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13:05 Uhr - 20.11.2014

Devisenmarkt ignoriert die Umfragen zur Goldinitiative

Der Franken notiert unverändert nahe am Euromindestkurs.

Die mit Spannung erwartete zweite repräsentative Umfrage über das voraussichtliche Abstimmungsverhalten zur Goldinitiative hat die Erwartungen bestätigt: Wie SRG am Mittwochabend berichtete, ist der Anteil der Befürworter gesunken: gegenüber der ersten Befragung im Oktober von 44 auf 38%.  Die im Auftrag der Pendlerzeitung «20 Minuten» durchgeführte Umfrage zählt sogar nur 28% Zustimmung, aber dafür 64% Ablehnung. Den Initianten scheinen die Felle davonzuschwimmen. Wäre heute Abstimmung, würde die Goldinitiative wohl abgelehnt.

«Der Ausgang bestätigt unsere Einschätzung, dass die Wahrscheinlichkeit einer Annahme der Initiative vernachlässigbar gering ist», kommentiert die Bank Barclays (BARC 232.95 -1.19%) heute Morgen. Die meisten Währungsexperten sind der gleichen Meinung.

Mindestkurs bleibt in Gefahr

Der Markt ist allerdings anderer Ansicht. Die SRG-Umfrage sorgte am Mittwoch im Handel nur für einen minutenlangen Kursprung von 1.2012 auf 1.2025 Fr./€, interessanterweise begann der Kursanstieg vor der offiziellen Publikation. Kurze Zeit später notierte das Währungspaar wieder wie gehabt nahe 1.2012 Fr./€. Am Donnerstag festigte sich der Franken sogar und näherte sich dem Mindestkurs noch ein kleines Stück.

«Der Markt hat sich bereits darauf eingestellt, dass die Goldinitiative nicht angenommen wird», sagt Ian Stannard, Leiter FX Research Europa bei Morgan Stanley (MS 35.48 0.03%). «Der Wechselkurs wird vorerst auf dem aktuellen Niveau verharren. Im gegenwärtigen Umfeld am Devisenmarkt gibt es wenig Spielraum nach oben.» Stannard rechnet damit, dass sich der Franken nach einer Ablehnung am 30. November nur gegen 1.2040/1.2050 Fr./€ abschwächt, mehr nicht. Mit anderen Worten: Der Mindestkurs bleibt auch ohne Goldinitiative unter Druck. Und die Nationalbank muss weiter in Bereitschaft bleiben, um jederzeit im Devisenmarkt intervenieren zu können.

«Mispricing am Optionenmarkt»

Warum die Kursreaktion am Kassamarkt nach wenigen Momenten erlosch, lässt sich auch mit den Positionen am Optionenmarkt erklären. Die Prämien für Euro-Verkaufsoptionen (Puts) sind auch nach der Publikation der Umfragewerte hoch geblieben. «Es ist immer noch deutlich teurer, einen Euro-Put zu kaufen, als einen Euro-Call», sagt Marcus Hettinger, verantwortlich für die Devisenanalyse bei Credit Suisse (CSGN 25.04 -0.91%). Der Optionenmarkt hat also so gut wie nicht reagiert. «Nur die Einmonatsprämien notieren leicht tiefer, aber sie sind weiterhin viel teurer als entsprechende Calls», konstatiert der Währungsexperte.

Die Märkte bleiben nervös, urteilt die Bank Barclays mit Blick auf die hohe implizite Volatilität (erwartete Schwankungsbreite) im Franken-Euro-Kurs. Das kann auch dem immer noch hohen Anteil Unentschlossener unter den Stimmbürgern zugeschrieben werden, der mit Blick auf die Umfrageergebnisse für Unsicherheit sorgt.

Die Bewertungen an den Terminmärkten, die sich auf den Zeitraum von einem bis zwölf Monaten beziehen, überraschen. Sie sind unlogisch: Selbst wenn die Initiative durchkommen sollte, ist nicht davon auszugehen, dass die Nationalbank rasch handlungsunfähig würde und den Mindestkurs aufgeben müsste. Die Initiative wäre erst noch mit Gesetzesbestimmungen umzusetzen, wobei zahlreiche offene Fragen juristisch geklärt werden müssten. Im Übrigen sieht selbst der Initiativtext mehrjährige Übergangsfristen vor. Der Status quo bliebe somit vorerst in jedem Fall gewahrt.

Sowohl Credit Suisse als auch Barclays bezeichnen die Kurse am Optionenmarkt als «Mispricing». Beide sagen eine deutliche Korrektur voraus für den Fall, dass die Goldinitiative an der Urne am 30. November scheitert. Und dass das eintritt, ist seit dieser Woche ein Stück wahrscheinlicher geworden.

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