichsten Hintermänner in Washington avanciert.
Mercers Verschwiegenheit ist legendär. «Ich spreche üblicherweise nicht über mich selbst, weshalb es mir unangenehm ist», sagte er 2014 während eines seltenen Auftritts, als er für seine Forschungen in Computerlinguistik geehrt wurde. In New Mexiko aufgewachsen, war er schon in jungen Jahren von Rechnern fasziniert. Seinen ersten Job fand der passionierte Pokerspieler und Sammler von Maschinengewehren bei IBM (IBM 166.81 0.01%), wo er Software zur Spracherkennung entwickelte. Anfang der Neunzigerjahre wechselte er zur Investmentgesellschaft Renaissance Technologies, die er seit 2009 mit einem früheren IBM-Kollegen leitet.
Wie zu Mercer gibt es zu Renaissance Technologies kaum Informationen. Anderthalb Autostunden ausserhalb von New York auf Long Island ansässig, ist das Unternehmen auf den Hochgeschwindigkeitshandel mit komplexen Algorithmen spezialisiert. Firmengründer ist der Mathematikprofessor James Simons, der für den US-Geheimdienst NSA Codes knackte. Das Hauptanlagevehikel ist der Medallion Fund. Er ist ausschliesslich Mitarbeitern vorbehalten und weist in den 28 Jahren seit der Lancierung einen Gewinn von rund 55 Mrd. $ aus. Gemäss Bloomberg macht ihn das zu einem der profitabelsten Funds überhaupt. Verluste gibt es praktisch nie. Die schwächste Performance innerhalb einer Periode von fünf Jahren ist ein Minus von 0,5%.
Anders als bei seinen Firmenkollegen, die vorab die Demokraten unterstützen, schlägt Mercers Herz rechts – und zwar ganz weit aussen. In den Präsidentschaftswahlen hat er gemäss dem Center for Responsive Politics fast 24 Mio. $ für die Republikaner gespendet, was ihn nach dem Kasinomagnaten Sheldon Adelson und dem Investor Paul Singer zum drittgrössten Geldgeber der Partei macht. Bekannt ist weiter, dass er sich 2011 mit 10 Mio. $ massgeblich an der Internetseite «Breitbart News» beteiligt hat. Seither pflegt er ein vertrautes Verhältnis zu Steve Bannon, unter dessen Leitung sich «Breitbart» zur Plattform der rechtsextremistischen Alt-right-Bewegung entwickelt hat. Zudem finanziert Mercer die Researchfirma Cambridge Analytica, die für politische Kampagnen Daten sammelt und analysiert.
Während sich der 70-Jährige meist im Hintergrund hält, laufen die politischen Kontakte vorab über seine Tochter Rebekah. Nach einem Studium an der Eliteuniversität Stanford arbeitete sie zunächst für ihren Vater als Wallstreet-Traderin und steht heute der Mercer Family Foundation vor. Überzeugt, dass Immigration, Aussenhandel und die Wut auf das Establishment zu Kernthemen in den Präsidentschaftswahlen werden, lancierte sie die Lobbyorganisation «Keep the Promise», die unter der Führung der Umfragespezialistin Kellyanne Conway zuerst Ted Cruz unterstützte. Nachdem der erzkonservative Senator aus Texas das Rennen aufgegeben hatte, wechselte Mercer ins Lager von Trump mit der Bedingung, dass Bannon und Conway Schlüsselfunktionen in seinem Team übernehmen.
Trumps Coup in den Wahlen hat die Mercers ins Zentrum der Macht gebracht. Als die Familie Anfang Dezember eine rauschende Kostümparty feierte, zollte ihr der angehende Präsident mit einer Kurzvisite persönlich Respekt. Als Mitglied im Übergangskomitee redete Rebekah ausserdem mit, was die Besetzung von Trumps Kabinett betrifft. Gemäss «Wall Street Journal» hat sie sich etwa gegen den vormaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney als Aussenminister ausgesprochen und sich für Senator Jeff Sessions als Vorsteher des Justizdepartements eingesetzt. Mit Bannon als Trumps Chefstratege und Conway als Beraterin des Präsidenten reicht der Einfluss des «Mercer Clan» tief in das Weisse Haus.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.