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13:42 Uhr - 13.09.2016

Pensionskassen benachteiligen die Erwerbstätigen

Der Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen würde bei einer marktnahen Bewertung der Verpflichtungen knapp 5 Prozentpunkte auf 101% fallen. Vor allem jüngere Personen sollten mehr selbst sparen.

Die schweizerischen Pensionskassen haben gemäss Beobachtung des Beratungsunternehmens Complementa bis August dieses Jahres rund 2,7% Anlageperformance erreicht. Dennoch würde der durchschnittliche Deckungsgrad bei marktnaher Bewertung knapp 5 Prozentpunkte auf 101% fallen.

Der Marktwert des Vermögens würde folglich den Barwert der Verpflichtungen nur noch minimal überdecken.

Anteil der Kassen in Unterdeckung auf 20% verdoppelt

Bei einer ökonomisch korrekten Rentenbewertung verdoppelte sich der Anteil von Pensionskassen in Unterdeckung gemäss Complementa von etwa 10 auf gut 20%.

Aus einer Umfrage bei 381 Pensionskassen mit zusammen 528 Mrd. Fr. Vermögensanlagen geht hervor, dass zur Rentenbilanzierung Ende 2015 im Schnitt ein technischer Zins von 2,7% verwendet wurde. Dieser Diskontsatz übersteige jedoch die Renditeerwartung der Pensionskassenvermögen, die Complementa für einen mehrjährigen Zeitraum auf noch 2,4% schätzt.

Anlageerfolg ungleich verteilt

Eine Renditeschere zeige sich auch in der Verteilung des Anlageertrags. So sei den Spargeldern der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,9% Zins, den Kapitalien der Rentner jedoch der technische Zins von 2,7% gutgeschrieben worden. Diese Ungleichbehandlung benachteilige die im Erwerbsleben stehenden Personen.

Die Complementa-Analysten warnen deshalb, dass die im Vergleich zu den Rentnern geringere Zinsgutschrift für Beschäftigte deren individuelles Altersguthaben langsamer als notwendig steigen lasse, um daraus künftig kräftige Renten zu berechnen.

Viele haben übertriebene Rentenhoffnungen

Zu viele Menschen gehen offenbar weiterhin von grosszügigen Rentenzahlungen aus. Rund ein Drittel der Personen in der Schweiz würde ein Renteneinkommen von über 90% des letzterhaltenen Salärs erwarten, berichtet die UBS (UBSG 14.13 0%) aus den Ergebnissen einer Umfrage.

Da diese Erwartung wegen der Niedrigzinslage und des zunehmenden Lebensalters wohl nicht erfüllt werden könne, nehme das ergänzende private Vorsorgesparen in der Säule 3a eine bedeutendere Rolle ein, schreiben die UBS-Analysten. Die Umfrage habe jedoch ergeben, dass nur gut die Hälfte der Befragten in die dritte Vorsorgesäule einzahle.

3a-Sparen noch wenig verbreitet

Für den Verzicht auf ein 3a-Vorsorgekonto werden als Motive der Mangel an verfügbarem Geld oder eine nur teilzeitliche Beschäftigung angegeben. Wer eine oder mehrere 3a-Vorsorgebeziehungen bei Banken oder Versicherern unterhalte, behalte das Guthaben grossmehrheitlich auf Kontobasis. Lediglich 21% von ihnen würden 3a-Gelder in Wertschriftenform anlegen.

Die UBS rät besonders jüngeren Personen, die Anlagechancen von Wertschriftenlösungen zu nutzen. Das Tiefzinsumfeld zwinge zu einem Umdenken. Dabei soll der Fokus nicht auf den Wertschwankungen liegen, denen beispielsweise Aktieninvestments unterlägen, sondern auf dem Endresultat. Der häufig lange Anlagehorizont bis zum Erreichen des Pensionsalters reduziere die Wahrscheinlichkeit eines Teilverlusts.

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