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18:41 Uhr - 20.11.2015

Verschuldung verschiedener Unternehmen im Detail

» Barry Callebaut
» Dufry
» Gategroup
» Schmolz + Bickenbach

Barry Callebaut

Die Verschuldung des Kakao- und Schokoladenherstellers hinterlässt eher einen bitteren als einen süssen Nachgeschmack. Doch das soll sich ändern: Das Management will die Situation verbessern. Das Augenmerk soll sich vom Umsatz mehr auf den Gewinn verschieben. Die Anstrengungen zur Optimierung des Betriebskapitals sind erhöht worden – und wirken bereits. Für das Verhältnis Nettoverschuldung zu Ebitda wird ein Wert von 2,5 (aktuell 3,2) angestrebt.

Die Verschuldungslage von Barry Callebaut (BARN 1087 0.28%) hat einen Namen: Petra. Mit dem Kauf des Kakaogeschäfts von Petra Foods 2013 verschlechterte sie sich. Die Ertragskraft der erworbenen Aktivitäten hält sich jedoch in Grenzen, auch wegen ungünstiger Markteinflüsse auf das Kakaopulvergeschäft.

Er habe im Moment keine Angst, dass ein Kapitalerhöhung nötig werde, sagt Andreas von Arx, Analyst von Baader-Helvea, mit Verweis auf die besonderen Covenants. Sie schliessen den Einfluss von Kakaopreisschwankungen aus. Das ist wichtig, weil der anhaltende Preisanstieg den Finanzierungsbedarf für das Betriebskapital (konkret für den Kakaovorrat) erhöht und gleichzeitig Druck auf die Marge ausübt. CB

Dufry

Der Reisedetailhändler ist seit Jahren auf Einkaufstour. Grund zur Panik gibt es aber nicht. 2014 hat Dufry (DUFN 121.2 -0.33%) für 1,55 Mrd. Fr. Nuance akquiriert. Dafür hat sie Schulden aufgenommen und Aktien emittiert. Ein Jahr später das gleiche Spiel, nur hat sich der Einsatz mehr als verdoppelt. Für World Duty Free (World Duty Free 0 0%) hat Dufry 3,8 Mrd. Fr. hingeblättert. Erneut stemmt der Reisedetailhändler die Akquisition mit einer Kombination aus Fremd- und Eigenkapital.

Die Verschuldungssituation hat sich durch die Übernahme nicht markant verschlechtert. Das wirkt beruhigend. Ende 2013 betrug das Verhältnis Nettoverschuldung zu Ebitda 3,7. Seither bewegt es sich zwischen 3 und 4. Ende September standen 4,2 zu Buche. Das Unternehmen selbst weist 3,9 aus, da es Sonderkosten herausrechnet.

Die Ratingagentur Moody’s benotet die Gesellschaft mit Ba3. Das liegt knapp unter Investment-Grade-Niveau. Das Management sieht darin kein Problem. Es will die Verschuldung abbauen, hat aber keine Eile. Der Weltmarktführer im Reisedetailhandel fokussiert auf das Wachstum. Dementsprechend schüttet er derzeit keine Dividende aus. ML

Gategroup

Der Airline-Caterer ist erst seit 2009 an der Börse. Vorher war er im Besitz verschiedener Private-Equity-Gesellschaften. Ende 2008 wies Gategroup (GATE 39.3 -0.76%) eine Eigenkapitalquote von 4% aus. Für ein Unternehmen in Private-Equity-Besitz ist das nicht unüblich. Seit dem Börsengang hat sich die Verschuldungssituation aber deutlich verbessert. Ende September belief sich die Eigenkapitalquote auf 15%.

Operativ hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren mehrfach enttäuscht. Im April dieses Jahres hat Xavier Rossinyol als CEO das Steuer übernommen. Zusammen mit Finanzchef Christoph Schmitz hat er verschiedene Initiativen ergriffen, um Gategroup finanziell besser aufzustellen: Mit Banken wurde ein neuer Kredit ausgehandelt, eine teure Hochzinsanleihe wurde frühzeitig zurückgezahlt.

Die jährlichen Zinskosten sinken dank diesen Massnahmen von 26 auf 10 Mio. Fr. Weiteres Sparpotenzial sieht das Management in der Steuerquote. Der Airline-Caterer will auch operativ wieder überzeugen. Die Erhöhung der Ebitda-Marge und das positive organische Umsatzwachstum im dritten Quartal sind womöglich Vorboten einer Trendwende. ML

Schmolz + Bickenbach

Vor gut zwei Jahren hat Schmolz + Bickenbach (STLN 0.55 3.77%) mit einer massiven Kapitalerhöhung die Nettoschulden von 900 auf 610 Mio. € verringert. Dank besserer Finanzstruktur, Effizienzsteigerungen und Sparmassnahmen sah es danach aus, dass der Hersteller von Speziallangstahl endlich eine gesunde Basis hat. Doch dann kam die Baisse der Rohstoffpreise. Trotz hoher Spezialisierung leidet S+B unter sinkenden Verkaufspreisen und zusätzlich unter Nachfrageschwund im Kundensegment Öl und Gas. 2015 wird Verlust geschrieben.

Erneut gilt das Prinzip Hoffnung: Die Nettoschulden betrugen Ende September 545 Mio. €. Für 2016 ist ein Ebitda von 170 Mio. € zu erwarten. Das Verhältnis Nettoverschuldung zu Ebitda erreicht dann viel zu hohe 3,2. Immerhin ist das Gearing (70%) kein Problem.

Doch das Misstrauen der Investoren wächst. Die Anleihe mit Coupon 9,875% notiert nur knapp über 100%, nach 108% im Sommer. Der Aktienkurs hat sich seit Jahresanfang halbiert, das Kurs-Buchwert-Verhältnis beträgt klägliche 0,6. Das Unternehmen muss beweisen, dass es die Nettoschulden aus eigener Kraft verringern kann. Das Hoffen auf ein Ende der Baisse an den Rohstoffmärkten allein hilft nicht. BA

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