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12:03 Uhr - 06.10.2016

Chefstratege von Axa IM: «Aktien untergewichten»

Politische Unsicherheiten und ein langsameres Gewinnwachstum verleiten Axa Investment Managers dazu, Aktien unterzugewichten. Als Alternative empfiehlt Chefstratege Franz Wenzel Unternehmensanleihen.

«Politische Börsen haben kurze Beine – aber wenn wichtige Ereignisse wie Brexit, Verfassungsreferendum in Italien und US-Präsidentschaftswahlen sich Schlag auf Schlag folgen, werden auch die Märkte beeinflusst», sagte Chefstratege Franz Wenzel von Axa (CS 20.06 2.35%) Investment Managers an einem Medienanlass in Zürich. Er erwarte eine unruhige Entwicklung, zumal mit den Regierungswahlen in Frankreich und in Deutschland im neuen Jahr weitere  Entscheide folgten.

Wenzel teilt damit die Meinung der meisten Strategen. In einem aber weicht er vom Konsens ab: Ein Wahlsieg von Donald Trump in den USA müsse nicht zwingend ein Börsengewitter auslösen. Falls der streitbare Milliardär ins Weisse Haus einzöge, «wird er mit schwerem fiskalischem Geschütz zur Ankurbelung der Konjunktur aufwarten». Das könne der Börse durchaus Auftrieb verleihen, zumindest nach einer gewissen Zeit.

Das die politische Seite. Was die Wirtschaft angeht, rechnet Axa IM damit, dass die expansive Geldpolitik der Notenbanken noch länger andauert. In den USA werde es nach einer wahrscheinlichen Leitzinserhöhung im Dezember im neuen Jahr maximal einen Zinsschritt geben. Das Fed achte nicht nur auf Vollbeschäftigung, sondern müsse auch die Produktivität der Wirtschaft ins Kalkül ziehen, und die bleibe schwach.

SNB-Kurswechsel nicht vor 2019

Japan und Euroland hielten die Geldschleusen weit offen. Die EZB werde angesichts der verhaltenen Inflation ihr Anleihenkaufprogramm verlängern. Das hat auch Auswirkungen auf die Schweiz: Solange die EZB die Zinsen niedrig hält, sind der Schweizerischen Nationalbank die Hände gebunden, ansonsten der Franken noch stärker würde. «Die SNB (SNBN 1840 2.17%) wird bestenfalls im Jahr 2019 die Möglichkeit haben, ihr Zinsregime zu ändern», hält Wenzel fest.

Die schwache Produktivität in den USA, die er erwartet, hängt mit einer bescheidenen globalen Entwicklung zusammen. Das Wachstum der Weltwirtschaft bleibe mit 2,5 bis 2,8% «sehr verhalten und verwundbar». Nachdem die USA praktisch wieder Vollbeschäftigung erreicht hätten, komme es zu Lohnsteigerungen. Vielerorts fehle den Unternehmen jedoch die Preismacht, steigende Lohnkosten an die Verbraucher weiterzugeben.

zoomDie Folge ist ein Rückgang der Gewinnmarge. Das fällt nach Meinung des Chefstrategen des französischen Investmenthauses umso mehr ins Gewicht, als die Gewinnschätzungen der Analysten zu hoch seien. Diese würden ein durchschnittliches Gewinnwachstum in den USA und in Europa von rund 10% voraussagen, doch die Realität sei eine andere.

Wachstumsdelle im übernächsten Jahr

Zum Druck auf die Gewinnmarge durch allmählich steigende Lohnstückkosten komme auf die Weltwirtschaft nach der langen Erholungsphase eine «Wachstumsdelle» im übernächsten Jahr hinzu. Keine Rezession, aber ein deutlich geschmälertes Wachstum. Das kontrastiert mit den (zu) optimistischen Gewinnschätzungen und der bereits ansprechenden Aktienbewertung. «Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 signalisiert eine leichte Überteuerung von Aktien».

Axa IM empfiehlt deshalb, Aktien unterzugewichten. Der Versicherer selbst hat die Aktienquote gegenüber dem neutralen Wert um 4 Prozentpunkte zurückgefahren, in einem 50/50-Depot beispielsweise bedeutet das einen Aktienanteil von 46%.

Alternativen gibt’s wenige. Cash ist ohne Rendite, und sichere Staatsanleihen rentieren negativ. Wenzel rät zu Unternehmensanleihen: Niedrige Zinsen in fast allen Ländern reduzierten das Ausfallrisiko. Die expansive Geldpolitik der EZB halte die Risikoprämie tief, und die erwartete Verlängerung ihres Obligationenkaufprogramms wirke zugleich als Sicherheitsnetz. Während kürzerfristige Dollar-Bonds bereits teuer sind, hält der Investmentspezialist Unternehmensanleihen (auch High-Yield) in Euro und Hochrisikotitel in Dollar weiterhin für attraktiv.

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